Zur Karriere von Rudolf Haidvogl

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach vier Klassen Gymnasium entschloß ich mich, die Bundesgewerbeschule, Fachrichtung Maschinenbau, zu besuchen. Als ich sie abschloß, waren die Voraussetzungen für Absolventen noch so gut, daß man sich seinen Arbeitsplatz aussuchen konnte. Gemeinsam mit zwei Freunden trat ich in die Firma Felten & Guilleaume ein, wo wir in verschiedenen Abteilungen tätig waren. Ich kam in die Seilfabrik, wo ich am Reißbrett meine Tätigkeit aufnahm, mußte jedoch bald feststellen, daß diese Tätigkeit nicht meinen Erwartungen entsprach. Nebenbei absolvierte ich in Abendkursen einen Werkmeisterkurs in Maschinenbau und in weiterer Folge aus Interesse einen kaufmännischen Abiturientenlehrgang, um mir in diesem Bereich eine Basis zu schaffen. Da ich im Unternehmen keine Chance hatte, ohne akademischen Titel eine höhere Position zu erreichen, wechselte ich 1972 in die Autobranche. Aufgrund eines sehr attraktiven Inserates wandte ich mich an ein Personalbüro und wurde von 100 Bewerbern als Verkäufer bei Opel & Beyschlag ausgewählt. Ich war voller Energie dabei, verkaufte sehr gut und verdiente auch dementsprechend viel, aber mit der Zeit befriedigte mich der Autoverkauf nicht mehr und ich wollte zudem wieder mehr Verantwortung übernehmen. Ich spielte wieder mit dem Gedanken, einen anderen Weg zu gehen und wurde alsbald erneut auf eine Anzeige aufmerksam. Die Firma Scania suchte einen Assistenten für den Verkaufsleiter, ich bewarb mich, konnte beim Bewerbungsgespräch überzeugen und übernahm in der Folge diese verantwortungsvollere Position. Ich blieb dort mehr als zwei Jahre und lernte alles über die LKW -Branche. 1976 bekam ich die Chance, bei der Firma Eisner in Schwechat als Leiter des Bereiches Verkaufsförderung einzutreten und wurde bald zum Verkaufsleiter für Österreich ernannt. In dieser Position war ich sieben Jahre tätig. In der Zwischenzeit war mein ehemaliger Chef bei Scania Geschäftsführer bei Iveco geworden und wollte mich wieder in seiner Mannschaft haben. So begann ich 1983 als Niederlassungsleiter Wien. Als 1998 die Niederlassungen in eigene Einheiten ausgegliedert wurden, übernahm ich die Geschäftsführung der IVC Wien und bin seither für die östlichen Bundesländer verantwortlich.

Zum Erfolg von Rudolf Haidvogl

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist ein wichtiger Faktor und bedeutet eine gewisse Befriedigung. Ich finde aber, daß man nicht nur dem beruflichen und dem finanziellen Erfolg nachlaufen, sondern immer auf die persönliche Zufriedenheit achten sollte.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Zufall und Glück gehören dazu, aber man muß auch bereit sein, sehr viel Zeit in die Tätigkeit zu investieren. Außerdem muß man bereit sein, mit Menschen zu kommunizieren und die Mitarbeiter zu motivieren. Man muß Verantwortung delegieren können, ohne die Kontrolle zu verlieren. Es war auch wichtig, kundenorientiert zu arbeiten und nicht nur Verkaufsgespräche zu führen, sondern auch Reklamationen und Beschwerden entgegenzunehmen. Die Tatsache, daß ich in vielen Bereichen tätig war, hilft mir, immer die richtigen Worte zu finden und selbst mit ungehobelten Kunden in jedem Fall eine Einigung zu erzielen.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich bin heute in einer Position tätig, in der es keine Anerkennung von oben mehr gibt. Manchmal erhalte ich Ehrungen oder es fällt jemanden auf, daß das vergangene Jahr erfolgreich war. Ich bin stolz darauf, auf Unternehmenszahlen verweisen zu können, die in Ordnung sind, und den Betrieb so zu führen als wäre er mein eigener.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Meine Mitarbeiter sind mit Freude bei der Arbeit und wissen, daß von jedem Einzelnen sehr viel abhängt.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Als ich diese Position übernahm, begleiteten mich einige frühere Mitarbeiter, daher hatte ich eine gewisse Hausmacht inne. Ich bin selbst mit vollem Engagement bei der Sache und strahle Kompetenz aus, somit bin ich ein gutes Vorbild für meine Mitarbeiter und erhalte dafür auch Anerkennung von ihnen. Wenn man selbst diszipliniert arbeitet und diesen Weg vorgibt, kann man diesen Einsatz auch von den Mitarbeitern verlangen. Ich verlange von meinen Mitarbeitern genau soviel, wie von mir selbst.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Das Privatleben ist für mich ein wichtiger Faktor. Ich arbeite ungefähr 60 Stunden in der Woche, aber ich vergesse nicht, daß es auch noch andere Bereiche gibt, wofür es sich zu leben lohnt. So lege ich beispielsweise großen Wert darauf, einmal pro Woche eine kulturelle Veranstaltung zu besuchen, da es mir wichtig ist, aktiv mit der kulturellen Szene Wiens mitzuleben. Auch gehe ich gern Schifahren und am Sonntag Vormittag Inline-Skaten. Da mir viel an meinem Freundeskreis liegt, bringe ich für ihn viel Zeit auf.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Wenn man Erfolg haben möchte, muß man gewillt sein, dafür viel Arbeitseinsatz zu erbringen. Man muß Vorbild für die Mitarbeiter sein und sollte seinen Emotionen nicht immer freien Lauf lassen. Kommunikation ist ein sehr wichtiger Faktor, der in der heutigen Zeit unerläßlich ist.
Ihr Lebensmotto?
„Durch das Reden kommen die Leute zusammen“. Nur wer kommunizieren kann, weiß über die Bedürfnisse von Mitarbeitern und Kunden Bescheid.