Zur Karriere von Wiesje Herold-Heesters

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Für mich ist meine heutige Tätigkeit die wichtigste Station, dabei habe ich sie erst im Alter von 54 Jahren aufgenommen. Zuvor war ich Hausfrau, von Karriere keine Spur. Ich habe Ende der fünfziger Jahre beim ORF als Regieassistentin gearbeitet und lernte dort meinen Mann Raimund kennen. Nach der Geburt unserer Tochter 1963 kümmerte ich mich um den Haushalt, ich wollte zu dieser Zeit keinen Beruf ausüben. Als unsere Tochter 16 war, machte ich mir erneut Gedanken über eine Beschäftigung. Ein Freund der Familie riet mir, einfach das zu tun, was ich kann. Ich bin zwar ausgebildete Klavierlehrerin und Pianistin, hatte aber lange Zeit nicht geübt. Ich mußte selbst Unterricht nehmen, um wieder in Form zu kommen - es ist ein tolles Erlebnis, wenn das Gelernte wiederkommt. 1984 begann ich dann meine Tätigkeit an der neu gegründeten Musikschule der Gemeinde Perchtoldsdorf. Eigentlich plante ich lediglich eine geringfügige Beschäftigung, nach der ersten Aufführung hatte mein Kurs aber sehr großen Zulauf. Ich hatte innerhalb weniger Wochen 32 Schüler, was mir großen Spaß bereitete. Ich arbeite gerne mit Kindern und jungen Leuten. Einige der Schüler, die im Jahre 1984 zu mir gekommen sind, unterrichte ich noch heute. Nach 13 Jahren an der Schule mußte ich in Pension gehen, das war eine fürchterliche Situation für mich. An der Gemeindeschule konnte ich wegen der Altersbeschränkung nicht länger bleiben, obwohl ich es gerne wollte. Die Eltern wollten ihre Kinder trotzdem weiterhin von mir unterrichten lassen. Darin sah ich einen Grundstock, um mich selbständig zu machen und eröffnete meine eigene Schule. Anfangs wollte ich Lehrer anstellen und eine richtige Schule aufbauen, da die Eltern aber wollten, daß ich ihre Kinder persönlich unterrichte, bin ich nun die gesamte Schule in Personalunion.

Zum Erfolg von Wiesje Herold-Heesters

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Für mich bedeutet Erfolg, Lob zu erhalten und selbst das Gefühl zu haben, eine gute Sache getan, etwas geleistet zu haben. Finanzieller Erfolg kommt dann von alleine, auch darüber freut man sich.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich fühle mich erfolgreich in meinem Beruf. Meine Schüler kommen seit vielen Jahren zu mir, es haben sich sehr gute soziale Kontakte entwickelt. Wir machen sogar zusammen Urlaub. Dies war für mich der Höhepunkt meiner Karriere. Durch diese langjährigen Kontakte und Freundschaften zu meinen Schülern sehe ich mich als erfolgreich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Der Erfolg meiner Klavierschule resultiert für mich aus zahlreichen Teilnahmen der Schüler an Wettbewerben. Durch viele Preise und der daraus resultierenden Anerkennung kommen natürlich ständig mehr Schüler zu mir. Es gelingt mir, sie stets aufs Neue zu motivieren, denn ich kann gut mit Kindern umgehen.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Durch das positive Feedback und den großen Zulauf an Schülern fühlte ich mich in meiner Tätigkeit von Anfang an erfolgreich. Von vier auf 32 Schüler in zwei Monaten zu kommen, hat mich unglaublich bestätigt. Solche Erfahrungen waren für mich neu und sind es heute noch.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein Lehrer an der Hochschule, der mir nach vielen Jahren den Wiedereinstieg in meinen Beruf ermöglichte, Prof. Walter Fleischmann, hat mich als Lehrender und Mentor sehr geprägt. Er konnte hervorragend erklären und hat viele Entscheidungen in mir heraufbeschworen. Auch anderen Lehrern bin ich dankbar, vor allem für gute Tips und Ratschläge.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich glaube, ich werde als positiver und fröhlicher Mensch gesehen.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Fortbildung ist sehr wichtig für mich. Ich versuche in jeder Situation dazuzulernen, einerseits durch Literatur, andererseits nehme ich selbst noch zeitweise Übungsstunden. Natürlich muß auch ich spielen können, was ich von meinen Schülern verlange.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Da gibt es für mich keinen Konflikt. Der langjährige Kontakt zu meinen Schülern reicht weit ins Private, was bis hin zum gemeinsamen Urlaub geht.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Man soll sich moralisch gesehen die Latte hochlegen und danach handeln. Ich kann nur jedem raten, sein Gewissen zu bilden und Verantwortungsbewußtsein zu entwickeln. Kreativität setzt Grundwissen voraus.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich kann keine genauen Ziele definieren, neue Ideen kommen plötzlich. Primär will ich mit meiner Schule weitermachen, in weiterer Zukunft würde ich gerne holländische Kinderbücher ins Deutsche übersetzen.