Zur Karriere von Angelika Sery-Froschauer

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Markant für meinen Werdegang war sicher, daß ich in eine Unternehmerfamilie hinein geboren wurde. Meine Eltern führten die Werbeagentur Sery und ich wußte schon als ganz kleines Mädchen, daß das der Bereich ist, in dem ich bleiben möchte. Ein weiterer wichtiger Punkt war für mich der Leistungssport, der mir eine Dimension des Durchhaltens und der Ausdauer mitgab. Ich war zwischen meinem sechsten und 25. Lebensjahr sehr aktiv im Schisport und trainierte täglich. Ich maturierte 1985 und entschied mich für das Studium der Betriebswirtschaftslehre, das ich 1992 abschloß. Parallel zu meinem Universitätsstudium arbeitete ich von 1986 bis 1993 in der Werbeagentur meiner Eltern als Kontakterin. Im Jahr 1985 trat ich der Jungen Wirtschaft bei, ich begann in der Ortsgruppe Leonding, wurde dann Bezirksvorsitzende und war von 1991 bis 1994 Landesvorsitzende von Oberösterreich. Es war eine sehr prägende und bereichernde Erfahrung für mich als junge Frau diese Funktion für drei Jahre wahrzunehmen, die mir eine neue Perspektive eröffnete. Im Jahr 1994 gründete ich eine weitere Agentur, die s.d.m. Marketing Communications GmbH, die sich ausschließlich auf Direktmarketing und Öffentlichkeitsarbeit spezialisierte. Von 1993 bis 1995 war ich Bundesvorsitzende Stellvertreterin der Jungen Wirtschaft Österreich. Damit lernte ich eine weitere Dimension der Wirtschaftspolitik kennen. Da sich meine Firma sehr gut entwickelte und in der Firma meiner Eltern für mein Team kein Platz mehr war, mußte ich an einen eigenen Standort übersiedeln, was auch eine einschneidende Erfahrung war. Der nächste entscheidende Schritt war die Gründung meiner Familie, ich heiratete und bekam bald meine erste Tochter, die mein Leben maßgebend veränderte. Ich war gezwungen, nach neuen Strukturen im Betrieb zu suchen und löste das gemeinsam mit meinem Mann sehr gut. Letztes Jahr übernahm ich den Betrieb meiner Eltern, kehrte mit meiner eigenen Agentur zurück in das Stammhaus und schloß die beiden Unternehmen zusammen.

Zum Erfolg von Angelika Sery-Froschauer

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Für mich gibt es den Erfolg in vielen Dimensionen. Erfolg hat soziale, fachliche, gesellschaftliche und emotionale Komponente. Früher stand die Leistung im Vordergrund. Inzwischen hat Erfolg eine andere Qualität für mich bekommen, nämlich die der Zufriedenheit. Ich bin dann erfolgreich, wenn ich für mich die Dinge in Zufriedenheit bewältige, das heißt, wenn zwischen meiner Familie, meinen Kunden und Mitarbeitern Ausgewogenheit und Harmonie herrscht.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich habe viel bewegt, was sicher damit zu tun hat, daß ich es mir zutraute.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Die Bereitschaft zur ständigen Veränderung, das Mitgehen und sich mit der Zeit mitentwickeln. Heute verändert sich alles sehr rasch, da ist es notwendig, selbst sehr stark zu agieren und nicht zu reagieren, das heißt, die Veränderung vorfühlen.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Das ist sicher so. Aber ich glaube, daß es jetzt leichter wird, weil sich die Gesellschaft ändert und die jüngeren Menschen schon damit aufwachsen, daß Mann und Frau gleiche Teile zu leisten haben. Männer dominieren in der Wirtschaft immer noch sehr stark, aber ich sehe mit Freude, daß sich Männer in Führungspositionen immer mehr für Frauen öffnen, z.B. in Bezug auf die Vergabe von Aufträgen. Ich glaube, daß wir in zwanzig Jahren so weit sind, daß wirklich alle die gleichen Möglichkeiten haben. In meiner Branche sind sehr viele Frauen beschäftigt, aber nur ganz wenige davon sind Eigentümer und Geschäftsführer.
Ist Originalität oder Imitation besser um erfolgreich zu sein?
Jeder soll so sein, wie er ist und den anderen so nehmen, wie er ist.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein Vater ist nicht nur mein leiblicher Vater, sondern auch mein beruflicher Ziehvater, insofern ist er sicher am stärksten maßgebend und prägend.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Wenn ich etwas gut bewältige, etwas verändere, etwas Positives geschaffen habe, wird Anerkennung im Gespräch spürbar. Im Geschäftlichen sieht man die Anerkennung im Erfolg der Arbeit.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Wir sind sehr stark auf das Team ausgerichtet. Ein Unternehmen kann nur so gut sein, wie das Team funktioniert. Das wichtigste sind die fachlichen, emotionalen und sozialen Ressourcen der Mitarbeiter.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Für die Personalauswahl ist mein Mann verantwortlich. Die Entscheidung liegt bei mir, die ich sehr intuitiv treffe.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Mitarbeiter motiviere ich durch Anerkennung und Wertschätzung und indem ich ihnen Verantwortung übergebe. Gerade in unserem Bereich ist auch das Arbeitsklima wichtig.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Die Stärken des Unternehmens sind die Stärken seiner Mitarbeiter. Wir sind sehr fächerübergreifend angeordnet, das heißt, wir haben viele Spezialisten im Haus: Journalisten für die Öffentlichkeitsarbeit, Trainer für Kommunikationstrainings, Fachleute für Direktmarketing, Fachleute für Markenbegleitung; daraus entsteht die Qualität des Unternehmens. Eine weitere Stärke ist, daß wir uns schon in den Gesprächen mit unseren Kunden sehr gut in die Sache hineindenken und durch unser fächerübergreifendes Angebot entsprechend agieren können.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Damit geht es mir sehr gut. Bei mir ist alles organisiert, sowohl die Familienzeit, als auch die Berufszeit.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich lese sehr viel, mache zweimal pro Jahr Fortbildung im Seminarbereich und besuche Tagungen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Wesentliche Ziele sind es, diesen Betrieb in den nächsten Jahrzehnten weiterhin gut mitbegleiten, die Veränderung gut bewältigen, am Markt agieren und nicht reagieren zu müssen, Positives entstehen lassen, wie auch immer das ausschaut. Ich möchte noch anspruchsvollere Kunden bekommen und dabei die bestehenden behalten.
Ihr Lebensmotto?
Veränderung, positive Kraft.