Zur Karriere von Tanja Baumgartinger

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich besuchte im Anschluß an die Volksschule die Musikhauptschule. Danach wechselte ich an die Handelsakademie in Spittal an der Drau, wo ich 1992 maturierte. In weiterer Folge absolvierte ich von 1993 bis 2000 das Studium der Betriebswirtschaft an der Universität Graz. Die Entscheidung, nach Graz zu gehen, fiel mir nicht schwer, denn da mein Lebensgefährte Manfred Koch bereits dort lebte, zogen wir zusammen. Da ich kaufmännisch wie technisch sehr interessiert war, übte ich bereits während des Studiums im Sommer eine Sekretariatstätigkeit in einem Ingenieurbüro in Deutschland aus. Als 1999, in der Endphase meines Studiums, eine Dame für die Abendkassenbetreuung der Kleinkunstbühne in Graz gesucht wurde, übernahm ich diese Stelle. Nach einem Gespräch mit der Wirtin übernahm ich kurzerhand auch eine Anstellung als Kellnerin während der Vorstellungen. Als kurzfristig ein Umbruch in der Struktur der Kleinkunstbühne erfolgte, wurde eine neue Geschäftsführung des Vereins zur Förderung der Kleinkunst gesucht, und mein Partner und ich kamen so zu dieser Tätigkeit beinahe wie die Jungfrau zum Kind. Um das Abendprogramm zusammenstellen zu können, fuhren wir durch das Land, schauten uns andere Bühnen, Nachwuchsveranstaltungen sowie das bisherige Programm an. Davon ausgehend arbeiteten wir den nächsten Halbjahresplan aus und konnten bei der anschließenden Präsentation die Damen und Herren des Vereins restlos überzeugen. Ich leite den Betrieb nunmehr seit 1999, gemeinsam mit Manfred Koch, und bin sehr zufrieden mit unserer Taktik der Halbjahres-Vorausplanung, die uns erlaubt, auch flexibel zu sein und kurzfristig interessante Projekte zu realisieren. Mein Beruf ist ein sehr spannendes Tätigkeitsfeld, das mich jeden Tag aufs neue fordert und fördert. Man erlebt viele tolle Sachen, lernt die verschiedensten Persönlichkeiten kennen, sammelt Erfahrung im Umgang mit den unterschiedlichsten Menschen und entwickelt sich kontinuierlich weiter.

Zum Erfolg von Tanja Baumgartinger

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, zufrieden, gesund und glücklich zu sein - sowohl familiär als auch beruflich. Wenn ich zum Beispiel meine kleine Tochter anschaue und sehe, es geht ihr gut, dann geht es mir auch gut. Beruflicher Erfolg schlägt sich vor allem in ausverkauften Veranstaltungen nieder und bedeutet, Künstler und Publikum gleichermaßen zu motivieren und zufriedenzustellen. Wenn die Resonanz gut war, der Künstler von der Bühne kommt und sagt, toll war es; und wenn ich nach Hause gehen und sagen kann, es war schön, dann gibt mir das ein Erfolgsgefühl. In unserer Sparte ist es nicht möglich, wirtschaftlichen Erfolg zu erzielen. Natürlich ist es mir ein Anliegen, einen hohen Besucherschnitt zu erreichen, denn nur dadurch und dank Subventionen ist ein Überleben auf Dauer gesichert.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich sehe mich als erfolgreich, da ich beruflich wie privat sehr glücklich bin. Ich stelle mich in den guten Dienst der Sache und kann gut mit meinen Mitmenschen umgehen. Das positive Feedback meines Umfeldes bestätigt mich in meinem Erfolg und verstärkt meine Freude an meiner Tätigkeit. Früher hätte ich Erfolg vielleicht allein nach wirtschaftlichen Kriterien beurteilt, doch wenn ich heute über mein Leben nachdenke, so fühle ich mich zufrieden und erfüllt.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Der wesentlichste Erfolgsfaktor war bestimmt meine Offenheit allen Bereichen gegenüber. Für mich existiert nichts, was mich nicht interessiert. Ich bin ein sehr kommunikativer und kontaktfreudiger Mensch, der gerade im Bereich der persönlichen Künstlerbetreuung und der Erfüllung der Publikumswünsche flexibel und spontan agiert. Ich liebe es, die unterschiedlichsten Persönlichkeiten kennenzulernen und individuell auf sie einzugehen. Die Herausforderung, an jedem neuen Tag kulturelles Interesse zu wecken und unsere Besucher wie Künstler zufriedenzustellen, ist eine Aufgabe, die mir Spaß macht und mich voll und ganz erfüllt.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich bin grundsätzlich sehr begeisterungsfähig. Das gesamte Leben stellt für mich eine Herausforderung dar - und ich schätze Herausforderungen sehr, da so der Alltag nie eintönig wird.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Es war sicherlich die erfolgreichste Entscheidung meines Lebens, eine Familie zu gründen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein Lebensgefährte, Manfred Koch, hat mich sehr geprägt. Er hat mich stets unterstützt, seine Vielseitigkeit auf mich übertragen und mich immer wieder angespornt. In seiner Zielstrebigkeit war er mir sicherlich ein Vorbild, dem ich gerne nacheiferte. Zu meiner Familie habe ich bis heute ein sehr gutes Verhältnis. In meiner Kindheit war es vor allem mein Großvater Josef Mara, der nach dem frühen Tod meines Vaters eine wichtige Bezugsperson für mich darstellte. Er war stets für mich da, und er brachte mir die Liebe zur Natur, zu Pflanzen und Tieren, nahe.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Anerkennung erhalte ich einerseits durch die Zufriedenheit von Künstlern und Publikum und andererseits durch meine Familie, die mich in allen Lebenslagen immer tatkräftig unterstützt hat.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Die Stärke des Vereins zur Förderung der Kleinkunst liegt sicherlich in unserer überaus guten internen Zusammenarbeit, die in einer ausgezeichneten Symbiose resultiert. Wichtig für unseren Erfolg ist auf jeden Fall auch die persönliche Motivation jedes einzelnen Mitarbeiters. Wir sind wie eine große Familie, die ein gemeinsames Ziel verfolgt. Dieses erklärte Ziel ist die Zufriedenheit unseres Publikums als auch jene der bei uns gastierenden Künstler. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Da wir eigentlich allein auf weiter Flur sind, gibt es kaum Konkurrenz. Mitbewerb belebt den Markt, und es ist sogar wichtig, sich gegenseitig zu befruchten. Wer nur das schnelle Geld sucht, wird nie erfolgreich sein. Denn in unserer Branche zählen vor allem Qualität und Durchhaltevermögen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein erklärtes Ziel ist, weiterhin kontinuierlich gute Arbeit zu leisten und Neuem gegenüber offen zu bleiben. In naher Zukunft sind im Verein keine Änderungen geplant. In privater Hinsicht ist es mein Ziel, mein derzeitiges Glück unbedingt zu bewahren.
Ihr Lebensmotto?
Meine Freiheit endet dort, wo die des anderen beginnt.

Das Kleinkunstjournal - Programmheft der Kleinkunstbühne Hin & Wider