Zum Erfolg von Annemarie Mittermayr-Niedermayer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg: Erfolg bedeutet für mich, mit mir selbst im Einklang zu stehen. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg: Mein Bestreben Ziele zu definieren und zu erreichen, ist ein Faktor für meine Erfolge. Diese Ziele mit einem Team – sowohl im beruflichen wie auch im privaten Bereich - und mit gemeinsamen Zielsetzungen erreichen zu wollen, ist ein weiterer Faktor.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Ich denke schon, insbesondere dann, wenn die Frau auch Mutter ist. Sobald ich schwanger war, sank die karrierespezifische Beachtung gegenüber meiner Person innerhalb des Unternehmens beachtlich. Die Unternehmensführung ging nämlich stereotypisch davon aus, dass ich ohnedies zumindest zwei Jahre in Karenz sein werde und danach bestenfalls in Teilzeit für das Unternehmen zur Verfügung stehe. Das traf allerdings nicht zu. Obwohl ich in der 25ten Woche schwanger war, legte ich 1998 die Steuerberaterprüfung ab. Mit viel Überzeugungsgeschick und Hartnäckigkeit gegenüber meinen Vorgesetzten gelang es mir, dass in meiner Wohnung ein Telearbeitsplatz eingerichtet wurde. Von zu Hause aus betreute ich meine Klienten, ohne dass mein Baby oder die Qualität meiner Arbeit gelitten hätten. Fünf Monate nach der Geburt meiner Tochter kehrte ich wieder an meinen Schreibtisch im Unternehmen zurück. Karenzurlaub habe ich somit nie beansprucht. Diese Zeit war sehr anstrengend aber es hat sich gelohnt. Ich sehe mich gleichzeitig als Wegbereiterin und Vorbild für andere Frauen, dass Kinder keinen Karriereknick bedeuten.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Obwohl ich objektiv sehr erfolgreich bin, wurde mir das erst vor einigen Jahren bewußt.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Ich bin der Meinung, dass ein Original auf jeden Fall besser ist. Authentisch den eigenen Weg zu gehen, ist in dieser Hinsicht von großer Bedeutung.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Herr Mag. Klaus Hübner, mein ehemaliger Chef und nunmehr einer meiner Partner, hatte mir zu Beginn meiner Tätigkeit diesen Beruf intellektuell erschlossen und mich in diesem Sinne sicherlich mit geprägt.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich erfahre Anerkennung vor allem durch die positiven Rückmeldungen meiner Klienten und durch deren Weiterempfehlung.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich würde meinen, als sehr humorvoller Mensch gesehen zu werden, der geradlinig, ausdauernd und beharrlich ist.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Eine sehr wichtige, denn ohne unsere Teams könnten wir diesen Erfolg nicht erreichen. Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Gleichzeitig gleicht ein Team einer Kette. Die Kette ist nur so stark wie das schwächste ihrer Glieder.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Fachliche Kompetenz voraussetzend sind mir Teamfähigkeit, Begeisterung und ein offenes Auftreten gegenüber Klienten wichtig.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich bin bestrebt, das berufliche Umfeld und die Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz so zu gestalten, dass sich meine Mitarbeiter wohlfühlen und sich in einem gedeihlichen Umfeld selbst motivieren.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Ich denke, dass Sie mich als Chefin sehen, die von ihren Mitarbeitern genau so viel Einsatz verlangt, wie sie selbst einbringt. Allerdings stimmt das nicht ganz, denn ich verlange von mir selbst mehr als von den Mitarbeitern.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir agieren absolut serviceorientiert und sprechen mit unseren Kunden Klartext statt Fachchinesisch. Weiters betreuen wir unsere Klienten sehr persönlich und setzen einen fixen Ansprechpartner ein, an den sich der Klient wenden kann. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Ich würde sagen gelassen. Weiters denke ich, dass gesunde Konkurrenz Anregung und Herausforderung zugleich ist.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Eine tägliche Herausforderung! Organisationstalent ist Voraussetzung und ein privates Netzwerk (=Familie) für die Kinderbetreuung ein Segen. Wichtig ist es auch Abschalten zu lernen: Ins Büro nehme ich keine privaten Probleme mit und umgekehrt.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Fortbildung ist in unserer Branche sehr wichtig. So besuche ich mindestens ein bis zwei Wochen im Jahr Seminare und lese sehr viel Fachliteratur.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich rate, Mut zum Risiko zu entwickeln und positiv neuen Entwicklungen gegenüberzustehen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Für mich ist es wichtig, in meinem Berufsleben etwas zu erreichen und das soll mir auch weiterhin gelingen. Gleichzeitig lege ich Wert auf ein harmonisches Privatleben. Ihr Lebensmotto: Immer vorwärts, nie zurück. Alles oder nichts! Halbe Sachen zählen nicht.