Zur Karriere von Susanne Kirnbauer-Bundy

Was war für Ihren Werdegang ausschlaggebend? Meine Mutter hatte vier Schwestern, alle betrieben in ihrer Jugend Gymnastik und turnten auf dem Röhnrad. Ich sah Fotos von diesen Übungen, das faszinierte mich und erweckte bei mir den Wunsch, Tänzerin zu werden. Die Familie meiner Mutter, die seinerzeit auch Tänzerin werden wollte, war anfangs dagegen. Der Begriff Tänzerin war damals eher negativ besetzt. Dann bemerkte meine Mutter jedoch, daß dies meine Berufung war und stellte mich einem Fachmann aus dem Freundeskreis vor. Dieser meinte, ich müßte in die Ballettschule gehen, was ich mit 8 Jahren tat. Mit 14 engagierte man mich in das Ballett der Wiener Staatsoper, wo ich ab 1967 als Solotänzerin und ab 1972 als Erste Solotänzerin beschäftigt war. Ich tanzte Hauptrollen im klassischen und modernen Repertoire, arbeitete mit vielen hervorragenden Tänzern und Choreographen zusammen. Parallel zu meiner Haupttätigkeit an der Wiener Staatsoper hatte ich beim ORF eine eigene Fernsehserie Tanzlexikon für Kinder, moderierte die Sendung Mut und die Serie Gutes Benehmen wieder gefragt, die ich auch konzipierte. Das Theater reizte mich in jeder seiner Formen, und so spielte ich in der Produktion des Theater an der Wien bei Gigi und war als Ida in der Fledermaus zu sehen. Nach 28 Jahren gehen Tänzer in Wien in Pension! Glücklicherweise holte mich Eberhard Wächter gleich darauf als Chefin des Wiener Volksopernballetts, wo ich bis 1996 blieb, und ich choreographierte sowohl Operetten,, als auch Ballettproduktionen. Jetzt bin ich freischaffende Choreographin, Schauspielerin und Autorin. Im Moment spiele ich in der Kleinen Komödie in Käfig voller Narren und schreibe ein Buch über Rudolf Nurejev, mit dem ich zusammenarbeitete und befreundet war.

Zum Erfolg von Susanne Kirnbauer-Bundy

Was machte Ihren Erfolg aus? Absolute Liebe zum Beruf, umrahmt von Fleiß und Kraft. Ich bin Löwe und der personifizierte Kämpfertyp. Für mich war auch immer wichtig im Mittelpunkt zu stehen. Ich besitze grenzenlose Geduld, die allerdings nur dem Tanz gilt.Was bedeutet für Sie Erfolg? Wenn die Leute über mich sprechen, wenn ich vom Publikum, von Kollegen, Choreographen und Direktoren anerkannt bin. Mein privater Erfolg ist meine Ehe mit einem Mann, der meinen Beruf mag und mich immer unterstützte und meine Tochter, die sich trotz meines Berufes - mit Hilfe meiner Mutter - zu einem wunderbaren Menschen entwickelt hat. Als Erfolg werte ich, daß es mir gelungen ist, ein schönes Heim zu schaffen, in dem wir uns wohl fühlen. Erfolg bedeutet für mich eine gewisse Selbständigkeit. Auch finanzielle Unabhängigkeit. Seit meinem 14. Lebensjahr verdiene ich meinen Lebensunterhalt, obwohl ich das nach meiner Heirat nicht mehr nötig gehabt hätte.Was ist für Sie ein Rückschlag? Früher war es eine Vorstellung, bei der ich nicht so tanzte, wie ich eigentlich wollte. Das löste bei mir Depressionen aus, die ich aber schnell durch vermehrte Arbeit löste. Jetzt entstehen manche Rückschläge durch meine Offenheit. Ich kann selten den Mund halten und es gibt viele Situationen, wo es besser ist, die Emotionen zu zähmen und wie im Ballett stumm zu bleiben.Wie gehen Sie mit Problemen um? Zuerst ärgere ich mich, dann suche ich eine persönliche Lösung für jedes Problem und scheue mich nicht der Wahrheit ins Gesicht zu schauen, auch wenn mir das nicht immer leicht fällt.Welche Art der Anerkennung ist die wichtigste für Sie? Lob.Was bedeutet für Sie Familie? Meine Familie ist mir mit der Zeit immer wichtiger geworden und ich schätze sehr, daß ich einen Mann habe, der immer versteht, was mich bewegt.
Woher schöpfen Sie Ihre Kraft?
Aus meinem schönen Domizil, aus Reisen, aus den Gesprächen mit meinem Mann, von dem ich noch immer sehr viel lerne, aus sportlicher Betätigung und aus der Sonne.Wer hat Sie geprägt? Meine Mutter, mein Mann, der Choreograph und Ballettdirektor der Wiener Staatsoper - Wazlaw Orlikowsky, mit dem ich meine beste Zeit als Tänzerin hatte, der in den Tänzern Menschen sah (was in unserer Branche selten ist) und mir viele Raffinessen der Tanzkunst beibrachte.
Ihre Ziele?
Es ist mir ein Anliegen den Tänzern zu helfen, die aus verschiedenen Gründen die Bühne früher verlassen müssen (Kündigung, Krankheit, Unfall, etc.). Es gibt dafür internationale Beispiele, aber in Österreich hat man diesbezüglich noch nichts unternommen. Ich möchte ein Zentrum aufbauen, das betroffene Tänzer durch Psychologen unterstützt und ihnen hilft, den Weg zu einem anderen Beruf zu finden. Tänzer haben sehr viele Eigenschaften, die ihnen gar nicht bewußt sind: Kommunikationsfähigkeit, schnelles Lernen und eiserne Disziplin. Das Hauptziel dieses Zentrums wird sein, diesen Menschen ihr Selbstvertrauen zurückzugeben.Ihre Devise? Solange mir die Zeit noch bleibt, diese Zeit positiv zu nützen und auch für mich selbst etwas zu tun, weil ich mein Leben lang für mich persönlich zu wenig Zeit hatte.