Zur Karriere von Karl Reinisch

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich wurde als jüngstes von sechs Kindern geboren und wuchs unter bescheidenen Verhältnissen auf. Meine Eltern betrieben eine Landwirtschaft mit Sägewerk in Wildbach. Von 1960 bis 1968 besuchte ich die Volksschule Freiland, und nach dem Polytechnikum absolvierte ich eine Lehre zum Kfz-Mechaniker bei der Firma Maier und Scherz in Deutschlandsberg, die ich 1973 mit ausgezeichnetem Erfolg abschloß. Den anschließenden Präsenzdienst leistete ich nach einem bestandenen harten Auswahlverfahren bei der Gardekompanie in Wien ab. Damals begegnete ich Verteidigungsminister Lütgendorf, Bundeskanzler Kreisky, Finanzminister Androsch und vielen anderen politischen Größen und wurde schließlich auch Ausbildner. Ab 1974 war ich beim Bau der Kölnbreinsperre in Kärnten mit 21 Jahren der jüngste Schlosservorarbeiter mit 20 Mitarbeitern unter mir. 1977 heiratete ich meine Frau Regina, und ihr Vater übergab uns den rund 100 Hektar großen landwirtschaftlichen Betrieb hier in Osterwitz, den ich seither bewirtschafte. Da ich interessiert und Neuem gegenüber aufgeschlossen bin, begann ich gleich, mich in verschiedenen Bereichen der Land- und Forstwirtschaft weiterzubilden und zu informieren. Bereits 1981 stellte ich meinen Betrieb auf Viehhaltung (Mutterkuhhaltung) um. 1983 baute ich den ersten Laufstall weit und breit. Als „Mechaniker, der keine Ahnung von der Land- und Forstwirtschaft hat“, wurde ich anfangs rundum belächelt. Mein Konzept ging allerdings auf, und mit der Zeit kamen sogar aus Ungarn und Slowenien Interessenten, um sich Anregungen für die richtige Umsetzung eines Laufstalles zu holen. Als ich als erster das Limousinrind aus Frankreich importierte, um hochqualitatives Steakfleisch zu erzeugen, war man ebenfalls skeptisch, doch auch diese Entscheidung war erfolgreich. Ich ließ mich nie in meinem Kurs beirren, nach dem Motto: „Wer die Quelle erreichen will, muß gegen den Strom schwimmen.“ In den siebziger Jahren war ich einer der ersten im Land, der einen Fiat-Traktor erwarb, wo es hieß: „Jetzt kauft er einen Traktor, der auf dem Prospekt schon rostig ist!“. Heute ist Fiat die führende Traktormarke. Während rundherum alle Fleischereien zusperrten, errichtete ich einen Schlacht- und einen Kühlraum und erlernte das Fleischergewerbe. Mittlerweile erledige ich rund 140 Lohnschlachtungen jährlich. Jahrelang hielt ich Fleischzerlegungskurse in der gesamten Steiermark ab. Mein eigenes Fleisch findet als Biofleisch der Marke Styria Beef unter Beigabe eines Kochbüchleins regen Absatz. 1985 zog ich in den Gemeinderat ein. Im Jahr 2000 wurde ich zu 100 Prozent zum Bürgermeister der Gemeinde Osterwitz gewählt. Wir sind die Gemeinde mit dem prozentmäßig drittgrößten Akademikeranteil in der Steiermark, von den 164 Bürgern sind 46 Mitglieder der Musikkapelle, die heuer sogar den Steirischen Panther erworben hat, 42 Personen sind Mitglied der hiesigen Feuerwehr, 40 des Kameradschaftsbundes. Weiters gibt es einen Singkreis, eine Turn- und eine Theaterrunde.

Zum Erfolg von Karl Reinisch

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist, wenn das Positive das Negative überwiegt und unter dem Strich ein Plus übrig bleibt.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Im Sinne meiner Definition sehe ich mich als erfolgreich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich denke, meine Persönlichkeit, meine Menschlichkeit, macht sehr viel aus. Mit mir kann man über alles reden, ob über Politik, Gesundheit oder Flugzeuge, denn ich bin viel herumgekommen und vielseitig interessiert. Wenn ich etwas anfange, bringe ich es auch zu Ende. Weiterbildung und Information sind mir wichtig. Ich habe keine Angst davor, Neues umzusetzen. Getroffene Entscheidungen kann ich auch begründen.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Schon als Kind hatte ich das Gefühl, immer durchzukommen. Ich bin ein positiv denkender Mensch und sehe immer einen Ausweg. Denken wir an den Gaskrieg mit Rußland: Ich würde nicht erfrieren, wenn der Holzpreis plötzlich so hoch wäre oder dauernde Eiseskälte herrschte, wo man befürchten müßte, im Winter zu erfrieren. Ich würde mir einen Pickel und eine Schaufel kaufen und mir ein Loch in den Boden graben, um im Winter einige Meter unter der Erde zu leben. Man muß für sich selbst Verantwortung übernehmen und darf nicht erwarten, daß der Staat alle Probleme löst.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Die beste Entscheidung war jene, die Landwirtschaft zu übernehmen und mein eigener Chef zu werden, um meine Eigenständigkeit zu bewahren. Wäre ich heute noch jung, könnte ich mir vorstellen, nach Amerika zu gehen, um mir dort selbständig in der Fleischerbranche etwas aufzubauen. Da hätte ich schon einige Ideen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich halte es für wichtig, auf dem neuesten Stand der Dinge zu bleiben, nicht kleinkariert zu denken, sondern global und mit Weitblick, ebenso, nachhaltig zu planen und das vorhandene Geld zielführend einzusetzen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich habe für die Gemeinde sehr viel erreicht und bin nunmehr die zweite Periode als Bürgermeister im Amt. Nach dieser Amtsperiode werde ich das Bürgermeisteramt zurücklegen, da man meines Erachtens aufhören soll, wenn man am Gipfel des Erfolges ist. Wir haben in unserer Gemeinde einige Nebenerwerbsbauern. Damit sie neben der Berufstätigkeit ihre Betriebe effektiv weiterführen können, habe ich den Vorschlag gemacht, Gemeinschaftsstallungen einzurichten, Futtermittel gemeinsam zu erwerben und Maschinen gemeinsam zu nutzen. Um die Abwanderung in der Region zu stoppen, ist als weiterer Schritt geplant, gemeindeübergreifende Projekte zu installieren, zum Beispiel die Beschleunigung der Internetverbindungen.