Zur Karriere von Kordula Fleiß

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich war immer eine gute Schülerin, ging sehr gern zur Schule und interessierte mich sehr für Sprachen, daher hatte ich eigentlich vor, Sprachen zu studieren. Mein Vater meinte allerdings, daß das Studium der Rechtswissenschaften gut für mich geeignet wäre und beeinflußte mich in diese Richtung. Obwohl ich die Materie zunächst für zu trocken hielt, nahm ich den Rat meines Vaters ernst und stellt schon im ersten Semester fest, daß er mich richtig eingeschätzt hatte. Trotzdem nahm ich ab dem zweiten Abschnitt auch die Studienrichtung Übersetzer und Dolmetsch dazu, um das schon Erlernte nicht wieder zu verlernen. 1992 schloß ich das Jusstudium ab, wußte aber noch nicht genau, ob ich Rechtsanwalt oder Richter werden wollte. Allerdings wurde mir während des Gerichtsjahres klar, daß ich nicht die Beamtenlaufbahn einer Richterin einschlagen wollte, sondern mein Weg in die Anwaltei gehen würde. Nach dem Gerichtsjahr absolvierte ich noch ein Studium für Europarecht an der Rijks Universiteit Utrecht und begann anschließend meine Konzipientenzeit in der Kanzlei Dr. Axel Friedberg. 1995 wechselte ich aufgrund eines Inserates zu Dr. Wulf Gordian Hauser, der damals als Einzelunternehmer tätig war und beabsichtigte, seine Kanzlei zu erweitern. 1997 legte ich die Anwaltsprüfung ab, promovierte an der Universität Wien zum Doktor iuris und wurde 1998 als Rechtsanwältin eingetragen. Das Angebot Dr. Hausers, Partnerin in seiner Kanzlei zu werden, nahm ich in der Folge natürlich gern an.

Zum Erfolg von Kordula Fleiß

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Es gibt zwei verschiedene Arten von Erfolg: den dauerhaften, persönlichen und den nach außen sichtbaren.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, weil es mir gelungen ist, beruflich meine Ziele zu erreichen und privat glücklich zu sein.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Wesentliche Faktoren sind Durchhaltevermögen und Fleiß, aber auch Disziplin. Außerdem bin ich sehr behütet in harmonischen Familienverhältnissen aufgewachsen. Ich hatte ein sehr gutes Verhältnis zu meiner Mutter, die mich anspornte und mir zu verstehen gab, daß sie stolz auf mich ist. Dieses Gefühl von Sicherheit war ein großer Rückhalt für mich.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Zuerst erfasse ich den Sachverhalt, dann überlege ich, horche auf mein Gefühl, in welche Richtung es gehen könnte, und ziehe Bücher zu Rate. Wenn ich mir eine Meinung gebildet habe, suche ich das Gespräch mit anderen, weil man oft im Gespräch auf weitere wesentliche Dinge kommt, die man zuvor nicht in Betracht gezogen hat.Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Obwohl ich in einer absoluten Männerdomäne tätig bin, ist mir nie wirklich aufgefallen, daß es ein Nachteil wäre, eine Frau zu sein. Nur manchmal werde ich von Klienten kritischer betrachtet als männliche Kollegen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Zu Beginn meiner Berufstätigkeit war es so, daß der Klient an erster Stelle war und dafür das Private immer hinten anstehen mußte. Bald merkte ich aber, daß meine Freunde empfindlich reagierten, daher halte ich mir heute ein- oder zweimal in der Woche den Abend für Privates frei.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ich rate einem jungen Menschen, sich selbst treu zu bleiben und in diesem Sinne einen Beruf zu finden, der ihm Freude macht. Man verbringt so viel Zeit im Beruf, daß man mit einer Tätigkeit, die einen frustriert, auf lange Sicht nicht erfolgreich sein kann. Man soll danach streben, sich zu verwirklichen und seinen Werten und Zielen treu bleiben.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein nächstes Ziel ist es, eine Familie zu gründen, und diese Herausforderung mit meinem Beruf zu koordinieren.