Zur Karriere von Alexander Giurea

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Schon im Volksschulalter hatte ich mir zum Ziel gesetzt, Chirurg zu werden, und dieses Ziel bestimmte dann meinen weiteren beruflichen Werdegang. Mit 16 Jahren arbeitete ich als Krankenträger, und nach der Matura absolvierte ich das Studium der Medizin an der Universität Wien. In der einjährigen Wartezeit nach Abschluß meines Studiums bot sich mir die Gelegenheit, in der Spitalsadministration als Assistent des Chefarztes der Wiener Gemeindespitäler tätig zu sein. Im Turnus konnte ich auf unterschiedlichen Abteilungen Erfahrungen sammeln und hatte so die Möglichkeit, mich für ein Fach zu entscheiden. Als mein Entschluß, Orthopäde zu werden, gefaßt war, konzentrierte ich mich auf mein Ziel und absolvierte an der Universitätsklinik Wien bei Univ.-Prof. Dr. Rainer Kotz die vierjährige Ausbildung zum Facharzt für Orthopädie und orthopädische Chirurgie. Dabei war meine konsequente Vorarbeit - wissenschaftliche Arbeit, Kontakte und Nebenfächer - von großem Nutzen. 1997 wurde ich Oberarzt an der Universitätsklinik für Orthopädie in Wien. Um mein Karriereziel - die Professur - zu erreichen, nahm ich mehrere Auslandsaufenthalte wahr und widmete mich hauptsächlich der Forschungsarbeit. Meine Aufenthalte am AO-Institut Davos, Schweiz, im Jahr 1999 und an der Universität San Diego, USA, im Jahr 2000 waren sehr lehrreiche und hilfreiche Stationen auf meinem Karriereweg. Zugleich erleichterte mir die räumliche Trennung das wissenschaftliche Arbeiten. 2001 kehrte ich nach Wien zurück und definierte meinen Wirkungsbereich neu. Durch mehrere Zusatzausbildungen (Knorpeltransplantation, Arthroskopie, Hand- und Fußchirurgie, Rheumatologie, Konservative Wirbelsäulenbehandlung, Rheumaorthopädie) erwarb ich umfassendes Fachwissen. Ich setzte meine Vorstellungen um und bildete an der Universitätsklinik für Orthopädie in Wien ein Endoprothesen-Team, das sich mit modernsten Operationsmethoden für Knie- und Hüftprothesen (künstliche Knie- und Hüftgelenke) und deren Weiterentwicklung beschäftigt. Ich habe seither die Leitung dieses Teams inne und schätze die Auseinandersetzung mit diesem nach wie vor spannenden Betätigungsfeld.

Zum Erfolg von Alexander Giurea

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich messe den Erfolg an meiner persönlichen Zufriedenheit, die wiederum mit meiner Grundeinstellung zusammenhängt. Ich empfinde Freude daran, meine Arbeit gerne und ordentlich durchzuführen, und es verschafft mir tiefe Befriedigung, wenn ich in der Lage war, einem schwerkranken Patienten zu helfen. Der Erfolg stellt sich dann als natürlicher Prozeß des Wirkens ein.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich bin glücklich und zufrieden. Meine Triebfeder war stets die Freude an meiner Tätigkeit, nicht finanzielle oder materialistische Beweggründe.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Wesentlich war wohl, daß ich schon in früher Kindheit ein Berufsziel vor Augen hatte und in weiterer Folge verstand, es mit den besten mir zur Verfügung stehenden Mitteln effizient zu verwirklichen. Ich forcierte in meinem Leben stets jene Bereiche, die mir Spaß machten. Diese zu erkennen trug wesentlich zu meinem Erfolg bei.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich widme mich diesen Herausforderungen mit Ausdauer und Erfahrung. Entwicklungen benötigen ihre Zeit, um zu reifen.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich habe nie über meinen Erfolg nachgedacht. Die täglichen kleinen Erfolgserlebnisse motivierten mich, besser, schneller und effizienter zu werden. Das Potential war immer vorhanden, und es auszuschöpfen gab mir das Gefühl, erfolgreich zu sein.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Für mich stand die menschliche Komponente einer Person immer im Vordergrund. So prägten mich viele Persönlichkeiten, die auf dem menschlichen und medizinischen Sektor Großartiges leisteten.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich empfand es als große Anerkennung, als ich als jüngster Anwärter auf das Primariat in die erste Gruppe gereiht wurde und meinem Ziel, eine Leitungsfunktion zu übernehmen, näherkam.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Neben dem gestiegenen Aufwand für administrative Tätigkeiten sehe ich eine große Problematik darin, daß ein immer erheblicherer Teil der Energie für die Absicherung verwendet wird und nicht mehr für die medizinische Behandlung. Ein schwieriger Eingriff bringt die Gefahr der Komplikation mit sich. Die juridische Entwicklung hemmt die Arbeitsweise.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Damit ein harmonisches Arbeitsklima entsteht, suche ich meine Mitarbeiter nach persönlichen Präferenzen und fachlichen Besonderheiten - große Geschicklichkeit, Einfallsreichtum, Schnelligkeit - aus. Ich arbeite gerne im Team und mit Kollegen, zu denen ich eine freundschaftliche Beziehung aufbauen kann.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Die meisten Entscheidungen treffen wir demokratisch oder versuchen, einen Konsens zu finden. Als stationsführender Oberarzt differenziere ich natürlich.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Da meine Frau selbst den Beruf der Ärztin ausübt, versteht sie meine berufliche Situation. Die arbeitsintensive Phase (60, teils 80 Wochenstunden) liegt hinter mir, heute teile ich mir meine Zeit ein und nehme mir auch ganz bewußt Zeit für die Familie. In jüngeren Jahren konzentrierte ich mich auf das berufliche Vorankommen und gründete daher erst vor drei Jahren eine Familie.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich rate jungen Menschen, jenen Weg zu finden, der Freude und Spaß im Leben bereitet, und ihn konsequent zu gehen. Die Liebe zur Tätigkeit verändert sich mit zunehmendem Alter, weshalb es wichtig ist, für Alternativen offen zu sein und flexibel zu bleiben.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Die klinische Anwendung bindet sehr viel Energie, sodaß die Erfahrung zu wenig auf die Entwicklung medizinischer Produkte angewendet werden kann. Meine zukünftige wissenschaftliche Tätigkeit widmet sich dem Ziel, Bindeglied zwischen Industrie und klinischem Alltag zu sein und die Kräfte einer Abteilung auf eine bestimmte Schiene zu konzentrieren. Neben dem Primariat möchte ich mehr Unabhängigkeit erreichen und baue daher als mein zweites Standbein meine Privatordination auf.

A. Giurea, T. Paternostro, G. Heinz-Peer, A. Kaider, F. Gottsauner-Wolf: Function of reinserted abductor muscles after femoral replacement, in: J. Bone Joint Surg. (Br) 80-B: 284-287, 1998; F. Gottsauner-Wolf, E. L. Egger, A. Giurea, M. Antosch, D. Olsen, M. G. Rock, F. H. Sim: Biologic Attachment of an Allograft Bone and Tendon Transplant to a Titanium Prosthesis, in: Clin Orthop. 358: pp 101-110, 1999; W.H. Akeson, W. Bugbee, C. Chu, A. Giurea: Differences in mesenchymal tissue repair, in: Clin Orthop, 391S, pp 124-141, 2001; J.B. Massie, S. N. Waters, A. Giurea, D. Amiel, S.R. Garfin, W.H. Akeson: A role for anti-fibrotics in the prevention of epidural fibrosis, August 2001 Spine; A. Giurea, M.A. DiMicco, W.H. Akeson, R.L. Sah: Development-associated differences in integrative cartilage repair: roles of biosynthesis and matrix, in: JOR 20: pp 1274-1281, 2002; A. Giurea; T.J. Klein, A.C. Chen, R.S. Goomer, R.D. Coutts, W.H. Akeson, D. Amiel, R.L. Sah: Adhesion of perichondrial cells to a polylactic acid scaffold, in: JOR 21: pp 584-589, 2003; B. Rüger, A. Giurea, A. Wanivenhaus, H. Zehetgruber, D. Hollemann, G. Yanagida, M. Groger, P. Petzelbauer, J. Smolen, P. Hoecker, M. Fischer: Endothelial precursor cells in the synovial tissue of patients with rheumatoid arthritis and osteoarthritis, in: Arthritis Rheum 50, 7, pp 2157-2166, 2004; C. Englert, K.B. McGowan, T.J. Klein, A. Giurea, B.L. Schuhmacher, R.L. Sah: Integrative cartilage repair is inhibited by PRG 4, in: Arthritis and Rheum 52 (4): 1091-9, 2005; A. Giurea, B. Rüger, D. Hollemann, G. Yanagida, R. Kotz, P. Höcker, M.B. Fischer: STRO-1+ mesenchymal precursor cells located in synovial surface projections of patients with osteoarthritis, in: Cartilage and Osteoarthritis 2006.