Zur Karriere von Karl-Heinz Bodenstedt

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich wuchs in einer mittelständischen Familie auf und leistete nach meinem Abitur zwei Jahre bei der Bundeswehr ab. Im Anschluß daran studierte ich zunächst fünf Semester in Marburg und schloß mein Jurastudium dann in Würzburg im Jahr 1974 ab. Ich bewarb mich dann bei der LVA, wo ich ursprünglich nicht lange bleiben wollte. Ich blieb jedoch bis 1986 und arbeitete zuletzt als Oberrat. Als ich meine Entwicklungsmöglichkeiten dennoch erschöpft sah, wechselte ich zum Sozialgericht. Von 1990 bis 1992 arbeitete ich im Osten, um dort das Sozialgericht in Suhl aufzubauen. Ein Teil dieser Zeit fiel noch vor die Wiedervereinigung. Ich war damals als Bundesdeutscher Richter in der damaligen DDR tätig. Anfang 1993 kehrte ich zurück und arbeitete wieder in Würzburg am Sozialgericht, dessen Vizepräsident ich seit 2001 bin.

Zum Erfolg von Karl-Heinz Bodenstedt

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ein wichtiger Aspekt ist es, Anerkennung für meine Arbeit zu erhalten, dabei aber unabhängig zu sein. Das mußte ich mir hart erarbeiten.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich habe meine bisherigen Ziele erreicht und kann das Leben führen, daß ich mir in jungen Jahren erhofft habe. Es war für mich damals klar, den öffentlichen Dienst der Privatwirtschaft vorzuziehen. Insofern sehe ich mich durchaus als erfolgreich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Zwei wichtige Eigenschaften beeinflußten meinen Berufsweg sehr: ich bin kein Theoretiker, sondern entscheide gern zügig. Ebenfalls eignete ich mir von Anfang an ein hohes Maß an sozialer Kompetenz an und denke, daß ich gut mit Menschen kommunizieren kann.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich nehme die Dinge, wie sie kommen. Dabei versuche ich aber, täglich ein konstantes Arbeitspensum erfüllen zu können.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Leider ist bei uns noch immer das Komunalistische System vorherrschend, daß ein bewilligter jährlicher Etat ausgegeben werden muß, da man sonst im nächsten Jahr um diese Summe weniger erhält. Das macht vernünftiges Wirtschaften oft schwer oder sogar unmöglich.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ich bin als Richter nur so gut, wie es mir meine Mitarbeiter erlauben, und ich sage ihnen dies auch.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
In meinem Fall habe ich darauf leider keinen Einfluß. Das Ministerium stellt Mitarbeiter ein.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich wuchs noch in einem auf Druck basierenden System auf. Die damals in Seminaren bereits gelehrten Ansätze durfte man nicht umsetzen. Als ich dann selbst für einen Gerichtsbetrieb zuständig wurde, legte ich viel Wert darauf, meine Mitarbeiter wie normale Menschen zu behandeln, die auch Anerkennung benötigen und nicht nur Kritik. Ich bin niemand, der darauf wartet, bis sich ein Untergebener in mein Büro traut, sondern pflege den Kontakt zu meinen Leuten. Nur dann bekommt man ein Bild davon, wie der Betrieb arbeitet.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Ich komme mit den meisten gut aus. Es gibt aber immer Konstellationen von Menschen, die einander nicht so zugetan sind.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich trenne diese beiden Bereiche sehr strikt. In meinem Elternhaus wurde permanent nur gearbeitet. Ich wollte das anders gestalten und denke, daß mir das gut gelingt.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Mir sind generell Menschen, die selbstbewußt und in einem gewissen Maße unangepaßt sind, sympathischer. Daher würde ich dazu raten, sich seine eigenen Urteile zu bilden und diese auch zu vertreten.