Zur Karriere von Christine Moravec

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach Abschluß der Hauptschule wechselte ich an das musisch-pädagogische Gymnasium, wo ich 1972 maturierte. Anschließend studierte ich an der Technischen Universität in Wien Technische Mathematik mit der Studienrichtung Informations- und Datenverarbeitung. 1980 erfolgte meine Sponsion. Im Sommer war ich jeweils in den Ferien zwei bis drei Monate in Kaprun als Berglehrerin sowie in der Schutzhütte Berghaus Mooserboden, die mein Vater gepachtet hatte, tätig. Die vielen Besucher des Kraftwerkes Kaprun wurden in der Hütte versorgt. Ich verrichtete in diesem Rasthaus alle möglichen Arbeiten, war auch in der Buchhaltung tätig, und verdiente mir so in den Ferien mein Taschengeld. Gegen Ende meines Studiums unterrichtete ich EDV am BFI in der Plösselgasse in der Nähe der TU und spezialisierte mich weiterhin auf die Erwachsenenfortbildung mit Kursen am BFI und an Abendschulen. Als ich mich im Jahre 1984 an einer HTL bewarb, wurde ich an der htl donaustadt im Bereich Nachrichtentechnik als Mathematiklehrerin aufgenommen. Ich meldete mich für die neue Sparte EDV und Organisation, die an dieser Schule gerade im Aufbau begriffen war, und wurde übernommen. Im Schuljahr 2002 / 2003, als der Abteilungsvorstand für Informatik in Pension ging, leitete ich die Abteilung ein Jahr lang provisorisch und bewarb mich gleichzeitig für die Schulleitung. Seit 2003 leite ich die htl donaustadt, eine Elektronik-HTL mit vier verschiedenen Abteilungen, und zwar Höhere Abteilung für Elektronik, Elektrotechnik und Informationstechnologie. Wir führen noch eine Fachschule für Elektronik und eine für Elektrotechnik sowie eine Abendschule für Elektronik. Unsere Schule wird von 1.300 Schülern und Schülerinnen besucht, und mir unterstehen 160 Lehrerinnen und Lehrer sowie Sekretärinnen, Portiere, Schulwarte. Die Höhere Abteilung wird nach fünf Jahren mit Reife- und Diplomprüfung abgeschlossen, die Fachschule endet nach vier Jahren mit der Abschlußprüfung. Die Abendschule schließt nach vier Jahren ebenfalls mit der Diplomprüfung ab.

Zum Erfolg von Christine Moravec

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg erlange ich, wenn ich etwas Positives bewirke, unabhängig vom Materiellen. Alles, wofür ich mich einsetze, und was ich auch erreiche, ist für mich als Erfolg anzusehen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Daß ich mich als Frau auf technischem Gebiet bewährte und auch beim Bergsteigen Erfolge verzeichnete, sehe ich als große Leistung an. Ich bin stolz darauf, daß ich in der Männerdomäne der Bergsteiger und im technischen Ausbildungsbereich so viel erreichen konnte.Was war für Ihren Erfolg ausschlaggebend? Ich bin der Meinung, daß bereits während meiner Kindheit die Weichen für meinen persönlichen Erfolg gelegt wurden. Bedingt durch die Tätigkeit meines Vaters, lernte ich sehr früh um den Umgang und die Motivation von Menschen. In meiner Tätigkeit als Direktorin sehe ich meinen Erfolg auch darin, daß ich bereit bin, Neuland zu betreten und neue Ideen einzubringen. Etwas zu bewegen ist mir sehr wichtig.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein Vater Prof. Fritz Moravec war ein wichtiges Vorbild und glaubte immer an mich. Er bereitete mich darauf vor, in seine Fußstapfen zu treten, und finanzierte meine berufliche Ausbildung und meine Alpinausbildung.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Das Problem an unserer Schule ist, daß wir zu wenige Schülerinnen haben. Mädchen trauen sich diesen Berufszweig und die technische Laufbahn weniger zu und lassen sich davon einschüchtern. Ich versuche immer, den Mädchen das entsprechende Selbstvertrauen zu vermitteln. Ein weiteres Problem sehe ich in der längst notwendigen Sanierung unseres Schulgebäudes. Obwohl kleinere Sicherheitsmängel in den letzten Jahren beseitigt wurden, ist eine Generalsanierung aufgrund des Alters des Hauses (1980) längst fällig.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Eine sehr große Rolle! Unsere Struktur im Haus sieht folgendermaßen aus: Die einzelnen Lehrpersonen unterstehen dem jeweiligen Abteilungsvorstand, welcher für die fachliche und pädagogische Qualifikation verantwortlich zeichnet. Ich vertrete die Schule nach außen hin und gebe den Weg der Schule vor. Ich praktiziere keine Lehr- sondern eine Managementfunktion.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Die Entscheidung für das Amt der Direktorin wurde mit der Familie abgesprochen. Mein Mann ist in Pension, und ich mußte mein Privatleben von vornherein mit meinem Beruf koordinieren. Ich bemühe mich, beide Bereiche zu trennen. Ich bemühe mich beide Bereiche zu trennen, was mir fast immer gelingt.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich bin der Meinung, daß man auch mit einem Handwerk weiterkommen kann, wenn man ein Leben lang im Lernprozeß bleibt. Die Bereitschaft zum Umlernen muß jederzeit vorhanden sein. Wichtig ist natürlich die Freude am Beruf.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Meiner Erfahrung nach beneiden europäische Länder um diesen Schultyp. Diese Art ist in Europa einzigartig, denn wir vermitteln Allgemeinwissen und technische Kompetenz. Daher werde ich mit Nachdruck mein Augenmerk darauf richten, vermehrt Persönlichkeiten aus der Wirtschaft in die Schule zu bringen. Schüler und Schülerinnen sollen die Möglichkeit haben, Informationen über die Wirtschaft aus erster Hand vermittelt zu bekommen. Heutzutage kreidet man den Absolventen von Fachhochschulen und Universitäten mangelnde Praxis an. Dies trifft bei unseren Absolventen nicht zu, bedingt durch unsere Art der Wissensvermittlung steht jedem Schüler bzw. jeder Schülerin nach Beendigung der Ausbildung die berufliche Welt offen. Es ist zwar Österreichs teuerster Schultyp, dafür aber auch einer der erfolgreichsten.
Ihr Lebensmotto?
Positives Denken!

Einführung in die DV für die HAK: Pichler Verlag, 1984 (Schullehrbuch, Herausgabe); Elektronischer Rechtsverkehr, Manz Verlag 2000 (in Zusammenarbeit mit Bruder).