Zur Karriere von Monica Liedl-Tomaschek

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Die Hausverwaltung wurde von meinem Vater gegründet, der jung starb und von welchem ich die Firma 1964 übernahm. Vorher absolvierte ich eine Fachausbildung als Hausverwalter und Immobilienberater. Neben der Führung der Firma habe ich zwei Töchter allein erzogen, auf die ich heute sehr stolz bin - die ältere arbeitet in der Modebranche, die jüngere hat einen gastronomischen Betrieb, beide sind sehr erfolgreich. Seit 1996 beschäftige ich mich verstärkt mit Kunst. Ich eröffnete eine Galerie für zeitgenössische Kunst. Mein Schwerpunkt ist die südliche Kunst. Ich vertrete 20 Künstler aus Afrika, Mediterrannée und Südamerika. Diese Künstler leben meistens in Österreich, und ich versuche ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre Werke näher an die Öffentlichkeit zu bringen. Es finden regelmäßig Ausstellungen und Veranstaltungen in meiner Galerie statt, die immer sehr gut besucht sind. Ich gebe Kataloge über meine Künstler heraus, was auch helfen soll, die Künstler bekannter zu machen. Ein wesentlicher Punkt war die Ausstellung der 20 afrikanischen Künstler in der National Gallery of Art in Sofia, die sehr erfolgreich war und viele Medienberichte in TV und Zeitungen nach sich zog. Diese Tätigkeit ist sehr wichtig für mich, sie hilft mir Dinge zu realisieren, die über das Materielle hinausgehen und mein kosmopolitisches Denken auszuleben. Die Eduard Tomaschek Gebäudeverwaltung und Realitätenvermittlung KG beschäftigt sich mit der Verwaltung von Wohnungseigentum, umsere Schwerpunkte liegen dabei in Wien und Umgebung. Ich führe dieses Unternehmen mit 16 Mitarbeitern.

Zum Erfolg von Monica Liedl-Tomaschek

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich fühle mich erfolgreich, wenn ich behaupten kann, etwas geleistet zu haben, wenn die Projekte positiv abgewickelt werden können. Geld spielt für mich eine sekundäre Rolle, nach dem Motto - es bringt kein Glück, aber es beruhigt. Geld bringt mir allerdings die Möglichkeit, mich den Sachen zu widmen, die für mich ein Anliegen sind, nämlich der modernen Kunst aus dem südlichen Raum.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich sehe mich als erfolgreich, weil ich in sehr vielen Lebensbereichen viel erreicht habe.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich zeichne mich durch Hartnäckigkeit aus und habe einen großen Hang zur Gerechtigkeit, für die ich mich unter allen Umständen einsetze, weil ich selbst ehrlich und geradlinig bin. Eine meiner weiteren Stärken ist meine Kreativität, bzw. mein Gefühl für künstlerische Dinge, obwohl ich selbst nicht künstlerisch tätig bin. Ich betrachte eine Mischung aus Ausdauer, persönlichem Einsatz und Glück als Schlüssel zu meinem Erfolg.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich überschlafe komplizierte Probleme gern und suche mehrere Lösungsansätze. Grundsätzlich schiebe ich Probleme aber nicht auf die lange Bank, sondern bin bemüht, den „Stier an den Hörnern zu packen“ Je nach Art des Problems löse ich es entweder allein oder gemeinsam mit meinem Team, vor allem mit meinem Mann, der Prokurist des Unternehmens ist. Ich bin prinzipiell sehr entscheidungsfreudig und zielstrebig und übernehme in jedem Fall die Verantwortung über meine Entscheidungen, selbst wenn sie sich im Nachhinein als Fehler herausstellen.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Nein. Ich empfinde es manchmal sogar als sehr positiv, Frau zu sein, weil ich aufgrund meiner Instinkte über mehr diplomatisches Geschick zu verfügen glaube, als so mancher Mann: Männer stapfen oft sehr ungeschickt durch das Leben und gebärden sich machohaft – eine Frau hat deutlich mehr „Gespür“ und tritt nicht so leicht in jedes Fettnäpfchen. Es gibt zwar einige Themen, die ich gern an Männer abgebe, im allgemeinen habe ich jedoch nicht das Gefühl, als Frau benachteiligt zu sein. Dabei bin ich mit Sicherheit keine Emanze, ich sehe keinen Grund, mich von irgend etwas zu emanzipieren, weil ich immer erreichte, was ich wollte, ohne mich als Püppchen oder Sexbombe präsentieren zu müssen. Im empfinde es in Zusammenhang mit schwierigen Kunden als Vorteil, Frau zu sein, weil ich viele Probleme auf weibliche Art und mit einem gewissen Charme leichter lösen kann.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Lob ist eine sehr wichtige Form von Anerkennung, ich betrachte aber auch die Möglichkeit, mich andersartig zu verwirklichen, als Anerkennung. Wichtige Anerkennung für mich ist, daß die Künstler, die ich vertrete, bei mir ein Zuhause gefunden haben und daß ich viele Talente erkenne.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Mein Führungsstil war sehr teamorientiert, bis ich die bittere Erfahrung machte, daß es Leute gibt, die es gern mißbrauchen. Seitdem habe ich einige autoritäre Züge in diesen Stil eingeflochten.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir bieten unseren Kunden rechtlich und technisch fundiertes Management und nehmen auf seine Wünsche und Bedürfnisse Rücksicht. Unsere Stärke liegt mit Sicherheit in unserem Selbstverständnis als Dienstleister; wir agieren individuell, korrekt, transparent, seriös und fachlich kompetent und zeichnen uns durch unsere langjährige Erfahrung aus. Wir legen großen Wert auf langfristige Kundenbindung und gegenseitiges Vertrauen, das durch persönlichen Kontakt geprägt ist und sind sehr flexibel.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Es ist mir wichtig, eine glückliche Familie hinter mir zu wissen. Prinzipiell trenne ich die beiden Bereiche, die einander jedoch bedingen. Der persönliche Bereich – darunter fällt beispielsweise auch meine Gesundheit – ist mir sehr wichtig. Ich schöpfe Kraft aus der Möglichkeit, in der Natur zu sein und Bäume zu pflanzen und aus der Möglichkeit, meinen Garten zu gestalten.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Meine Ziele liegen weiterhin darin, erfolgreich mit den Künstlern zusammenzuarbeiten und unsere Tätigkeit noch mehr ins Ausland zu verlagern, weil ich Österreich als offenes, aufgeschlossenes Land präsentieren möchte, das Künstler fördert und über den eigenen Tellerrand blickt.

Vom internationalen zum globalen Kulturaustausch, 2000 (Katalog)