Zum Erfolg von Walter Kalb
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg definiere ich über die Zufriedenheit mit dem, was man tut. Ich strebe nicht nach Geld und Macht, sondern bin eher ein bescheidener Familienmensch, dem Harmonie wichtig ist.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich habe vieles von dem, was ich mir als Jugendlicher vorgenommen habe, erreicht, vieles liegt noch vor mir. Erfolgreich bin ich, da ich vieles für mich umsetzen konnte. Es gibt Menschen, die beruflich viel mehr erreicht haben als ich, für diese ist der Beruf aber ein zentraleres Thema. Ich kenne auch die Öffentlichkeit und bin froh, daß ich kein Teil der grellen Gesellschaft bin.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Meine Stärke ist, daß ich an mich selbst glaube. Zu Beginn hatte ich von dieser Materie kaum Ahnung, mittlerweile habe ich mir jedoch das nötige Wissen angeeignet. Wenn man so lange mit Bildern arbeitet, kommen der Blick dafür und die Liebe zu guten Werken von selbst. Zu den rund 1.000 Bildern, die wir jährlich ein- und verkaufen, sehe ich mir noch mehrere tausend Bilder sehr genau an, so sammelte ich im Laufe meiner Berufslaufbahn viel Erfahrung. Ich bin - im Gegensatz zu meinem recht temperamentvollen Schwiegervater, mit dem ich inzwischen seit 15 Jahren zusammenarbeite - ein sehr ruhiger Mensch und verzichte lieber auf etwas, als es mit Gewalt durchsetzen zu wollen. Diese ruhige Art schätzen auch meine Geschäftspartner inzwischen an mir.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Dort wo es möglich ist - insbesondere bei Unternehmensstrategien - überlege ich Entscheidungen sehr genau. In diesem Beruf muß man aber ständig spontan entscheiden. Wir kaufen und verkaufen auch bei Auktionen, dabei ist es notwendig, sehr schnelle Entscheidungen zu treffen. Man darf sich aber nicht vom Auktionsgeschehen mitreißen lassen. Jedes Bild ist ein Unikat, so kann auch jede einzelne Kaufentscheidung zu einer Enttäuschung oder einer positiven Überraschung führen. Man sieht bei einer Auktion eine Unmenge von Bildern meist nur sehr kurz und muß sich für einige davon entscheiden. Von den gewünschten erhält man aber nur wenige Zuschläge, und wenn der Transport dann bei uns ankommt, ist die Spannung sehr groß, was man nun wirklich ersteigert hat. Die nächste Überraschung ist, wenn das Bild in einem neuen Rahmen vom Restaurator zurückkommt.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Vorbilder sind heute wichtiger denn je, denn auch die Möglichkeiten sind heute vielfältiger.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Die öffentliche Anerkennung suche und brauche ich nicht, aber selbstverständlich ist Anerkennung auch ein Aspekt des Erfolges. Zum Teil ist das natürlich die finanzielle, aber auch die fachliche Anerkennung und die Anerkennung im privaten Bereich sind wichtig. Die private Anerkennung ist mir wichtiger als die für den Firmenerfolg.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Wir sind ein kleiner - fast alternativer - Betrieb mit acht Mitarbeitern, die sehr eigenverantwortlich arbeiten können und nicht ständig kontrolliert werden. Es gibt keine Anwesenheits- oder Urlaubslisten, denn unsere Mitarbeiter kennen ihre Aufgabe und wissen selbst, wie sie diese zu erfüllen haben.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Es gibt nur sehr wenige Firmen, die diese Art von Kunsthandel im großen Stil betreiben. Wir sind Partner großer Auktionshäuser und arbeiten seit 30 Jahren kontinuierlich, wobei wir nicht ausschließlich gewinnorientiert sondern auch sehr kunstbezogen arbeiten. Unsere Philosophie ist, daß bei einem Geschäft alle Beteiligten zufrieden sein sollen. Wir legen Wert auf eine langfristige Zusammenarbeit und sind nicht auf den schnellen Gewinn bei einem Geschäft aus. Damit haben wir uns einen guten Ruf geschaffen. Obwohl man nie vor Fehlern bei Zuschreibung, Materialbestimmung, Fälschungen, etc. gefeit ist, passieren sie bei uns nur selten, und wir nehmen damit den Auktionshäusern sehr viel an Vorarbeit ab. Das Vertrauen ist in dieser schwierigen Branche ein sehr wesentlicher Punkt. Auch das große, breit gefächerte Warenangebot mit einem ständigen Bestand von etwa 1.000 Bildern ist ein Vorteil, den unsere Partner aus dem gesamten europäischen Raum von England über Skandinavien, Deutschland bis nach Italien schätzen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
In unserem Familienbetrieb lassen sich Beruf und Privatleben nicht wirklich trennen, ich versuche lediglich berufliche Probleme nicht ins Privatleben zu tragen. Beide Bereiche sind mir gleich wichtig, im Zweifelsfall geht aber die Familie vor.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
An einer guten Ausbildung führt heute kein Weg vorbei, ich weiß aber auch, daß es schwer ist, sich bei dem großen Spektrum an Möglichkeiten für eine Richtung zu entscheiden. Für den gewählten Beruf muß man Freude und Interesse mitbringen und notfalls auch bereit sein, die Richtung zu ändern, wenn der Spaß daran nicht gegeben ist. Teamfähigkeit, der Glaube an sich selbst sowie sich die Visionen nicht rauben und sich von anderen nicht beeinflussen zu lassen, sind weitere Erfolgsfaktoren.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich bin ein sehr zielstrebiger Mensch, der seine Ziele festhält und immer wieder kontrolliert, ob er kurz-, mittel- und langfristig am richtigen Weg ist.