Zur Karriere von Franz Staudinger

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich stamme aus einer ganz armen Familie. Die ersten sechs Jahre meines Lebens wuchs ich bei meinen Großeltern auf, weil meine Mutter als Magd bei Bauern arbeitete, meinen Vater sah ich im Leben erst zweimal, ich war ein uneheliches Kind. Ich mußte acht Schulstufen in der zweiklassigen Volksschule Magdalenaberg absolvieren, weil meine Mutter nicht genug Geld für den Autobus zur Hauptschule nach Kirchdorf (an der Krems) hatte. Weil ich schon als Kind sehr kreativ war und viel bastelte, wollte ich Tischler werden, es war aber leider kein Lehrplatz frei. Also lernte ich den Beruf des Maurers bei der Baufirma Waldmann in Pettenbach. 1967 schloß ich die Lehre ab und arbeitete noch drei weitere Jahre im Betrieb und im Winter besuchte ich immer die Bauhandwerkerschule. 1970 wechselte ich als Bautechniker zur Baufirma C. Peters nach Linz. Dort besuchte ich nebenbei Kurse am WIFI und am BFI. 1973 fragte mich mein ehemaliger Lehrherr, ob ich den Betrieb nach seiner Pensionierung übernehmen wolle. Ich belegte also den Baumeisterkurs und 1977, mit 27 Jahren, übernahm ich den maschinell veralteten Betrieb mit 15 Mitarbeitern und begann meine Selbständigkeit. Wir errichten Einfamilienhäuser, Industriebauten und Großbauten für Wohnungsgenossenschaften, erledigen sämtliche Hochbauten, neue Fassaden, Pflasterungen und Außengestaltungen. Unser Baumarkt in Pettenbach führt das komplette Angebot für Hausbauer und Heimwerker.

Zum Erfolg von Franz Staudinger

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg und Mißerfolg liegen nahe beieinander. Ich sehe mich aber als erfolgreich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Man muß immer an den Erfolg glauben. Ich habe mit Null angefangen, rund um die Uhr gearbeitet, ich bin der erste im Betrieb und der letzte, der ihn verläßt.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Vor vier Jahren stürzte ich von einem Gerüst, brach mir glücklicherweise nur zwei Wirbel und seither gehe ich alles viel geruhsamer an.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Nach der ersten Bilanz konnte ich meinen Erfolg sehen. Ich habe sehr gute Mitarbeiter, ein sehr gutes Team und sehr wenig Wechsel des Personals.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Ich war immer ein vorsichtiger Mensch, ich lege meine Anbote mit größter Sorgfalt und kontrolliere alle Baustellen, ob der Ablauf korrekt ist.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein Lehrherr, Baumeister Waldmann, war wie ein Vater zu mir. Er und seine Frau und auch mein Großvater prägten mich sehr.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich habe viele Auszeichnungen und Ehrungen erhalten.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Die Schwarzarbeit wird von Jahr zu Jahr mehr und der Staat unternimmt dagegen nichts. Die Leute arbeiten in einer Zeit, in der sie eine dringend nötige Erholungsphase bräuchten, kommen montags müde zur Arbeit und wenn dann im Alter die Abnützungserscheinungen auftreten sind immer die bösen ausbeuterischen Unternehmer schuld.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Mitarbeiter sind ein sehr teures Kapital, aber das wertvollste. Ein Unternehmen kann nur erfolgreich sein, wenn es gute Mitarbeiter hat.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Wir lassen die Berufsanfänger eine Woche praktizieren, es gibt aber argen Nachwuchsmangel. Aber jeder bekommt eine Chance, unabhängig von seinem Schulzeugnis.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich habe da eine ganz einfache Methode: Zuckerbrot und Peitsche. Wir machen aber auch gemeinsame Feiern, zu Weihnachten auch mit den Ehepartnern.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Viele Mitarbeiter sind 20 bis 25 Jahre bei uns in der Firma, haben bei uns gelernt. Sie achten uns und geben uns ein Geschenk zu Weihnachten.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir liefern sehr gute Qualität, keine Massenware. Handwerklich übertreffen wir die Konkurrenz und viele Kunden, zum Beispiel Wohnbaugenossenschaften, schätzen das. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Ich bin in der Bauinnung tätig und verhalte mich sehr neutral.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Am Anfang kam das Privatleben zu kurz, jetzt gönnen wir uns je eine Woche Urlaub im Winter und im Sommer.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Zuletzt lernte ich viel für unser neues EDV-Kalkulationsprogramm.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Selbständig sollten sich nur jene machen, für die der Beruf Berufung ist. Wer sich mehr Freizeit erwartet, ist auf dem falschen Weg.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Das Wichtigste für mich ist meine Gesundheit und daran werde ich durch ständige Schmerzen erinnert. Beruflich kommt alles von selbst, wenn man fleißig ist.
Ihr Lebensmotto?
Die Zeiten können noch so schlecht sein, wenn man arbeitet, kann es einem nicht schlecht gehen.