Zur Karriere von Guida Spitz

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach der Matura an der Höheren Bundeslehranstalt für wirtschaftliche Frauenberufe 1953 war ich als Au pair in England und Frankreich, um Sprachen zu lernen. Ich wollte eigentlich immer schon bei einer Fluggesellschaft arbeiten und kam zur AUA nach Graz als Grand Hostesse. Dort blieb ich 3 Jahre, nach meiner Heirat wechselte ich nach Wien und war daraufhin im Verkehrsbüro tätig. Nach der Geburt meiner Tochter war ich vier Jahre lang zu Hause, wechselte dann zu Canadian Pacific als Leiterin und blieb nach der Geburt meines Sohnes wieder zehn Jahre lang zu Hause. Im August 1988 hörte ich, daß bei Louis Vuitton eine Stelle frei war und bewarb mich. Ich mußte mir alles selbst anlernen und bin heute bei Louis Vuitton in der leitenden Ebene tätig, coache das Geschäft, führe österreichweit Produkt- und Verkaufsschulungen durch, vorwiegend in Salzburg und Kitzbühel.

Zum Erfolg von Guida Spitz

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet Ehrgeiz, Intelligenz und Liebe zur Firma. Wir sind weltweit eine große Familie. Wenn man - so wie ich - Begeisterung für die Firma empfindet, dann kann man diese auch weitergeben. Wichtig für mich ist auch Kollegialität, nur gemeinsam haben wir Erfolg, auch wenn ich am meisten arbeite. Auch meine Zielsetzung ist ausschlaggebend: Paris setzt die Ziele sehr hoch, ich stecke sie mir noch höher.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, weil ich die richtige Einstellung zu meinem Beruf habe. Ich tue alles dafür, meine Ziele zu erreichen, bilde mich ständig weiter und versuche mein Wissen auch anderen weiterzugeben.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Meine positive Einstellung zur Tätigkeit und der Wille, mehr zu tun, als unbedingt notwendig ist. Jederzeit für meine Mitarbeiter da zu sein, ist unbedingt notwendig, denn ich kann nur dann erfolgreich sein, wenn die Mitarbeiter erfolgreich sind.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
In diesem Metier hat man es in einer Führungsposition sicherlich leichter als das männliche Geschlecht. Denn es ist bewiesen, daß Frauen eine höhere soziale Komponente besitzen als Männer. Dieses Faktum kommt in einem kundenorientierten Unternehmen sehr zu tragen, weiters sind im Konzern Louis Vuitton über 85 Prozent Frauen tätig.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Eine sehr große Rolle. Mindestens einmal wöchentlich gibt es für alle Mitarbeiter ein Meeting, welches auch Schulungen beinhaltet. Weiters wird dabei über aktuelle Punkte gesprochen, und auch die Mitarbeiter haben dabei die Möglichkeit, über dies oder jenes zu sprechen. Ich praktiziere den Führungsstil der „offenen Türe“, das bedeutet, daß jeder Mitarbeiter jederzeit mit seinen Anliegen zu mir kommen kann. Ich vertrete die Ansicht, daß es besser ist, wenn ein Mitarbeiter zweimal fragt als überhaupt nicht. Im Rahmen meiner Führungstätigkeit bin ich auch bemüht, den menschlich-sozialen Aspekt zu beachten.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Das Verhältnis läßt sich als freundschaftlich bezeichnen. Speziell an unserer Adresse am Kohlmarkt gab es eine Zeit, wo sehr viel gestohlen wurde. Auch namhafte Unternehmen waren davon betroffen, somit wuchs man zusammen, und daraus entwickelte sich ein freundschaftliches Verhältnis, was jedoch nicht heißt, daß man Informationen austauscht ! Wir sind in der glücklichen Lage, keine wirkliche Konkurrenz zu haben. Wir sprechen nicht nur die gehobene, erfolgreiche Generation an, sondern haben auch Kollektionen für die moderne Jugend im Programm. Ich bin einfach stolz darauf, für diese Firma zu arbeiten, weil ich sie toll finde. Dieses Unternehmen ist nicht umsonst der größte Luxusgüterkonzern der Welt. Trotz weltweiter Rezessionen steigt der Umsatz von Jahr zu Jahr.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Dies ist nicht einfach. Obwohl ich diese Tätigkeit nun seit 15 Jahren ausübe, tritt das Privatleben nach wie vor in den Hintergrund. Ich gehe um acht Uhr morgens außer Haus und komme um 20 Uhr nach Hause. Der persönliche Einsatz ist sicherlich für meinen persönlichen Erfolg notwendig, denn in den anderen europäischen Niederlassungen gibt es nur noch drei Kolleginnen, die so lange im Unternehmen und in derselben Funktion tätig sind wie ich.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Fortbildung ist ein permanenter Prozeß, denn täglich gilt es, neue Herausforderungen zu meistern. Um meine Funktion optimal zu gestalten, ist es unbedingt notwendig, daß ich über alle Abläufe im Unternehmen Bescheid weiß, denn wenn Mitarbeiter Fragen an mich richten, ist es selbstverständlich für mich, diese korrekt zu beantworten. Ich will den Mitarbeitern ein gutes Vorbild sein, und ich hoffe, daß mir dies auch gelingt.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Abgesehen von der fachlichen Kompetenz gilt es, immer ein wenig mehr zu tun als notwendig. Ebenso schadet es nie, über den eigenen Tellerrand zu blicken. Positives Denken und Offenheit für Neues sollten für einen jungen erfolgreichen Menschen eine Selbstverständlichkeit sein.

1997: Auszeichnung und Einladung des Unternehmens nach Paris