Zur Karriere von Christoph Mandl

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
1966 maturierte ich mit Auszeichnung am Bundesrealgymnasium in Wien und erhielt 1969 aufgrund meines Studienerfolges ein Begabtenstipendium des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung, um an der TU Wien das damals neu angebotene Fach Technische Mathematik mit Abschluß als Diplomingenieur 1970 zu absolvieren. 1974 promovierte ich an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH), wo ich von 1970 an als Assistent am Institut für Operations Research tätig war, zum Doktor der Mathematik. 1973 war ich Gastprofessor an der Universität In Rio de Janeiro/Brasilien. 1975 wurde ich Leiter der neu gegründeten Abteilung für Mathematische Methoden und Computerverfahren in den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften am Institut für Höhere Studien. 1977 unterbrach ich die Gastprofessur in Brasilien, um 1979 ein Forschungsjahr als Postdoctoral Fellow an der Sloan School of Management des M.I.T. zu absolvieren. Von 1978 bis 1978 war ich Präsident der neu gegründeten Österreichischen Gesellschaft für Operations Research, 1979 Vorstandsmitglied und Vizepräsident dieser Gesellschaft. 1981 arbeitete ich in der Forschung der Management and Technology Area des Internationalen Instituts für angewandte Systemanalyse in Laxenburg. Das Thema strategische Unternehmensplanung begann mich stärker zu interessieren. 1982 bewarb ich mich für die damals in einer Tageszeitung offerierte Position des Leiters der neu gegründeten Abteilung für Unternehmensplanung der Elin-Union AG. Bis 1984 war ich direkt dem Generaldirektor unterstellt, in der Folge wurde ich Leiter der EDV. 1984 wurde ich Geschäftsführer der neu gegründeten Softwarefirma Software Management GmbH. 1985 wurde ich parallel zum Leiter des Bereichs Organisation der Elin-Union AG ernannt. 1987 entschied ich mich aufgrund der permanenten Wechsel der Vorstände dazu, ein Einzelunternehmen auf eigene Rechnung zu begründen. Zeitgleich mit meiner Selbständigkeit erreichte mich das Angebot, an der Universität Klagenfurt als ordentlicher Universitätsprofessor für betriebliche Informations- und Kommunikationssysteme zu arbeiten. Ich entschied mich für das Unternehmertum in eigener Sache und gegen die Professur - und erntete dafür Kopfschütteln, war 1989 jedoch Gastprofessor in Kärnten. Lehraufträge für Universitäten nehme ich seit 1978 ohnehin bis heute wahr (Gastprofessuren an der WU Wien und der Universität Wien). In meine 1988 begründete Unternehmensberatung Mandl, Lüthi & Partner fließen auch Lernerfahrungen in systemischem Consulting, Erfahrungen im Bereich Psychodrama sowie Teamlearning und neue Konzepte von Organisationslernen und Wissensmanagement ein.

Zum Erfolg von Christoph Mandl

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, persönliche Vorhaben zu erreichen und damit auch Wirkung zu erzielen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Im Sinne meiner Erfolgskriterien sehe ich mich als erfolgreich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Mir war wichtig, ständig an meinem Selbstbild zu arbeiten, denn die Selbst- und Fremdeinschätzung sollen nicht diametral auseinanderliegen. Eigene Möglichkeiten und Grenzen zu kennen, begünstigt den Erfolg genauso wie die Kriterien konstantes Durchhaltevermögen und Willensstärke. Ich verstehe mich - bildhaft ausgedrückt - als Marathonläufer und nicht als Sprinter. Der Marathonläufer kommt nicht als Erster durch das Ziel, hält aufgrund der Ausdauer allerdings bis zum Ziel durch. Insofern lege ich Wert darauf, etwas Reales zu schaffen. Basis für jede wirtschaftliche Interaktion ist gute Kommunikation. Folglich ist auch hohe Sozialkompetenz erfolgsentscheidend.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Wird es schwierig, folge ich bewußt dem Prinzip der Langsamkeit und werde bedächtiger. Ich ziehe die Konsequenzen meines Handelns bewußter ins Kalkül.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
In meiner Phase der Diplomarbeit schätzte ich an Professor Parkus seine Fähigkeit, Vorlesungen außergewöhnlich spannend zu gestalten. Teil seines Wesens war die Größe, mitunter öffentlich einzugestehen, daß im gesetzten Falle etwas von ihm nicht sofort verstanden wurde. Dies machte ihn für mich zur Persönlichkeit. Der aus Wien stammende Professor Weinberg, ein emigrierter Wiener, gewährte Studenten unterstützenden Freiraum, was mir imponierte. Die professionelle Art und Weise des strategischen Handelns des Dr. Bichlbauer, damaliger Direktor der Elin Union AG, war für mich ebenfalls bemerkenswert.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Beratungsfirmen vergleiche ich mit Ärzten. Ein Arzt hat mit dem komplexen System Mensch, ein Berater mit dem komplexen System Unternehmen zu tun. Praxiserfahrungen sorgen für weitere Ausdifferenzierungen von Methodenwissen. In der Unternehmensberatung gibt es keine wirkliche wissenschaftlich fundierte Ausbildung, keine entsprechende, allgemeine Theorie. Universitätsprofessoren ohne Praxis beraten, andere Berater kommen aus unterschiedlichsten Feldern und spezialisieren sich. Eine allgemeine Diskussion über Ausbildungsansätze von Beratern vermisse ich noch.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Seit ich selbständig tätig bin, vereinbare ich beruflichen und privaten Lebensbereich besser. Wohnung und Büro in einem Haus geben mir mehr Freiraum im Disponieren, auch im Hinblick auf meine Kinder sehe ich diesen Umstand als einen Vorteil.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Die größte Energie, Kraft und Erfolgswahrscheinlichkeit bringt eine Berufswahl mit sich, die zum Gegenstand macht, was einen wirklich am meisten interessiert - und zwar unabhängig von den kolportierten Berufschancen am Markt.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich visiere den Aufbau von Beraternetzwerken im Zusammenhang mit dem 2001 begründeten Forschungs- und Beratungsunternehmen metalogikon an, um größere Projekte annehmen und umsetzen zu können.

Rund 80 verschiedene Werke, unter anderem: Mit Dialogen zu erfolgreichen Strategien (gem. mit R. Attems et al.) Harvard Businessmanager 1/2003, pp 35-45; Innovationsfähiger werden, io Management Zeitschrift Zürich Nr. 5, pp.52-57, 1999; Führen - Zwischen Hierarchie und...: Komplexität nutzen - Selbstorganisation wagen, Versus Verlag 2001 (gemeinsam mit R. Attems, M. Hauser, H. Mandl, K. Sohm, J.M. Weber) Österreich Prognosen bis zum Jahr 2000 (Hrsg.), Oldenburg Verlag, 1982; Warum zahlt die Donau keine Steuer, wenn sie durch ein Kraftwerk fließt?, in: Der Standard, 13. August 1997.