Zur Karriere von Uwe Vinzenz Kohl

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Durch die Kriegswirren kam meine Familie nach Kärnten, wo ich noch immer teilweise lebe. Ich entstamme einer Handelsfamilie. Ich absolvierte die Hotelfachschule, ehe ich im Plaza Athenée, Paris, als Etagenkellner aufgenommen wurde. Weiters war ich im Haus Huissier als Rezeptionist und als Chef de Nuit tätig. Nach zweieinhalb Jahren übersiedelte ich nach London, arbeitete dort im Claridge's, einem der besten Häuser der Metropole, begann als Rezeptionist und wurde alsbald Stellvertreter des Empfangschefs. Danach kehrte ich wieder nach Österreich zurück, arbeitete als Empfangschef im Parkhotel Pörtschach und im Winter im Hotel Edelweiß in Obertauern. In der Folge hatte ich das große Glück, daß mir eine Berliner Familie meine erste Direktionsstellung im Hotel Seehof in Berlin anvertraute. Ich war sehr stolz, mit meinem jungen Alter von 25 Jahren diese große Verantwortung tragen zu können. Nach eineinhalb Jahren kehrte ich als Direktor zurück nach Österreich und führte im Auftrag des Österreichischen Verkehrsbüro 15 Jahre lang die Geschicke verschiedenster Häuser. In dieser Zeit heiratete ich und übernahm die Sanierung des Hotel Astoria. Durch diese Sanierung machte ich mir einen guten Ruf und wollte mich nun endgültig selbständig machen. Ich lernte Herrn Plachutta kennen, der zu dieser Zeit Küchenchef im Astoria war, und wir machten uns gemeinsam selbständig. 1993 trennten wir uns und teilten unsere Unternehmen auf. Seither führe ich meine beiden Lokale Drei Husaren und Grotta Azzurra in Eigenregie.

Zum Erfolg von Uwe Vinzenz Kohl

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich persönliche Zufriedenheit. Wenn ich mit meiner privaten und beruflichen Situation gleichermaßen zufrieden bin, dann bin ich auch wirklich glücklich.

Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, weil die meisten meiner Aktivitäten sehr erfolgreich waren.

Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ausschlaggebend war eine gewisse Triebkraft. Ich wuchs in der Nachkriegszeit auf, mußte zwar nicht Hunger leiden, kann mich aber heute noch erinnern, was es damals alles nicht gab. In diesem Bewußtsein strebte ich danach, meinen Kindern mehr zu bieten und selbst einen gewissen Lebensstandard zu erreichen. Ich verfolgte dieses Ziel sehr ehrgeizig und konsequent.

Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Mir war immer klar, daß man gerade in meiner Branche mit Qualitätsbewußtsein an seine tägliche Arbeit heranzugehen hat. Dies gelang mir, indem ich mich für meine Gäste interessierte. Wichtig ist mir beispielsweise, ständig zu erfragen, ob sie mit dem Gebotenen zufrieden waren. Wenn sich die Gäste dann soweit öffnen, daß sie ehrliche Antworten geben, kann man als Gastronom sehr viel lernen.

Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich glaube nicht, daß ich mich trotz großer Erfolge im Angestelltenverhältnis als erfolgreich sah. Als man mir jedoch als 25-jähriger die Führung eines Hotels anvertraute, empfand ich mich erstmals als wirklich erfolgreich.

Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich erfahre immer wieder öffentliches Lob, aber die größte Anerkennung erfahre ich durch die Familie und seitens meiner Mitarbeiter.

Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich möchte mit Menschen zusammenarbeiten, die selbst Ziele haben. Ich arbeite zwar gern mit Frauen, trotzdem beschäftige ich im Service ausschließlich Männer, weil diese viel streßresistenter sind.

Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Viele Menschen ziehen Harmonie finanziellen Anreizen vor - das gilt vor allem für ältere Leute. Ich führe mit allen Mitarbeitern Einzelgespräche, wobei ich sie frage, was sie sich von ihrer beruflichen Zukunft erwarten. Ich mache keine großen Vorschriften, ich gebe ihnen ein Aufgabengebiet, für das sie verantwortlich sind und das müssen sie selbständig meistern.

Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Meine zweite Frau ist Juristin, wir haben jetzt zwei Kinder miteinander, aber bevor ich sie heiratete, verlangte ich von ihr, daß sie ihren Anwaltsjob zurücklegt. Denn ich wußte, wenn wir beide voll berufstätig sind, kann es nicht funktionieren. Ich wollte keine zweite Scheidung riskieren.

Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Die nächste Generation wird es einmal nicht mehr so leicht haben, weil der Markt relativ gesättigt ist. Ich wünsche mir, daß sich viele junge Leute selbständig machen, das sollen sie auch anstreben, weil es die befriedigendste Tätigkeit ist. Es ist wichtig, den Mut zu haben, diesen Schritt früh genug zu wagen.

Buch über die "Drei Husaren", mit Geschichten, Rezepten und Lifestyle Stories, September 1999.