Zur Karriere von Franz Wurz

Wie war Ihr Werdegang?
Mit 20 Jahren begann ich mit dem Motorsport. Ab 1974 betrieb ich diesen Sport professionell und beendete meine Karriere 1984. Seit diesem Zeitpunkt beschäftige ich mich mit Fahrtechnik und bin im ÖAMTC-Fahrtechnikzentrum Teesdorf beschäftigt. Mein Sohn Alexander hat bereits mit zwölf Jahren begonnen, intensiv Sport zu betreiben - zuerst BMX, dann Kartfahren und schließlich Formelrennsport. Bis zu seinem Einstieg in die Formel 1 war ich für sein Management zuständig.Was ist das Fahrtechnikzentrum? Die Aufgabe war, Kurse für Führerscheinbesitzer zu organisieren. Durch meine Praxis im Motorsport traute man mir diese Aufgabe zu. Der Zuspruch war auf Anhieb sehr groß. In Teesdorf haben wir auf einer Fläche von 30ha einen Verkehrsübungsplatz, auf dem Führerscheinbesitzer Kurse für Motorräder, PKW, LKW, Busse und Traktoren besuchen können. Dazu haben wir Kinderverkehrsprogramme entwickelt, weil wir der Überzeugung sind, daß diese Schulungen so früh wie möglich beginnen sollten. Das Motto ist Lernen durch Erleben.

Zum Erfolg von Franz Wurz

Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Ich sehe mich erfolgreich, weil ich ein positiv programmierter Mensch bin. Ich habe oft Ideen und sehe aber auch gleich deren Chancen. Erfolg muß man sich aber erarbeiten, geschenkt wird einem nichts. Geschenktes zählt nicht so viel, wie selbst Erarbeitetes.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Ich treffe fast alle Entscheidungen spontan und aus dem Bauch heraus. Wenn ich zu analysieren beginne, wird es meist nichts. Für mich sind spontane Entscheidungen am sichersten - bei einem Kurs z.B. wurde ich von einem Teilnehmer (Direktor einer Versicherung) gefragt, ob wir Kurse für Kinder anbieten. Sofort erkannte ich den Bedarf, und innerhalb von zwei Wochen war das Kinderprogramm fertig. Bis heute betreuten wir 800.000 Kinder.Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen - als erfolgreich? Meine Familie sieht mich auf Grund meiner Motorsportkarriere und meiner beruflichen Tätigkeit als erfolgreich. Viele Bekannte kommen zu mir und bitten mich um Ratschläge.Nach welchen Kriterien suchen Sie Ihre Mitarbeiter aus? Wir sind ein Dienstleistungsunternehmen, das heißt, der Mitarbeiter steht im Vordergrund. Der Kontakt zwischen unseren Mitarbeitern und den Kunden dauert oft bis zu einem ganzen Tag. Somit sind gute Mitarbeiter für uns das wichtigste Kapital. Ich entwickelte ein besonderes System - unsere bestehenden Mitarbeiter sind bei der Suche nach neuen Mitarbeitern miteingebunden, weil Zusammenarbeit bei uns sehr wichtig ist. Schulbildung ist nicht das wesentlichste. Der Umgang mit Menschen ist bei uns besonders wichtig, aber auch geordnete Familienverhältnisse.Welchen Einfluß hatte Ihre Familie auf Ihren Weg zum Erfolg? Der wichtigste Teil meines Erfolges ist meine Frau. Sie steht wirklich in guten und schlechten Zeiten zu mir. Sie ist auch eine meiner Mitarbeiterinnen, wir verbringen den ganzen Arbeitstag und die Freizeit miteinander. Ich möchte das nicht missen. Was war für Ihren Erfolg ausschlaggebend? Ein einschneidendes Ereignis in meinem Leben war der Tod meines Vaters. Nach der Betriebsübernahme wurde der Betrieb verkauft. Wir mußten wieder bei Null beginnen. Diese Ereignisse mit meiner Frau zu teilen hat uns sehr stark gemacht.
Haben Sie diese Tätigkeit angestrebt?
Der Motorsport war nicht geplant, mein Vater ist in frühen Jahren kleinere Rennen gefahren, und da hat es eben eine Beziehung zum Sport gegeben.
Wie gehen Sie mit Niederlagen um?
Niederlagen hake ich einfach ab.
Ihre Ziele?
Was ich erreichen wollte, habe ich erreicht. Die Karriere meines Sohnes, die auch mit finanziellem Einsatz verbunden war, hat mich schon sehr beschäftigt. Der Weg, den ich eingeschlagen habe, hat sich als richtig erwiesen. Die für mich tollste Geschichte ist die Realisation einer Vision (das Fahrtechnikzentrum, mit dem wir heute weltweit der größte Anbieter dieser Leistung sind).Was ist für Sie Anerkennung? Für mich ist Anerkennung das gute Verhältnis mit meinen Mitarbeitern. Jedem Menschen tut Anerkennung gut, aber leider steckt hinter Anerkennung oft Neid.
Ihr Lebensmotto?
Die Freizeit mit meiner Gattin zu genießen (früher verstand ich Leute nicht, die mit Freude in den Urlaub fuhren, heute verstehe ich das).Ihre Vorbilder? Früher waren alle erfolgreichen Menschen für mich Vorbilder. Mein Schwager (über 70 Jahre alt), an ihn halte ich mich bezüglich körperlicher Fitneß.
Woraus schöpfen Sie Ihre Kraft?
Aus der Familie.

"Meine Fahrtechnik" 1986 Orac-Verlag