Zum Erfolg von Laszlo Mihoczy
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, gerne zur Arbeit zu gehen, und Erfolg bedeutet für mich, meine Ziele zu erreichen. Als Erfolg sehe ich auch ein gutes und offenes Arbeitsklima im Team, wie es an unserer Station herrscht. Als Erfolg ist weiters die Tatsache zu sehen, daß meine Mitarbeiter gerne mit mir zusammenarbeiten. Erfolg ist natürlich auch die Dankbarkeit meiner Patienten.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich glaube schon. Ich hätte immer wieder untergehen oder in Selbstmitleid versinken können - aber es gelang mir doch, immer wieder aufzustehen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich bin ein ehrlicher Mensch, ich bin kritikfähig, das heißt, daß ich konstruktive Kritik gerne annehme und daraus zu lernen versuche. Ich verfüge auch über die Fähigkeit, nach einem Rückschlag im Leben immer wieder aufzustehen und mich nicht unterkriegen zu lassen.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Seit ich auf der Station hier am Hartmannspital tätig bin, empfinde ich mich wirklich als erfolgreich. Die Geriatrie ist hier so etwas wie die Sonnenseite der Internen Medizin: die über Achtzig- und Neunzigjährigen, die nicht aufgeben und aktiv sein wollen, gehen nach ihrer Therapie bei uns wieder nach Hause, und genau dafür sind wir da - und das ist eine sehr erfreuliche Arbeit.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Es gab immer wieder viele kleine Entscheidungen, die bedeutend waren. Die größte und folgenschwerste Entscheidung war ganz sicherlich jene, Ungarn zu verlassen, und es war zweifellos auch die richtige.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ganz sicher hat mich mein Vater sehr geprägt. Er behauptete zwar von sich selbst, ein bequemer Mensch zu sein, aber er schaffte es, dank umfassender Sprachkenntnisse und ohne irgendeine Parteizugehörigkeit, eine internationale Berühmtheit auf seinem Gebiet zu werden. Er war nicht nur mein Vater, sondern auch mein bester Freund, der mir in vieler Hinsicht als Vorbild diente.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
In Ungarn war ich schon unter der Kollegenschaft anerkannt, was auch auf meine Vortragstätigkeit zurückzuführen war. Ein Lächeln einer Stationsschwester, ein freundliches Wort oder eine freundschaftliche Geste eines Mitarbeiters, aber natürlich auch die Zufriedenheit meiner Patienten, das ist für mich die höchste Anerkennung.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
In erster Linie lähmt uns im Spital eine sehr aufwendige Administration. Sie stiehlt uns die Zeit, die wir für die Patienten bräuchten. Der Verwaltungs- und Dokumentationszwang ist ein echtes Problem, weil viel Zeit und Energie gewissermaßen fehlgeleitet werden.Welche sind die Stärken Ihrer Abteilung? Menschlichkeit mit gleichzeitiger Strenge. Wir behandeln unsere älteren Patienten durchaus mit sanftem Druck und motivieren sie auch immer wieder dazu, nicht aufzugeben. Wir haben ein familiäres Verhältnis, in dem sich jeder Patient wohl und persönlich betreut fühlt.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich war ein Einzelkind, dem sehr viele Freiheiten gewährt wurden, doch wurden gleichzeitig auch sehr hohe Ansprüche an mich gestellt. Daß ich Vorzugsschüler war und im Haushalt mithalf, war eine Selbstverständlichkeit. Heute wollen Kinder oft alles haben und wenig leisten - ich meine, daß Leistung und Lohn in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen sollen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte meinen Töchtern helfen, so lange es notwendig ist, und ich möchte gerne etwas mehr Zeit für das Reisen und das Lesen haben. Ich bin kein Sammler und mache mir nichts aus materiellen Werten, ich möchte vor allem noch etwas erleben. Ich möchte aber auch meine Station noch so lange wie möglich weiterführen und so weit wie möglich ausbauen.