Zur Karriere von Sylvia Schwarz

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach Abschluß des humanistischen Gymnasiums in Wien VI studierte ich Medizin an der Universität Wien und promovierte 1971 zum Doktor der gesamten Heilkunde. Anschließend war ich als Assistenzärztin an der Universitätsklinik für Anästhesie und Intensivmedizin in Wien tätig und wurde 1977 Facharzt für Anästhesiologie und Intensivmedizin. 1981 wurde ich Oberarzt der Universitätsklinik für Anästhesie und Allgemeine Intensivmedizin in Wien, 1985 wurde mir die Lehrbefugnis für Anästhesiologie und Intensivmedizin an der Universität erteilt, in der Zwischenzeit hatte ich zahlreiche Weiterbildungsmaßnahmen in Europa und den USA in Anspruch genommen. 1990 wurde ich zum Vorstand der Abteilung Anästhesie und Intensivmedizin im Krankenhaus der Stadt Wien – Lainz ernannt und habe diese Position bis dato inne. Zudem wurde mir der Titel außerordentlicher Universitätsprofessor an der Universität zuerkannt und 1995 wurde ich zur gerichtlich beeideten Sachverständigen ernannt.

Zum Erfolg von Sylvia Schwarz

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Für mich ist persönlicher Erfolg die Möglichkeit der Umsetzung einer persönlichen Vision. Jeder hat Vorstellungen, die ihm wichtig sind, und wenn man diese Ideen in die Realität umsetzen kann, ist das der größte Erfolg, den man haben kann. Diese Visionen ändern sich, daher bin ich darauf bedacht, neue Ziele zu definieren, sobald ich eines erreicht habe.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich sehe mich heute als erfolgreich, und zwar nicht nur aufgrund der Position, die ich bekleide, sondern eben auch aufgrund der Tatsache, daß ich meine Ideen und Visionen umsetzen kann. Ich leite diese Abteilung seit 13 Jahren und konnte gemeinsam mit meinem Team Verbesserungen herbeiführen, die unser aller Erfolg sind.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Meine erste große Vision war es, eine gute Ärztin zu werden. Ich wollte immer Medizin studieren und hatte zeit meines Lebens keinen anderen Berufswunsch. Mein Wunsch, Ärztin zu werden, wird von meiner grundsätzlichen Zuneigung zu den Menschen getragen, so war es mir ein großes Anliegen, mir so viel Kompetenz als möglich anzueignen, um sie für das Wohl meiner Patienten einsetzen zu können. Ich möchte ihnen eine optimale Behandlung im Rahmen alles erdenklich Möglichen bieten und denke, daß diese Einstellung zum Gutteil meinen heutigen Erfolg bedingt.Ist es für Sie als Frau in der Medizin schwieriger, erfolgreich zu sein? Ich glaube, daß in diese Frage sehr viel hinein interpretiert wird und gehe persönlich davon aus, daß zwischen Männern und Frauen Chancengleichheit besteht, daß jeder unabhängig von Geschlecht, Rasse oder Herkunft den gleichen Zugang zu allem hat. Andererseits muß ich bemerken, daß Frauen sich oft auf dem Weg zur Karriere ablenken lassen. In der Medizin ist eine längere Abwesenheit vom Beruf sehr problematisch, weil die Entwicklung des Wissens eine so rasche ist, daß man kaum wieder Fuß fassen kann, wenn man diesem Beruf eine Zeitlang nicht nachgegangen ist. Ich selbst habe dahingehend einen hohen Preis bezahlt, indem ich bewußt auf eine eigene Familie verzichtete, bin mir aber völlig bewußt, daß ich dasselbe von keinem anderen verlangen kann.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Aus meiner Sicht muß Erfolg echt sein, also authentisch und ursprünglich. Das heißt nicht, daß man das Rad immer neu erfinden muß, man soll sich ganz im Gegenteil bestehender Strukturen bedienen, um darauf aufzubauen, aber Erfolg darf nie künstlich oder aufgesetzt sein, sondern muß in der eigenen Kreativität wurzeln.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ich habe gelernt, daß der Mitarbeiter tatsächlich das höchste Gut ist. Es wäre mir allein unmöglich, erfolgreich zu sein, daher bin ich auf meine Kollegen und Mitarbeiter angewiesen und setze mich stark dafür ein, daß alle Mitarbeiter gefördert werden.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Die wichtigsten Kriterien in der Auswahl meiner engsten Mitarbeiter sind, neben fachlicher Qualifikation, die ich voraussetze, Flexibilität, Kooperation und Toleranz bzw. die Bereitschaft, sich die Meinung eines anderen anzuhören. Gerade letzteres ist eine schwierig zu erfüllende Voraussetzung, weil wir es in unserem Bereich, am Operationstisch, gewöhnt sind, allein zu arbeiten. Daher ist es nicht einfach, die eigene Persönlichkeit zugunsten des Teams zurückzustellen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Fördern ist immer mit Fordern verbunden. Ich denke, daß man Mitarbeiter motivieren kann, indem man ihnen die Möglichkeit gewährt, ihre eigene Kompetenz einzubringen, Ideen zu verfolgen und Kontakte zu knüpfen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Es gelingt mir deshalb, die beiden Bereiche zu vereinbaren, weil ich einen Partner habe, der selbst sehr erfolgreich ist. Dies ermöglicht uns, einander wechselseitig unterstützend zur Seite zu stehen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Das wichtigste Ziel sollte immer eine große Vision sein, die man step by step in kleinen Schritten verfolgt, indem man Teilziele definiert. Man sollte sich immer die beste Möglichkeit vorstellen, die man erreichen möchte, auch wenn sie nicht leicht zu erreichen ist. Wenn man alle Anstrengungen darauf konzentriert, kann man auch sehr große Ziele erreichen – und die Freude über das Gelingen ist der schönste Erfolg, den man sich wünschen kann. Als sehr wichtig empfinde ich es, Menschen zu finden, die die selbe Vision vor Augen haben und einen auf seinem Weg begleiten, weil es kaum möglich ist, allein erfolgreich zu sein.

116 wissenschaftliche Veröffentlichungen.