Zur Karriere von Walter Kutscher

Wie war Ihr Werdegang?
Nach der Matura am musisch-pädagogischen Realgymnasium begann ich sowohl das Studium der Geschichte als auch das Studium der Germanistik. Während des Studiums als nebenberuflicher Erzieher in einer Hauptschule, erkannte ich sehr bald, daß ich mein Ziel, Mittelschulprofessor zu werden, nicht ansteuern werde. Ich spezialisierte mich in Folge also auf Wirtschaftsgeschichte. Parallel dazu unterrichtete ich als Lehrer an einer Hauptschule und sammelte erste Erfahrungen in journalistischer Tätigkeit, als freier Mitarbeiter der österreichischen Weinmarketing Servicegesellschaft. Mein nächster Schritt war die Verantwortung als Marketingmanager in einem großen österreichischen Weinbaubetrieb zu übernehmen, war aber auch zu jener Zeit als Weinbuchautor und Journalist schaffend. Im Jahr 1991 bewarb ich mich als Geschäftsführer bei der österreichischen Weinmarketing-Servicegesellschaft und war dort drei Jahre beschäftigt. Nach einigen Beschäftigungen in Ausland trat ich beim Winzerhaus als Geschäftsführer ein und wechselte dann als Geschäftsführer zum Dinstlgut in Loiben.

Zum Erfolg von Walter Kutscher

Was ist für Sie persönlicher Erfolg? Für mich bedeutet persönlicher Erfolg innere Zufriedenheit.Was ist das Rezept für Ihren Erfolg? Ich bin sehr kommunikativ, aber auch ehrlich und selbstkritisch. Offenheit ist genauso wichtig wie die Pflege des Adenauer-Prinzips. Besonders in der Weinbranche merkt man, wie schnell man sich irren kann, und dieser Tatsache muß man gerecht werden können. Man muß Modeströmungen und Trends erkennen und darauf reagieren.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Ich mußte zwischen dem Lehramt und dem Manager eine Entscheidung treffen und entschied mich für letzteres. Diese Entscheidung prägte mein weiteres berufliches Fortkommen und erwies sich als in einem Maße richtig, daß ich sie in dieser Form wieder treffen würde.Haben Sie Ihre Tätigkeit angestrebt? Die Beschäftigung mit dem Thema Wein begann bereits im Alter von 19 Jahren bei mir. Die Herausforderung für mich war dabei, daß man bei diesem Thema nie auslernen kann. Man muß immer up-to-date sein, weil jeder Jahrgang neue Freuden, aber auch neue Enttäuschungen bringen kann.Spielen die Mitarbeiter beim Erfolg eine Rolle? Das Humankapital ist auch in unserer Wirtschaft eine der wichtigsten Ressourcen. Ich erkannte auch, daß Wein personifiziert werden muß. Der Kunde kauft nicht nur eine Flasche mit Wein, sondern auch die Person, die dahinter steht.Nach welchen Kriterien stellen Sie Mitarbeiter ein? Ein Mitarbeiter, der an der Front steht, muß sich mit dem Produkt, aber auch mit dem Betrieb voll identifizieren können.Welche Rolle spielt Anerkennung für Sie? Anerkennung ist für mich wie das Salz in der Suppe. Ich versuche die persönliche Eitelkeit etwas zu unterdrücken und spiele Understatement. Ich gebe die Anerkennung in dosierter Form auch an meine Mitarbeiter weiter.Spielen Niederlagen in Ihrer Karriere eine Rolle? Mißerfolge zu überwinden und daran nicht zugrunde zu gehen macht jeden Menschen stark. Ich differenziere stark zwischen sachlichen Mißerfolgen und Intrigen.Woraus schöpfen Sie Ihre Kraft? Ich betreibe mit Freude Sport. Während des Laufens zum Beispiel konzipierte ich meine diversen Publikationen. Früher war es auch der Fußball, der mich interessierte. Mit klassischer Musik entspanne ich mich sehr wirksam.Persönliche Zielsetzung, was wollen Sie gern erreichen? Als kurzfristiges Ziel gilt für mich die positive wirtschaftliche Entwicklung des Dinstlguts Loiben. Die Qualität der Produkte ist bereits außergewöhnlich, an der betriebswirtschaftlichen Seite werde ich noch Korrekturen ansetzen. Meinen persönlichen nächsten Schritt konnte ich noch nicht formulieren, aber es wird mit Sicherheit noch etwas anderes kommen. Um hier in Pension zu gehen, fühle ich mich noch zu jung.
Haben Sie Vorbilder?
Bezüglich des Weins bin ich familiär nicht vorbelastet und habe auch in dieser Richtung keine Vorbilder. Ich bewundere diejenigen Winzer, die internationalen Ruf erlangt haben und trotzdem Mensch geblieben sind.Welchen Ratschlag für Erfolg würden Sie gern an die nächste Generation weitergeben? Wir sind in einer Zeit angelangt, in der wir immer mehr zum Spezialistentum neigen. Ich glaube allerdings, daß eine gute Allgemeinbildung in Verbindung mit einem Spezialgebiet und einer gesunden Kommunikation dazugehört, um erfolgreich sein zu können. Bei der Kommunikation denke ich nicht nur an das Internet, sondern auch an Gespräche zwischen Personen. Auch Fremdsprachen, das Wissen und das technische Know-how sind unumgänglich.