Zur Karriere von Gerhard Ottenschläger

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich maturierte 1964 in Linz und studierte, da es damals in Linz noch keine Universität gab, in der Folge Rechtswissenschaften in Wien. Ich beendete mein Studium in den vorgeschriebenen acht Semestern, promovierte 1969 und leistete danach den Präsenzdienst ab. Anschließend trat ich in die Wiener Allianz Versicherung ein, wo ich ein Jahr lang als Schadensreferent tätig war und bereits sehr selbständige Entscheidungen treffen konnte. In dieser Zeit erhielt ich ein sehr verlockendes Angebot, mich politisch zu betätigen, das mich allerdings wieder nach Linz zurückgeführt hätte. Da ich zu dieser Zeit aber schon verheiratet war, setzte meine Frau Gott und die Welt in Bewegung, um einen für mich passenden Arbeitsplatz in Wien zu finden. Sie arbeitete damals in der Ordination eines Internisten, zu dessen Patienten der (heute schon verstorbene) Dr. Buchwieser zählte, der für seine Bauträgergesellschaft einen zweiten Geschäftsführer suchte. So trat ich ins Baugeschäft ein, fungierte zwei Jahre lang als Geschäftsführer und beschäftigte mich im wesentlichen fast ausschließlich mit dem Bereich öffentlich geförderter Wohnbau. Nach diesen zwei Jahren wollte ich mich eigentlich selbständig machen, hatte bereits Partner gefunden und einen Gesellschaftsvertrag im Entwurf fertig, bewarb mich aber aus Jux und Tollerei, wie ich heute sage, bei der deutschen Gesellschaft DEBA, die einen Geschäftsführer in Wien suchte, und wurde - für mich völlig überraschend - aus 60 Bewerbern ausgewählt. 1973 trat ich diese Stelle an und wurde im Laufe der nächsten zwei Jahre Geschäftsführer mehrerer Firmen, die dazu dienten, Großprojekte in Deutschland zu finanzieren. Ich war von Beginn an der einzige Geschäftsführer der Gesellschaft, der völlig allein wirtschaften durfte, und hätte, wie ich zugeben muß, auch keinen zweiten an meiner Seite geduldet. Ich bin immer meinen Weg gegangen, und der Gesellschafter Dr. Häcklmann aus Deutschland war immer zufrieden mit mir. Als er verunglückte, ergriff ich die Gelegenheit, die österreichische Firma zu kaufen. Somit bin ich seit 1990 selbständig und führe das Unternehmen heute als Familienbetrieb mit acht Mitarbeitern.

Zum Erfolg von Gerhard Ottenschläger

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich erstens Zufriedenheit und zweitens, materiell so gestellt zu sein, daß ich sorgenfrei leben kann. Ich bin ein sehr zufriedener Mensch und schöpfe viel Kraft aus meinem Familienleben, das mir sehr wichtig ist.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich sehe mich als erfolgreich und bin sehr dankbar dafür, daß ich meine Ziele bisher erreichen durfte. Ich weiß genau, daß nicht ausschließlich meine eigene Tüchtigkeit meinen Erfolg bedingte, es gehörte auch eine gute Portion Glück dazu. Es gab immer wieder Schwierigkeiten zu bewältigen, und dabei war es wichtig, mir des Rückhaltes meiner Familie sicher sein zu können.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ausschlaggebend war ein gewisser Sportsgeist, der darin bestand, eine Firma zu übernehmen, die nicht gut dastand - ich mußte in mühevoller (Klein-)Arbeit den Pfusch meiner Vorgänger reparieren. Hartnäckigkeit, Ausdauer und ein hohes Maß an Arbeitseinsatz waren dabei unabdingbar. Ich beschäftigte zunächst eine Sekretärin und machte von Anfang an alles selbst - was den Vorteil mit sich brachte, daß mir heute niemand etwas vormachen kann.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Anerkennung erfuhr ich in meiner Zeit als Geschäftsführer in verbaler Form und durch mein Gehalt - mein Gesellschafter war sehr großzügig, wenn die Bilanz Erfolge auswies. In den letzten Jahren stellte er mir nur mehr die Frage, welches Gehalt ich für angemessen halte, und es gab niemals Diskussionen, was eine besondere Form der Anerkennung ist. Anerkennung erhalte ich auch aus meiner Familie. Als die Kinder reifer wurden, haben sie erkannt, daß der Vater etwas geleistet hat, und heute arbeitet die ganze Familie im Unternehmen mit.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Die Mitarbeiter spielen die Hauptrolle für den Erfolg der Firma, der bei uns von der Verwertung der realisierten Objekte abhängig ist. Dieser Bereich liegt ausschließlich in den Händen meiner Kinder und meines Schwiegersohnes. Sie haben heute auch schon Mitspracherecht in der Produktentwicklung. Ich versuchte sie von Beginn an in Entscheidungen miteinzubeziehen, weil derjenige an der Front weiß, was gefragt ist. Generell leisten wir hervorragende Teamarbeit. Ich beschäftige außer den Familienmitgliedern noch zwei Mitarbeiterinnen, die bereits langjährig hier tätig sind und somit schon fast zum Inventar gehören. Es gibt nichts wichtigeres als ein harmonisches Betriebsklima, um an einem Strang zu ziehen und gemeinsame Ziele zu erreichen.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Zu den Stärken unseres Unternehmens zählt zunächst sicherlich die sehr hohe Eigenkapitalquote von über 25 Prozent, die uns als stabilen Partner unseren Kunden gegenüber auftreten läßt. Auch ist eine sehr hohe Identifikation mit dem Unternehmen gegeben, da viele Familienmitglieder im Unternehmen tätig sind. Dadurch wird eine sehr hohe Einsatzbereitschaft gewährleistet, und zudem ergänzen sich die einzelnen Teammitglieder fachlich ideal. Des weiteren kann die Beschäftigung mit alternativen Baustoffen als eine Stärke für die Zukunft gewertet werden.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte meinen Kindern ein überdurchschnittlich gut gehendes Unternehmen im Jahre 2010 übergeben, sämtliche Gesellschaftsanteile an meine Familienmitglieder übertragen und nur mehr in beratender Funktion zur Verfügung stehen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ohne Fleiß kein Preis. Man muß immer mehr leisten als die anderen. Ein akademischer Grad ist in manchen Betrieben und Positionen sicher gefragt, aber in der Wirtschaft zählen ausschließlich Engagement und Fachwissen.