Zur Karriere von Werner F. Kreim

Wie war Ihr Werdegang?
Begonnen habe ich mein Jurastudium in München, verlagerte es für kurze Zeit nach Berlin und examinierte schließlich wieder in München. Meine Referendarzeit verbrachte ich ebenfalls in Bayern, hauptsächlich in München. Ich begann meine Anwaltstätigkeit zunächst als Angestellter, dann als assoziierter Anwalt in einer größeren Anwaltskanzlei, die sich auf Urheberrecht spezialisiert hatte. 1978 entschloß ich mich, mich selbständig zu machen. Seither bin ich überwiegend in dem Bereich des Zivilrechts beratend und forensisch tätig, mit Spezialisierung auf Mandanten, die hauptsächlich mittelständische Unternehmen sind. Ich habe mich gegen den derzeitigen Trend zu großen Kanzleien entschieden, da mir der persönliche Kontakt zu dem rundum betreuten Mandanten wichtig ist. Natürlich gibt es in jedem Fachgebiet Spezialisten (etwa im Steuerrecht); ich bleibe aber auch bei Einschaltung eines Spezialisten nach Möglichkeit immer der mit dem gesamten wirtschaftlichen und persönlichen Umfeld des Mandanten vertraute Berater, der möglichst früh in den Entscheidungsprozeß eingebunden ist. Deswegen will ich nach Möglichkeit auch nicht erst im Prozeßfall zugezogen werden, sondern bemühe mich, konfliktverhindernd zu wirken und frühzeitig zusammen mit dem Mandanten juristische und wirtschaftliche Weichenstellungen zu setzen.

Zum Erfolg von Werner F. Kreim

Was bedeutet für Sie Erfolg? Erfolg ist vielfältig; sicher liegt er nicht im oberflächlichen Rechthaben. Sehr wichtig für den Erfolg ist das Vertrauen, das man sich bei seinem Mandanten erarbeitet. Es ist ein mehrfaches Vertrauen: Selbstverständlich in die Fachkompetenz, vor allem auch in die Fähigkeit zur ausgleichenden Verhandlungsführung; daneben aber (und vielleicht sogar am wichtigsten) steht die Fähigkeit des Beraters, rechtzeitig denkbare Konflikte vorauszusehen, Entwicklungen einzuschätzen und Prognosen zu stellen. Sicher verschafft jeder Erfolg eine gewisse Befriedigung, wie man sie etwa durch immer wiederkehrende Aufträge zufriedener Mandanten oder durch Anerkennung der Kollegen bezieht. Wirklichen Erfolg erreicht man allerdings nicht durch vordergründige, zu kurz gegriffene Zielsetzungen, sondern durch die Fähigkeit, sich im Einzelfall zurücknehmen, hinter eine Sache zurücktreten zu können. Die juristische Kompetenz ist natürlich Grundlage, ebenso eine fundierte Ausbildung und gewissenhafte Weiterbildung. Wichtig ist daneben auch eine gute Allgemeinbildung, fundiert durch eine breite , den Erkenntnissen der Psychologie und der Philosophie geöffnete Weltsicht. Für mich selbst ist daher vor allem die Fähigkeit, sensibel auf Menschen zuzugehen, ihre Persönlichkeit, ihre Stärken und Schwächen, ihre Wünsche und Vorstellungen erfassen zu können, eine besondere Grundlage des Erfolges. Nur so ist es möglich, vorausschauende Verhandlungsstrategien zu entwickeln, Diplomatie und Zielstrebigkeit, Hartnäckigkeit und Konzilianz miteinander in Einklang zu bringen. Bei Verhandlungen ist es die Kunst des Anwalts, eine gut vorbereitete menschliche Verhandlungsatmosphäre herzustellen, die dazu beiträgt, divergierende Intentionen und Interessen dergestalt auszugleichen, daß sie letztendlich zum Nutzen beider Verhandlungsparteien geraten. Die neuerdings etwas modisch betonten Erkenntnissen der Mediation hat ein guter Anwalt auch früher schon immer verwirklicht.Hatten Sie Rückschläge und wie gehen Sie damit um? Selbstverständlich gibt es im Berufsleben Situationen, bei denen man auch im Nachhinein nur schwer nachvollziehen kann, warum bestimmte Problemsituationen zu einer unauflösbaren Blockadehaltung geführt haben, sodaß die gefundene Lösung notwendigerweise lediglich einen oberflächlichen Kompromiß darstellt. Mit derartigen Enttäuschungen muß man fertig werden können, wobei es sicher zum Geheimnis des Erfolges gehört, unablässig an sich selbst zu arbeiten, um unvermeidbare menschliche Imponderabilien rechtzeitig ins Kalkül ziehen zu können.Welche Rolle spielt die Familie für den Erfolg? Natürlich eine große. Die Voraussetzungen für die gesamte Sozialisation werden ja bereits in der Kindheit gelegt. Wichtig ist es, sich solcher Prägungen bewußt zu sein, wobei gerade dann die eigene Familie die Möglichkeit bietet, sich zurückzuziehen, Kraft zu schöpfen, Kreativität und Initiativfreudigkeit zu entwickeln. Insofern hat das Privatleben sicher Einfluß auf den Erfolg im Beruf, der Selbst-Bewußtheit, Ausgeglichenheit und wirkliche Souveränität erfordert.
Woraus schöpfen Sie Kraft?
Nun, wie ich schon sagte, vor allem aus dem Privatleben. Ich bin sehr an Kunst, Kultur und Musik interessiert - Gebiete also, die auf ganz andere Weise die volle Intensität und Identifizierung mit einer Sache erfordern. Ich versuche mir daher, was nicht immer gelingt, die Wochenenden frei zu halten und mich dabei intensiv mit etwas völlig anderem zu beschäftigen. Dies gibt mir nicht nur Kraft, sondern macht den Kopf frei für konzeptionelle Ideen, schafft Raum für Spürsinn, Einfühlungsvermögen und Kreativität - also zunächst einmal rein menschliche Eigenschaften, die aber nicht ohne Rückwirkung auf den Beruf bleiben.Was sind Ihre Pläne für die Zukunft? Mit Beharrlichkeit, Stetigkeit, Umsicht und Stringenz weiter an den gestellten Herausforderungen zu arbeiten und daran gemessen zu werden, wie man sie bewältigt. Wichtig sind weniger die, die wie ein Feuerwerk verpuffenden Events, sondern die Konstanz, Präsenz in Qualität und Erscheinung. Den Erfolg halten heißt, ein hohes Niveau an Flexibilität und geistiger Unabhängigkeit zu wahren, sich einerseits rasch den wechselnden Gegebenheiten und Bedingungen anzupassen, ohne andererseits die eigenen Maximen und Grundsätze aufzugeben.