Zum Erfolg von Adrienne Ranzenberger
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich persönlich Zufriedenheit. Wenn ich von meinen Patienten ein gutes Feedback erhalte, fühle ich mich erfolgreich. Sehr wichtig ist mir aber auch, in meinem Privatleben zufrieden zu sein, denn ohne diesen Ausgleich könnte ich auch kein guter Arzt sein. Ein wesentlicher Grund, mich für meine eigene Ordination zu entscheiden, war die Möglichkeit, mir mein Privatleben besser einteilen zu können.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Für meinen Begriff bin ich erfolgreich und zufrieden. Vor zehn Jahren hätte ich wahrscheinlich noch anders geantwortet.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Die innere Einstellung und sicher auch mein Ehrgeiz. Ich möchte, daß meine Patienten zufrieden sind, und ich möchte das Bestmögliche geben. Das ist zuweilen durchaus eine Gratwanderung, aber ich glaube, daß ich diese heute besser bewältige als früher.Ist es für Sie als Frau im Beruf schwieriger, erfolgreich zu sein? Wer erfolgreich sein will, der schafft es, aber der Weg dorthin ist für Frauen sicher schwieriger. Das beginnt schon in dem Moment, wenn man sich um eine Facharztausbildung bzw. -stelle bewirbt. Die erste Frage lautet immer: Sind Sie verheiratet, haben Sie Kinder, wollen Sie Kinder? Dies gilt natürlich vor allem im wissenschaftlichen und im klinischen Bereich. Heute ist es durch die Quotenregelung wohl leichter geworden. Als niedergelassene Ärztin sehe ich für mich als Frau aber eher Vorteile. Viele Eltern mit Kindern bevorzugen beispielsweise eine Ärztin.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Eigentlich erst, seitdem ich meine Ordination habe, denn hier erhalte ich das Feedback von meinen Patienten. In der Ambulanz hat man ja weniger persönlichen Kontakt zu ihnen.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Die Entscheidung, meine Ordination zu eröffnen, war eine sehr wesentliche und schließlich erfolgreiche Entscheidung, wobei ich sie schon vor längerer Zeit getroffen hatte.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein Vater, selbst Arzt, prägte mich ohne Frage, denn ich wuchs in einem dementsprechenden Milieu auf, und es war daher für mich immer klar, daß ich Ärztin werden wollte. Darüber hinaus gab es immer wieder Professoren und Kollegen, die gute Leistungen brachten und dabei Mensch blieben, dabei denke ich vor allem an einen Oberarzt in Lainz, der mich sehr prägte, weil er menschlich und fachlich außergewöhnlich war. Es ist aber auch wichtig, seinen eigenen Weg zu gehen und man selbst zu bleiben.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Die Zufriedenheit der Patienten ist mir sicher die wichtigste Form der Anerkennung. Auch als mir im klinischen Bereich bestimmte Spezialgebiete übertragen und hohe Verantwortung anvertraut wurde, empfand ich das als Anerkennung.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Wie in jedem Beruf gibt es ein Konkurrenzdenken, trotzdem muß, für mich selbstverständlich, die Gesundheit des Patienten im Vordergrund stehen. Generell halte ich die medizinische Versorgung in Österreich für sehr gut. Nicht zuletzt wegen eines funktionierenden Kassensystems, obwohl dieses System in manchen Bereichen, wie z.B. bei der Medikamentenverschreibung oder bei State of the art-Untersuchungsmethoden sehr restriktiv agiert. Weiters erscheint mir der Aufwand für geforderte administrative Tätigkeiten in den Spitälern im Verhältnis zur für die Patientenbetreuung zur Verfügung stehenden Zeit überhöht.Welche sind die Stärken Ihrer Ordination? Ich denke, die Patienten fühlen sich bei mir wohl, sie werden freundlich und kompetent betreut. Ich bin derzeit dabei, mich auch auf bestimmte Gebiete zu spezialisieren. Beispielsweise biete ich Radiofrequenztherapie für Schnarcher, die in Wien bislang nur in einer weiteren Ordination angeboten wird.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Jeder Arzt hat seine Stammpatienten, und von Fall zu Fall überweie ich klarerweise auch an andere Kollegen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Heute gelingt mir das sehr gut. Das Problem waren früher die Nachtdienste im Spital, jetzt kann ich mir meine Zeit sehr gut einteilen.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich besuche Kurse und Kongresse und halte mich durch die Lektüre von Fachzeitschriften auf dem neuesten Stand. Im Spital erfolgt die Fortbildung ja automatisch, als Selbständige kann ich sie mir selbst einteilen. Fortbildung gehört zum Beruf und nimmt sicher 20 bis 30 Prozent der Zeit in Anspruch.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Derzeit konzentriere ich mich darauf, die Ordination aufzubauen. Was ich in Zukunft noch alles machen werde, weiß ich nicht, ich bin für alles offen. Es gehen ja laufend neue Türen auf.