Zur Karriere von Christine Manhardt

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich erlernte den Beruf der Verkäuferin in einer Café-Konditorei, diese Tätigkeit machte mir jedoch keinen Spaß. In meiner Jugend war ich ein sehr unruhiger Geist, sprang von einer Arbeit zur nächsten und konnte auch mit Autorität nicht umgehen. Als ich meinen Mann kennenlernte, der eine eigene Landwirtschaft führte, erkannte ich, daß das für mich die geeignete Tätigkeit war. Ich war meine eigene Chefin, und ich liebte das Arbeiten in der freien Natur. Wir machten uns mit Gemüseanbau selbständig und verkauften unsere Produkte am Naschmarkt. Das war für mich eine neue Erfahrung und eine fremde, faszinierende Welt. Später verkauften wir unser Gemüse auch am Großmarkt in Inzersdorf. Da ich immer ein geradliniger Mensch war, konnte ich mir ein gutes Geschäft aufbauen. Nebenbei erzog ich drei Kinder und versorgte Mann und Schwiegermutter, aber ich betrachtete die Arbeit immer als Hobby. Als die Supermärkte immer größer wurden, hatten wir immer weniger Chancen mit unseren Erzeugnissen. Mein Mann und ich beschlossen daraufhin, den Gemüseanbau aufzugeben und stattdessen einen kleinen Heurigen mit Garten sowie Weingarten zu erwerben, und wir stellten bald fest, daß uns diese berufliche Aufgabe großen Spaß machte. Wir bekamen mit unserem ersten Heurigen, der sich in einer kleinen Gartensiedlung befand, jedoch Probleme mit dem Gesundheitsamt, weshalb wir beschlossen, unseren Bauernhof umzubauen und mit dem Heurigen hierher zu übersiedeln. Der Erfolg gibt uns mittlerweile recht.

Zum Erfolg von Christine Manhardt

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich sehr viel - man muß aber aufpassen, nicht größenwahnsinnig zu werden. Ich habe große Freude damit, daß wir hier eine schöne Umgebung geschaffen haben, in der sich die Gäste wohl fühlen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Auf gewisse Weise fühle ich mich erfolgreich, da mein Mann und ich die Ziele, die wir uns gemeinsam gesteckt haben, auch erreichen konnten. Es hat seinen Reiz, sich etwas vorzunehmen und dieses Vorhaben zu erreichen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich hatte von Kindheit an eine Vorliebe für schöne Kleider, aber damals konnte ich mir nicht viel leisten. Außerdem gehen mein Mann und ich sehr gern in gute Lokale essen. Es ist unsere Lebenseinstellung, uns einen gewissen Luxus leisten zu wollen, und dafür macht es Sinn zu arbeiten.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich bin ein sehr positiver Mensch. Wenn man mit offenen Augen durch das Leben geht und bewußt lebt, erkennt man, daß das Leben schön ist. Außerdem bin ich auch ein sehr großzügiger Mensch: Wenn mich jemand um etwas bittet, schlage ich niemandem die Tür vor der Nase zu. Für mich sind alle Menschen gleich, daher kann ich mich auch mit Menschen aus anderen gesellschaftlichen Schichten gut unterhalten.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Im Rückblick betrachtet gab es keine bestimmte Person auf meinem Lebensweg, die mich wesentlich beeinflußte. Ich habe immer auf meine innere Stimme gehört.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Die Branche ist so flexibel wie jede andere auch. Auch die schwierigsten Probleme lassen sich lösen, und wenn man will, findet man immer einen Ausweg.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Entscheidend für mich sind Höflichkeit, Sympathie und Ehrlichkeit, wobei für mich der allererste Eindruck zählt. Ich verfüge schon seit frühester Jugend über eine sehr gute Menschenkenntnis und habe mich hierbei noch nie getäuscht. Mich dann tatsächlich auf mein Bauchgefühl zu verlassen wollte ich jedoch erst in späteren Jahren, als ich erkannt hatte, daß sich meine Vorahnungen stets mit den tatsächlichen Erfahrungen deckten.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Besonders die letzten Jahre waren für unseren Wein aus eigenem Anbau hervorragend. In der Küche werden nur die allerbesten Zutaten verwendet. Unsere Hausmannskost - wie Grammelknödel und Surbraten - ist bei unseren Gästen überaus beliebt.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Wie ich das früher gemacht habe, weiß ich nicht mehr, es hat aber immer gut funktioniert. Ich bin zum Markt gefahren, hatte Familie und einen Haushalt zu versorgen, trotzdem hatte ich immer auch Zeit für mich und habe nebenbei immer viel gelesen. Wenn ich heute auf mein Leben zurückblicke, würde ich alles wieder genauso machen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Die Jugend braucht mehr Idealismus und Achtung vor den Mitmenschen. Der Respekt vor dem Nächsten ist etwas, das ich an der heutigen Jugend vermisse. Heute kapseln sich viele Menschen ab, was ich als unerfreulich erachte, da man so nicht lernt, wie wichtig familiärer Zusammenhalt ist.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein schönstes Ziel wird dann erreicht sein, wenn mein Sohn das Geschäft übernehmen wird. Ich selber kann mir zwar kaum vorstellen, dann wirklich in den Ruhestand zu gehen, denn als gestandene Tirolerin ist für mich die Arbeit in der Gastwirtschaft, und speziell das Kochen, einfach zu interessant. Reisen und einige andere Hobbys werden aber sicherlich ein wenig mehr Raum einnehmen.