Zur Karriere von Karl Lagler

Wie war Ihr Werdegang?
Eine wichtige Station auf dem Weg zu meiner Karriere war die Übernahme des elterlichen Betriebes im Alter von 22 Jahren. Gleichzeitig wollte ich auch die Vermarktungsform ändern. Diese Entscheidung wurde mir erleichtert, da es in diesem Jahr ganz tiefe Traubenpreise gab. Damals wurden die Trauben an die freien Weingärtner verkauft. Unser Betrieb war damals ca. 3,5 ha groß. Es zeigte sich für mich damals, daß es unmöglich ist, mit dieser Betriebsgröße ein ausreichendes Einkommen für zwei Familien zu haben. Der erste Schritt war die Überlegung, aus unserem Produkt mehr herauszuholen - das war 1977. Zu dieser Zeit wurde mir auch eine Nebenbeschäftigung in der Winzergenossenschaft angeboten, ich hätte die Position eines Weinverkäufers in Oberösterreich annehmen können. Ich entschied mich aber dann doch, mich um unseren Betrieb zu kümmern. Wir begannen im Stammhaus einen Heurigen einzurichten. Das war der Startschuß für alles weitere. Zu dieser Zeit war es üblich, die Hälfte der Trauben an die Genossenschaft zu verkaufen und den Rest selbst zu vermarkten. In der Zeit, in der ich den Heurigen umbaute, lernte ich auch meine jetzige Frau kennen. Im Sommer 1979 eröffneten wir den Heurigen. Da ich früher viel herumgekommen war und gesehen hatte, wie man einen Heurigen betreibt, gestaltete ich unseren Betrieb etwas anders. Das Wein- und Speiseangebot war umfangreicher als üblich. Und so kam es, daß wir von Jahr zu Jahr weniger Trauben verkaufen mußten und selbst mehr einfüllten. Die Ernte 1983 vermarkteten wir dann vollständig selbst. Es steigerte sich dann, und mit der Zeit mußten wir neue Weingärten pachten und auch Trauben zukaufen. 1985 und 1986 hatten wir dann schon ziemlich große Platzprobleme und entschieden, einen Kellerneubau durchzuführen. In weiterer Folge bauten wir auf dem Keller Gästezimmer. 1989 war wir den Rohbau fertig, und in den folgenden zwei Jahren stellten wir das Haus innen fertig. 1992 eröffneten wir und hatten das Glück, daß vor unserer Tür der Film Donauprinzessin gedreht wurde. 1993 hatten wir unsere stärkste Saison mit über 160 Vollbelegstagen.

Zum Erfolg von Karl Lagler

Was war für Ihren Erfolg ausschlaggebend? Ich wuchs in relativ bescheidenen Verhältnissen auf. Es ging uns nie schlecht, aber wir hatten auch nie viel Geld. Und ich glaube, daß ich auch etwas Glück hatte. Die Faktoren für meinen Erfolg kommen durch die Mitarbeit meiner Eltern, dem Engagement meiner Frau und aus dem Glück. Ich hielt aber auch immer die Augen und Ohren offen und versuchte immer, etwas von anderen zu lernen. Ich bin sehr froh darüber, daß wir mit diesem Haus den Geschmack jener Personen getroffen haben, die wir uns als Gäste erwarten. Unser Angebot richtet sich an Personen, die gern essen, trinken, etwas Kultur erleben und sich im Urlaub ausruhen wollen. Das ist unsere Gäste-Zielgruppe, und die fühlt sich bei uns sehr wohl. Im Bereich des Hotels werden wir noch einen Swimmingpool installieren.Haben Ihre Eltern eine Vorbildfunktion? Ja schon, und zwar in der Partnerschaft. Und man muß anerkennen, daß mein Vater nach dem Krieg die Weingärten rekultiviert hat. Er war einer der ersten, die auf maschinelle Bearbeitung umstellten. Er bearbeitete damals schon mit einem Kleintraktor die Terrassen. Besonders für Neuerungen war mein Vater zu haben, er war nie ein Bremser, und er ermunterte uns eher immer.Gab es Vorbilder? Was den Wein betrifft, ist Franz Hirtzberger mein Vorbild. Er hat mich besonders in der Anfangsphase unterstützt. Sein Vater hatte bereits in den 60er Jahren auf Selbstvermarktung umgestellt. Er war in diesem Geschäft bereits voll integriert, während ich mir noch Gedanken darüber machte.Haben Sie Mitarbeiter? Wir haben beim Heurigen und im Weinbaubetrieb eine Mitarbeiterin und eine Halbtagskraft. Im Hotel haben wir zwei Damen beschäftigt, von denen eine am Abend beim Heurigen aushilft. Insgesamt haben wir vier voll angestellte Mitarbeiter.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Ich glaube, daß man mich als kollegialen Chef sieht.Welche Rolle spielt für Sie die Familie? In der Familie spielen meine Frau und ich eine gleichberechtigte Rolle. Meine Frau befaßt sich mit dem bürokratichen Aufwand und mit dem Finanziellen.Haben Sie Niederlagen erlebt? Während der Bauzeit hatten wir ein Problem mit einem ehemals guten Freund, der uns sehr enttäuschte. Das war für mich eine menschliche Niederlage.
Woraus schöpfen Sie Ihre Kraft?
Meine Frau und ich motivieren uns gegenseitig. Ansonsten schöpfe ich meine Kraft aus der Freude am Beruf.
Ihre Ziele?
Was ich insgesamt erreichen wollte, habe ich bereits erreicht. Wir sind bereits für unsere Weine ausgezeichnet worden und sind auch mit dem Hotel sehr erfolgreich. Eine echte Zielsetzung habe ich nicht mehr. Was uns allerdings weiterhin motiviert, ist, mit dem Wein noch besser zu werden. Mein größter Wunsch ist es, möglichst lang gesund zu bleiben.