Zur Karriere von Albert Tritscher

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich wuchs im Familienbetrieb auf, zu dem auch eine Landwirtschaft gehörte. Diese Kindheit zwischen Natur, Schafen und Pferden prägte mich sicherlich. In der Folge absolvierte ich die Metzgerlehre in Hallein. 1961 legte ich als jüngster Metzgermeister der Steiermark die Meisterprüfung ab. Anschließend arbeitete ich unter anderem in Deutschland und der Schweiz. Später absolvierte ich auch noch die Fremdenverkehrsschule in Gleichenberg und arbeitete danach als Kellner in London. Als ich 1965 nach Hause zurückkehrte, übernahm ich den elterlichen Gastronomiebetrieb, mein Bruder übernahm die Landwirtschaft. Ich erkannte den Trend der Zeit und tätigte damals bereits einige größere Investitionen zur Festigung des Betriebes. 1971 brannte das Haus ab, nachdem ein Küchenmädchen mit einer Zigarette eingeschlafen war. Im Zuge der Renovierung erweiterten wir den Betrieb und bauten einen dritten Stock auf. Nebenbei verfolgte ich auch meine politische Karriere in der FPÖ als Gemeinderat und Obmann der FPÖ Schladming.

Zum Erfolg von Albert Tritscher

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, mehr als die Hälfte seiner gesteckten Ziele zu erreichen. Schon Präsident Lincoln sagte: Wenn ich wüßte, daß 51 Prozent meiner Entscheidungen richtig wären, wäre ich nicht Präsident, sondern der reichste Mann der Welt!
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich bin mit dem bisher Erreichten durchaus zufrieden, denn ich lag mit dem Großteil meiner Entscheidungen richtig.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Mein enormer Einsatz und mein Arbeitswille waren auch immer von der nötigen Portion Glück begleitet. Zum Erfolg gehört aber auch Demut. Ich war immer der Überzeugung, daß man auf der Seite der Schwächeren stehen muß, und wenn es nur eine Stunde ist, die man jemandem schenkt, indem man ihm zuhört. Aufgrund dieser Philosophie wurde mit immer sehr viel Vertrauen entgegengebracht. Leider gibt es diese Einstellung fast nicht mehr. Man ist heute oft nicht einmal dazu bereit, seinem eigenen Nachbarn zu helfen. Ich hatte immer gern mit Menschen zu tun, was mir auch bei meinem Beruf als Gastwirt sehr zugute kam.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich nehme Herausforderungen an. Wenn unvorhergesehene Probleme auftauchen, ist es von Vorteil, einen wirtschaftlichen Sicherheitspolster zu haben. Ein Vergleich: wenn ein Kapitän einen Zielhafen ansteuert, verfolgt er eine direkte Linie. Muß er aufgrund eines Sturmes davon kurzfristig abweichen, so kehrt er doch, wenn sich der Sturm gelegt hat, wie der auf seine direkte Linie zurück.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Ich bevorzuge absolut Originalität. Ich halte nichts davon, andere zu kopieren. Wenn man sich schon etwas abguckt, sollte man eigene Ideen einfließen lassen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
An erster Stelle steht meine Gattin, die mir immer zur Seite stand. Ebenso prägte mich meine leider schon verstorbene Frau Mama, die mich immer tatkräftig unterstützte. Auch mein Bruder war mit immer ein treuer Gefährte.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Die wertvollste Anerkennung ist die Zufriedenheit der Gäste und der Mitarbeiter.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Gute Mitarbeiter sind ein wesentlicher Faktor für den Erfolg eines Unternehmens. Nur wenn das Team funktioniert, kann auch der Betrieb reibungslos funktionieren. Wenn ein Rad in das andere greift, läuft das Werk.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich lege Wert auf Teamfähigkeit, Fleiß, Freundlichkeit und selbständiges Arbeiten.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich habe immer im Betrieb mitgearbeitet und als Vorbild für meine Mitarbeiter fungiert. Für Mitarbeiter, die länger als 20 Jahre in einem Unternehmen arbeiten, wird der Betrieb zu einer zweiten Heimat. Ich habe in meinem Leben über 60 Fachkräfte ausgebildet, die heute weltweit erfolgreich tätig sind. Von Vorteil war auch für meine Mitarbeiter immer die Tatsache, daß ich zusätzlich gelernter Metzger bin und ihnen diverse Kenntnisse vermitteln konnte.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Ich hoffe, sie fühlen sich in unserem Team so wohl wie auch ich.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Unsere Speisekarte umfaßt noch Speisen, die ansonsten fast nirgendwo mehr serviert werden. Ich beziehe meine Produkte von regionalen Bauern und mein Wild von Jägern des Ortes. Unser Betrieb wurde bereits 1680 als Einkehr erwähnt, in Familienbesitz befindet sich das Unternehmen seit 1896. Wir beten zu Gott, daß es so reibungslos weitergeht wie bisher!
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich mußte in diesem Bereich bittere Erfahrungen machen. Es liegt in der Natur der Arbeit im Gastgewerbe, daß man oft die Familie vernachlässigt. Gerade in unserem Traditionsbetrieb litt die Familie manchmal unter der enormen Belastung des Berufes. Ich möchte jedoch in Zukunft noch einige schöne Jahre mit meiner Frau verbringen.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich habe mir zum Leitbild gemacht, zehn Prozent meiner Zeit der Vergangenheit zu widmen und 90 Prozent der Zukunft. Die Zeit bleibt nicht stehen, und auch wir müssen mitschwimmen, um nicht irgendwann zu stranden.
Ihr Lebensmotto?
Den Betrieb dem Ort erhalten.