Zur Karriere von Ruggiero Savino Rizzi

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich wollte ursprünglich Architektur studieren, als Erstgeborener und aus traditionellen Gründen wurde ich jedoch darauf vorbereitet, den väterlichen Betrieb einmal zu übernehmen. 1929 hatte mein Vater Giuseppe in Wien das Unternehmen Rizzi gegründet, eine Importfirma für italienische Produkte wie Obst und Gemüse, die er zum Teil selbst in Italien produzierte, verpackte, zu seinen eigenen Handen nach Wien schickte und dort verkaufte. Für diese Verpackungen wurde mein Vater damals schon bei Ausstellungen und Messen mehrfach ausgezeichnet. Ich wurde 1960, nach meiner schulischen Ausbildung, von meinem Vater als Volontär nach Italien und Spanien geschickt, um im Ausland Erfahrung zu sammeln. Nach meiner Rückkehr 1962 machte ich bei einer Konkurrenzfirma Station, wo ich sämtliche Abteilungen, wie Zollabfertigung und Speditionsabwicklung, durchlief und Kalkulations- und Verkaufspraktiken kennenlernte. 1965 trat ich in die Firma meines Vaters ein, wo ich für den Bereich Verkauf verantwortlich war. 1968 übernahm ich aufgrund der schweren Krankheit meines Vaters die Firma ganz. Der Firmensitz war damals am Wiener Naschmarkt, wir hatten nebenbei noch einige Lagermagazine in diesem Bezirk für jene Waren, die nicht gleich vom damaligen Umschlagplatz, dem Bahnhof Wien-Matzleinsdorf, weg verkauft wurden. 1972 übersiedelten wir auf den Großgrünmarkt in Wien-Inzersdorf. Es war für mich damals eine reine Kalkulationsfrage, eine eigene Halle für Kühl- und Büroräume in Eigentum zu bauen, und diese Investition amortisierte sich nach ungefähr drei Jahren. Das war der Beginn unserer Expansion, die Mitte der achtziger bis in die neunziger Jahre durch die Eröffnung einiger Geschäfte auch im Detailhandel unter dem Namen BESTSELLER vervollständigt wurde. 1985 gründete ich zusätzlich mit drei ausländischen Partnern aus Spanien, Rumänien und Bulgarien Importagenturen. Im Jahr 2000, nach langer gründlicher Überlegung, machte ich den großen Schritt zurück in ein ruhigeres Leben. Ich verkaufte sämtliche Realitäten und Firmenanteile und behielt unter meinem Namen die Import-Exportagentur R. S. Rizzi Import-Export-Transit, mit der ich, nur unterstützt von einer Halbtagsmitarbeiterin, 2.000 Tonnen Ware im Jahr umsetze.

Zum Erfolg von Ruggiero Savino Rizzi

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, akzeptiert, respektiert und auch von bedeutenden Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik anerkannt zu werden.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, wenn ich meinen Lebenslauf betrachte, bin ich sehr zufrieden. Ich habe wichtige Anerkennungen erfahren und mir einen guten Namen geschaffen. Meine Aufgaben in der Wirtschaftskammer, meine Geschäfte mit meiner Agentur und vor allem meine gewonnene Freizeit bereiten mir riesigen Spaß.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Mein Talent, Problemen positiv entgegenzutreten und diese zu lösen, mein unermüdlicher Einsatz und Idealismus für das Unternehmen, ebenso meine Konsequenz und meine Handschlagqualität, die mir in der Branche einen guten Ruf einbrachten. Ausschlaggebend waren jedoch auch die Frische, Qualität und Lieferpünktlichkeit meiner Waren aus und in ganz Europa und Übersee.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Mein Idealismus hat mich jeden Tag aufs neue motiviert. Unsere Branche verlangt, täglich um drei Uhr früh aufzustehen und oft bis zum späten Abend präsent zu sein. Dafür benötigt man persönlichen Einsatz, aus dem aber auch der wirtschaftliche Erfolg resultieren muß, der beweist, daß man am richtigen Weg ist.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Der große Schritt zurück in den Jahren 1998 bis 2000 war rückblickend betrachtet genau der richtige. Die Kosten sind um das Zigfache gestiegen, die Spannen jedoch gleich geblieben. Auch der Preisdruck der Handelsketten ist enorm. Oft ist weniger mehr, und das habe ich in meinem Fall richtig erkannt. Ich habe nun die Möglichkeit, das Leben zu genießen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein Vater Giuseppe hat mich besonders geprägt und war mir ein großes Vorbild hinsichtlich Korrektheit, Genauigkeit und Verständnis für Zahlen. Der Spruch „In Deinem Sinne weiter“ hängt gerahmt in meinem Büro. Diesen verbinde ich mit meinem Vater. Aber auch meine Schul- und Internatszeit im Kollegium Kalksburg hat mich in Konsequenz und teilweise auch in Pedanterie sehr geprägt. Ein gewisser Drill schadet niemandem.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Ich würde mir wünschen, daß Einkäufer von Handelsketten die Lieferanten wieder mehr als Partner sehen. Die menschliche Komponente ist in unserer Branche leider ins Hintertreffen geraten.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Mitarbeiter spielen eine wesentliche Rolle im operativen Bereich eines Unternehmens. Ich machte sehr gute, aber leider auch negative Erfahrungen mit ihnen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Man sollte immer persönlich vor Ort sein und als Vorbild dienen. Jedoch hatte ich leider oft das Gefühl, mehr kontrollieren zu müssen als motivieren zu können. Die positive Einstellung, das Beste zu geben, muß jeder Mensch selbst in sich haben. Das kann man vorleben, aber nicht einimpfen.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Jahrelange Kompetenz in der Branche, beste Qualität der Waren, Korrektheit im Vertragsabschluß und die persönliche Note meiner Person als Geschäftsführer.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Ich stehe meinem Mitbewerb offen und ehrlich gegenüber.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich hatte 30 Jahre lang - natürlich auch zum Leidwesen meiner Frau - kaum ein Privatleben, da ich ja wegen des frühen Arbeitsbeginns auch während der Woche abends selten ein gesellschaftliches Leben führen konnte. Heute ist das anders. Ich verbringe mit meiner Frau im Freundeskreis herrliche und entspannte Stunden ohne Streß oder Gedanken an Probleme. Dank der heutigen Technik habe ich mein Büro immer mit dabei.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Man sollte niemals versuchen, mit Druck etwas zu verkaufen, sondern den Menschen entgegenkommen und mit offener positiver Einstellung an die Aufgaben herangehen. Wichtig ist, sich seine Fehler einzugestehen und aus ihnen zu lernen.
Ihr Lebensmotto?
Leben und leben lassen.