Zum Erfolg von Werner Schlick
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich bin mit meinem Beruf, den ich nun schon ein ganzes Leben lang ausübe, und mit dem, was ich darin erreicht habe, zufrieden. Außerdem habe ich eine liebe Frau und drei erfolgreiche Kinder. All das ist meine Definition von Erfolg.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Wenn Sie mich fragen, ob ich zufrieden und glücklich bin, kann ich beruhigt mit ja antworten. Erfolgreich im Sinne von berühmt bin ich nicht, wenngleich ich in medizinischen und wissenschaftlichen Kreisen auch über die Grenzen hinaus bekannt bin. Aber ich kann unerkannt durch die Stadt spazieren, ohne angesprochen zu werden.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich hatte den Willen, erfolgreich zu sein. Durch den frühen Tod meines Vaters waren wir praktisch mittellos, und ich war schon von daher gezwungen, fleißig und ehrgeizig zu sein. Außerdem war ich immer vielseitig interessiert und neugierig. Ich bin teamfähig, offen und gehe auf die Menschen zu. Von meinem Auslandsaufenthalt in den USA profitierte ich ebenfalls sehr. Zur damaligen Zeit war die Ausbildung in Amerika noch wesentlich besser als bei uns. Inzwischen haben wir aber aufgrund intensiver Kontakte zu führenden amerikanischen und europäischen Instituten ein ähnlich hohes Niveau.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Als junger Mann hat mich Dr. Walter Domenig sehr beeindruckt. Er war Chirurg und der Vater eines Nachhilfeschülers von mir. Von ihm konnte ich einiges lernen, und er war mein erstes Vorbild. Während des Studiums prägte mich vor allem Professor Dr. Erwin Deutsch, der mich lehrte, Arzt und Mensch zu sein. Professor Franz Muhar war Chef der Lungenambulanz an der II. Chirurgie, dessen Abteilung ich später übernehmen durfte. Er hat bis ins hohe Alter gearbeitet, und ich sehe ihn als eines meiner menschlichen Vorbilder. Professor Ernst Wolner, an dessen Klinik ich lange arbeitete, ist ein extrem erfolgreicher Mediziner und Wissenschaftler - eine absolute Führungspersönlichkeit, die trotzdem ihre Menschlichkeit nie verloren hat. Er hat auch deshalb großen Anteil an meinem Erfolg, weil er mich immer unterstützt hat.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Im Fachgebiet Pneumologie sind die wichtigsten ungelösten Probleme eine wirklich wirksame Therapie des Lungenkrebses und die Verhinderung des weiteren Ansteigens der durch das Rauchen ausgelösten Lungenerkrankungen COPD und Emphysem. Was die Lungentransplantation betrifft, ist es derzeit der Mangel an Spenderorganen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Das war früher sehr schwierig, da ich auch sehr viel bei Kongressen und Tagungen im Ausland unterwegs war. Meine Frau, die selbst berufstätig war, unterstützte mich aber sehr und hilft mir auch in meiner Ordination. Sie hat es geschafft, zu meinen beiden Kindern aus erster Ehe und inzwischen auch zu meiner ersten Frau eine gute Beziehung herzustellen. Ihr ist es zu verdanken, daß wir trotz meines zeitintensiven Berufes ein harmonisches Familienleben führen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Die Spezialisierung und die Subspezialisierung in der Medizin schreiten immer weiter voran. Neues in der Medizin kann man nur hervorbringen, wenn man auch wissenschaftlich arbeitet, und dies ist praktisch nur in einem engen Spezialgebiet möglich. Trotzdem muß man den Überblick über die gesamte Medizin behalten, wenn man sich Patienten widmet.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Solange es meine Gesundheit gestattet, möchte ich weiterhin meine Ordination führen, Vorträge halten und wissenschaftlich arbeiten.
Ihr Lebensmotto?
Lebe jeden Tag so, als wäre es dein letzter und lerne, als würdest du ewig leben.