Zur Karriere von Raimund Spilar

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich verließ das Gymnasium vorzeitig in der siebten Klasse, holte dann aber die Matura auf dem zweiten Bildungsweg nach. 1985 hatte ich diesen Abschluß endlich in der Tasche und begann an der Universität Wien mit dem Studium der Rechtswissenschaften. Ich entschied mich für diesen Zweig, weil die meisten meiner Freunde ebenfalls Jus studierten, hatte aber selbst keine konkrete Berufsvorstellung. Ich kämpfte mich durch den ersten Studienabschnitt, mußte mir dann aber eingestehen, daß ich für Rechtswissenschaften kein echtes Interesse aufbringe. Daher wechselte ich das Fach und studierte ab 1988 Geschichte und Publizistik. Ich absolvierte auch etliche Prüfungen, und zwar mit ausgezeichnetem Erfolg, sah aber in diesen Fachbereichen im Endeffekt keine wahre berufliche Perspektive - Lehrer wollte ich nicht werden, und die Chancen, in der Wissenschaft unterzukommen, waren gering. Außerdem ging mir schlicht und ergreifend das Geld aus, und im Sommer 1991 nahm ich dann einen Job beim Statistischen Zentralamt an. Schließlich lernte ich aber jemanden kennen, der mich auf das damalige Wirtschaftsseminar des WIFI aufmerksam machte. Das erschien mir als interessante Alternative, weil man mit diesem Abschluß irgendwo zwischen Handelsakademie und Wirtschaftsstudium angesiedelt war. Also absolvierte ich ab 1993 diesen dreisemestrigen betriebswirtschaftlichen Intensivlehrgang und hoffte, damit trotz meines unorthodoxen Lebenslaufes und meines relativ fortgeschrittenen Alters noch Chancen am Arbeitsmarkt zu haben. Nach dem Lehrgang bewarb ich mich unter anderem bei der Firma Instantina und hatte das Glück, daß der damalige Chef etwas für „schräge Typen“ übrig hatte. Er gab mir eine Chance, und ich wurde als Mitarbeiter im Rechnungswesen und Controlling aufgenommen. Ich arbeitete mich gut in den Betrieb ein und stieg schließlich zum Assistenten der kaufmännischen Geschäftsführung auf. Die Firma bezahlte mir auch das Controller Diplom des ÖCI, und im März 2000 wurde ich zum Controller, sowie in weiterer Folge zum Stellvertreter des CFO ernannt. Von 2005 bis 2007 absolvierte ich außerdem eine Ausbildung zum Advanced Controller. Als meinen Vorgänger der Ruf der Konzernmutter Agrana für höhere Aufgaben ereilte, folgte ich ihm im September 2007 als Leiter des Rechnungswesens nach. Seine zweite Funktion als Geschäftsführer wurde nicht mehr nachbesetzt.

Zum Erfolg von Raimund Spilar

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg habe ich immer dann, wenn ich mit mir zufrieden bin - das gilt beruflich und privat gleichermaßen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja! Ich habe eine erfüllende Partnerschaft, eine schöne Wohnung und einen Job, der mit all seinen Facetten sehr attraktiv ist und Spaß macht.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich bin ein Mensch, der recht gut zwischen unterschiedlichen Positionen vermitteln kann. In meiner Funktion als Leiter des Rechnungswesens bin ich natürlich fachlich spezialisiert, trotzdem muß ich Weitblick zeigen und über den Tellerrand hinausschauen. Als Prokurist bin ich außerdem am Gesamtwohl des Unternehmens interessiert und muß alle Entwicklungen rundherum im Auge behalten.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich empfand mich während des Studiums schon manchmal als erfolgreich, auch weil ich mich so geschickt durch das Leben schlängelte. Allerdings ging mir das nach einigen Jahren auf die Nerven, sodaß ich dann die Zügel fester in die Hand nahm. Bei Instantina stellte sich der Erfolg im Lauf der Zeit durch kontinuierliche Arbeit und Weiterbildung ein.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Eine wesentliche Weichenstellung war, nach dem Studium nochmals in eine Art Schulbetrieb einzusteigen und das WIFI-Wirtschaftsseminar zu absolvieren. Diese Ausbildung war ja doch die Grundlage für meine weitere Karriere.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Gefördert und geprägt hat mich sicherlich Mag. Dieter Schauritsch von Instantina, mein Vorgänger in dieser Funktion. Wir stehen noch heute in sehr gutem Kontakt.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Für uns als Unternehmen der Lebensmittelbranche sind die Preiserhöhungen der Rohstoffe ein heikles Thema. Diese Erhöhungen in annehmbarer Weise an unsere Kunden weiterzugeben, ist doch recht schwierig. Auch die Mitbewerber aus dem Osten stellen ein gewisses Problem dar.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Stehen mehrere Bewerber mit ähnlich guten Qualifikationen zur Wahl, fällt die Entscheidung zugunsten jener Person, die wahrscheinlich am besten in das bestehende Team paßt.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Wir reden sehr viel miteinander, auch informell. Es ist mir wichtig, daß die Mitarbeiter gut über die Vorgänge und Abläufe im Unternehmen informiert sind. Weniger erfreuliche Informationen versuche ich aber, etwas zu filtern und abzudämpfen.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir sind klein und flexibel, haben eine schlanke Organisation und können Entscheidungen relativ rasch treffen. Weitere Stärken sind die enge Kundenbindung, sowie unser Qualitäts- und Produktions-Know-how. Zu den wichtigsten Produkten unseres Sortiments zählen Instantgetränke wie Cappuccino und Kakao, aber auch diverse Süßstoffe, Backmischungen und der allseits bekannte Dixi-Traubenzucker.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
In einer leitenden Position muß man lernen abzuschalten. Das war zu Beginn gar nicht so einfach, weil einem auch in der Freizeit automatisch tausend berufliche Dinge durch den Kopf gehen. Mittlerweile kann ich aber Beruf und Privatleben ganz gut vereinbaren bzw. voneinander trennen. Ich würde nie zulassen, daß mich die Firma „auffrißt“. Sobald keine Zeit mehr für die Partnerin, für Freunde oder Hobbys bleibt, ist irgendwo ein Fehler im System.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Junge Leute, die neu in einer Firma beginnen, sollten sich das Unternehmen möglichst neutral anschauen und sich nicht gleich auf irgendeine Seite ziehen oder benutzen lassen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Wie man aus meinem Werdegang ersehen kann, verlief meine Karriere alles andere als geplant. Bei Instantina habe ich aber ein tolles Umfeld vorgefunden, wo mir die Möglichkeiten zur beruflichen Entwicklung geboten wurden, und ich fühle mich sehr wohl hier. Daher sehe ich auch meine Zukunft entspannt und lasse die Dinge auf mich zukommen.
Ihr Lebensmotto?
Auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt.