Zum Erfolg von Ernst Lischka
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet, im Rahmen seiner individuellen Möglichkeiten in seinem Bereich das Beste zu machen, egal in welchem Bereich. Das kann in wirtschaftlichen oder handwerklichen Tätigkeiten ebenso liegen wie im Großziehen der Kinder. In unserer Branche ist der berufliche Erfolg auch von der jeweiligen Konjunkturlage abhängig.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, im Verhältnis zur Branche war mein Erfolg ganz gut. Ich sehe mich aber nicht als Überdrüber aufgrund meines Postens. Den erhielt ich aufgrund des Glücks, meiner Gaben, schneller Auffassung, Konzentrationsfähigkeit, weil ich nicht leicht ermüde und des Umstandes, daß das Unternehmen expandierte. Meinen Erfolg sehe ich auch unabhängig von Einkommen. Ich arbeite gerne und suche gerne neue Herausforderungen.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Neben der Mischung der vorher genannten Faktoren waren mein Talent, mit anderen Menschen umgehen zu können und meine Fähigkeiten in der Personalführung ausschlaggebend für meinen Erfolg.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich betrachtete es jedesmal als persönlichen Erfolg, wenn ich eine angestrebte Tätigkeit übertragen bekam. Ich strebte nicht bewußt die Position des Vorstandsvorsitzenden an, eine führende Rolle jedoch schon.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
In meiner Jugend war ich aktiver Fußballer in Vereinen der zweiten und dritten Liga und erhielt mit 18 das Angebot, Austria Salzburg beizutreten. Dazu hätte ich meine Ausbildung aufgeben müssen. Der Unfall eines damals bekannten Spielers, der ihn zur Beendigung seiner Karriere zwang, brachte mich zur Entscheidung, doch meine Schule zu beenden und Fußball nur mehr als Hobby zu betreiben.Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Man sollte seinen eigenen Stil pflegen, ohne das Rad dazu neu zu erfinden. Reines Kopieren und Imitation ist in jeder Phase schlecht. Ich würde kein komplettes System übernehmen und weiterführen wollen, die guten Aspekte aber durchaus verwenden.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Hugo Mischek, der auch nicht zu imitieren ist, errichtete den ersten Fertigteilbau in Österreich und meine Lehrer an der HTL fürchteten um die künstlerische Freiheit der Architektur. Ich sah mir den Bau damals genau an und gab meinen Professoren Kontra. Zu Mischek, der zufällig an der HTL Personal suchte ging ich zum Teil aus Opposition zu den Lehrern. Hier mußte ich, um die an mich gestellten Aufgaben bewältigen zu können, immer mein Hirn einschalten - und um Hugo Mischeks Gedanken zu verstehen, mußte ich stets meinen Geist schulen. Zuletzt gab es zwischen Herrn Mischek, der mein väterlicher Freund wurde, und mir blindes Verständnis. Vorstandssitzungen, die anderswo stundenlang dauern, sind bei uns in zehn Minuten erledigt.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Anerkennung erfahre ich aus meiner Tätigkeit heraus, mit der Tatsache, daß das Personal zu mir steht, ich von der Familie Mischek geschätzt werde, durch 250 Gratulanten zu meinem 60er, aber auch anhand des Gehaltes, das ich verdiene. Ich heische aber nicht nach Anerkennung.Welches Problem erscheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Einen gravierenden Ausbildungsmangel orte ich besonders im Bereich Personalführung. Schulabgänger sind oft fachlich exzellent, scheitern aber, wenn es darum geht, Mitarbeiter zu führen.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Als Chef ist man nur erfolgreich, wenn das auch die Mitarbeiter wollen. Daher pflege ich einen sehr kooperativen Führungsstil, in dem ich mich von Hr. Mischek, der mehr Alleinentscheider ist, unterscheide. Ich binde Mitarbeiter in die Entscheidungen mit ein und erreiche dadurch, daß sie mehr Motivation haben, diese Entscheidungen mitzutragen. Auch kann man dadurch Fehler frühzeitig erkennen und korrigieren.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? In diesem Punkt bin ich altmodisch: ich rede mit den Anwärtern und entscheide mit meiner Menschenkenntnis nach Gefühl und aufgrund seines Gesamtbildes als Mensch. Auch Mitarbeiter in der dritten Führungsebene wähle ich, gemeinsam mit seinem direkten Vorgesetzten, selbst aus. Mit typischen Beamtentypen könnte ich nicht zusammenarbeiten.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Neben der Mitentscheidung ist auch Anerkennung für nicht alltägliche Leistungen ein wichtiger Motivationsfaktor. Darunter verstehe ich nicht das Gewähren von Prämien, sondern das Gespräch. Wenn ein Mitarbeiter aus der dritten oder vierten Ebene mit dem Chef über seine Erfolge sprechen kann, die ihm und nicht den Chefs zugesprochen werden, ist das sehr motivierend.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Ich habe einen sehr hohen Zustimmungsgrad unter der Belegschaft. Nach dem Ausscheiden des Mitarbeiters, der zuletzt die Personalabteilung geführt hatte, stimmten 80 Prozent der Belegschaft dafür, daß ich die Personalleitung übernehmen solle. Da ich selbst alle Stationen innerhalb des Betriebes durchlaufen habe, kenne ich die Sorgen der Mitarbeiter auf allen Ebenen sehr genau.
Wie ist Ihr hierarchischer Strukturkoeffizient?
Die Holding beschäftigt in allen Tochterunternehmen, Bauträgern, Planungsunternehmen und Auslandsniederlassungen insgesamt siebenhundert Mitarbeiter. Je nach Struktur des jeweiligen Unternehmens gibt es drei bis vier Führungsebenen.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Das Personal ist unser größtes Kapital. Wir haben keine Jobhopper, sondern zahlreiche Mitarbeiter, die bereits seit mehr als zwanzig, einige sogar schon seit 30 oder 35 Jahren im Betrieb sind. Durch diese geringe Fluktuation steigt die Identifikation mit dem Unternehmen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich habe eine sehr verständnisvolle Frau, die für mein eingeschränktes Privatleben und eine 60-Stunden Arbeitswoche Einsicht aufbringt und selbst berufstätig ist. Natürlich belastet ein erhöhter Arbeitseinsatz die Familie und meine Kinder warfen mir früher vor, daß ich zu wenig Zeit für sie habe. Mein Sohn, der sich mittlerweile selbständig gemacht hat, versteht das heute aber sehr gut. Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Ich besuche zwar keine langen Seminare, bilde mich aber durch Lesen von - vor allem wirtschaftlich orientierter - Fachliteratur laufend weiter. Dafür wende ich heute durchschnittlich fünf Prozent meiner Zeit auf. Der Computer beschleunigt heute die Informationsbeschaffung, die man aber auch umsetzen muß. Seit mehr als zwanzig Jahren unternehme ich mit meiner Gattin jedes Jahr eine drei- bis vierwöchige Fernreise in touristisch wenig erschlossene Länder und Gebiete, um fremde Menschen, Kulturen und Religionen kennenzulernen. Diese Reisen dienen in erster Linie meiner persönlichen Bewußtseinserweiterung.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Jeder sollte das perfektionieren, worin er glaubt, seine Fähigkeiten zu entdecken.