Zur Karriere von Friederike Berghold

Wie war Ihr Werdegang?
Eigentlich interessierte ich mich immer für das Theater und habe mich für das Wirtschaftsleben erst beim Abiturentenkurs entschieden. Nach meinem Studium für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften 1972 bin ich zur IPW Interaudit Prüfungs- und WirtschaftsberatungsgmbH (Korrespondent von Price Waterhouse) gegangen, um ein Jahr Praktikum zu machen. Die Freude an diesem Beruf hat letztlich dazu geführt, daß ich in Wien geblieben bin. Bei Price Waterhouse, einer der großen international tätigen Prüfungs- und Beratungsunternehmen arbeitete ich mich vom Assistenten bis zum Wirtschaftsprüfer hinauf. 1985 absolvierte ich mehrere Auslandsaufenthalte (Italien, Zypern, Großbritannien). Nach meiner Rückkehr nach Wien wurde ich geschäftsführende Gesellschafterin. 1992 schied ich aus der Price Waterhouse-Gruppe aus und wechselte 1993 als Geschäftsführer zu der Ernst & Young-Gruppe in Österreich. Dieses Unternehmen ist weltweit in 168 Ländern tätig, hat 6.000 Partnerunternehmen und über 70.000 Mitarbeiter. Allein in Österreich und dem benachbarten Ausland (Slowakei, Slowenien, Kroatien) unterhält die Gruppe 22 Unternehmen. Im Laufe meiner beruflichen Tätigkeit habe ich betreut bzw. betreue ich unter anderem Kunden wie: Freissler Otis, Kodak, IBM, Sony, BIC, Lekkerland, GiroCredit, Hypothekenbanken, Österreichische Kommunalkredit. Mein Spezialbereich liegt in der Prüfung und Steuerberatung von Unternehmen im Handelsbereich und im Bankensektor. Seit 1 1/2 Jahren bin ich neben der Kundenbetreuung auch für den gesamten Ausbildungsbereich und seit 1998 für den Personalbereich - über 500 Mitarbeiter - zuständig.

Zum Erfolg von Friederike Berghold

Was verstehen Sie unter Erfolg? Erreichen von Zielen und von Anerkennung, sowohl im beruflichen Bereich, wie auch menschlich.
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Teilweise, im Sinne meiner Definition ja. Nur der Erfolg muß täglich neu erarbeitet werden. Das Erreichen der Ziele soll immer Ansporn für weitere Aktivitäten sein.Sehen Außenstehende Sie als erfolgreich? Ja, ich habe mich als Frau, zumindest zu Beginn meiner Laufbahn, in einem frauenuntypischen Beruf durchgesetzt. Zum Zeitpunkt der Erlangung meiner Wirtschaftsprüfer-Qualifikation war ich die 10. Wirtschaftsprüferin in Österreich.
Was ist für Ihren Erfolg ausschlaggebend?
Wissen, Fleiß, Ehrgeiz, Disziplin und etwas Glück. Ich habe den Beruf gern. Man muß den Umgang mit Menschen und deren Probleme mögen. Außerdem sind Spürsinn und Einfühlungsvermögen notwendig.
Was macht Ihren spezifischen Erfolg aus?
Der Aufbau eines Vertrauensverhältnisses zum Kunden sowie die fachliche Qualifikation durch universelle und spezielle Ausbildung (wie zum Beispiel bankspezifische, internationale Rechtsvorschriften, etc.), sind Voraussetzung. Anpassungsfähigkeit an die unterschiedlichen Gegebenheiten, Kreativität auch im fachlichen Bereich sind erforderlich. Darüberhinaus ist es notwendig flexibel zu sein, um Trends zu erkennen, frühzeitig Konzepte zu erarbeiten und Risken wahrzunehmen. Außerdem ist die ständige Weiterbildung unerläßlich. Man muß sich selbst immer wieder fordern, um den Anforderungen gerecht zu werden und den ständig wechselnden Entwicklungen gewachsen zu sein. Als Frau darf man in einer Männerdomäne auch nie einen Mann imitieren, sondern seine weiblichen Qualifikationen, Spürsinn und Einfühlungsvermögen einsetzen. Welche Rolle spielen Mitarbeiter? Mitarbeiter und deren Know-how sind das wichtigste Kapital in unserem Beruf. Als Personalchefin bin ich in einer Vermittlungsfunktion und brauche psychologische Fähigkeiten. Ich muß die besten Mitarbeiter auswählen, sie aufbauen und vor allem halten können. Besonders letzteres ist nicht so einfach. Ich versuche daher mit ihnen eine Karriereplanung innerhalb der Gruppe zu machen, um die jeweiligen Stärken bestmöglich zu entwickeln. Einer meiner Schwerpunkte ist die Entwicklung von Führungskräften, zu dem viel Ausdauer und Einfühlungsvermögen gehören.
Haben Sie Vorbilder?
Meinen ehemaligen Chef wegen seiner fachlichen Qualifikation. Er konnte aber seine brillantesten Ideen nicht transportieren. Wichtig ist sowohl die Idee, aber auch das Verkaufen können. Eine komplizierte Materie einfach zu erklären und dem Kunden so zu präsentieren, daß sie angenommen wird, ist nicht immer leicht.
Haben Sie Anerkennung erfahren?
Zahlreiche Dankschreiben zufriedener Kunden, die sich an mich persönlich wenden. Wegen meiner Fairneß genieße ich das Vertrauen von Seiten der Partner, Kunden aber auch der Finanzbehörde. Außerdem werde ich öfters von großen Firmen und Head-Huntern angesprochen.
Kennen Sie Niederlagen?
Ja, den letzten Abschnitt meiner Laufbahn bei Price Waterhouse. Eine für mich untragbare Situation hat dazu geführt, daß ich die Konsequenzen gezogen habe.
Woher schöpfen Sie Ihre Kraft?
Die menschliche Komponente im Elternhaus, Erziehung und Schule waren für mich sehr wichtig. Ich bin auch im religiösen und musischen Bereich verankert, bin naturverbunden und schöpfe Kraft aus dem Freundeskreis.
Ihre Ziele?
Mein erstes Ziel war mich durch Aus- und Weiterbildung zu qualifizieren. Heute strebe ich neben der bestmöglichen Kundenbetreuung, die Harmonisierung im Personalbereich innerhalb unserer Unternehmensgruppe und den Aufbau von Führungskräften an.
Ihr Lebensmotto?
Beständigkeit und Kontinuität.
Ihr Erfolgsrezept?
Lernen, Disziplin Ausdauer, Kommunikationsfähigkeit und Menschlichkeit.