Zur Karriere von Wolfgang Lackinger

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach der AHS-Matura 1976 ging ich für ein Jahr auf eine ausgedehnte Asienreise und erkundete dabei unter anderem Länder wie Nepal und Indien. Zurück in Österreich leistete ich den Zivildienst ab, anschließend folgte ich meiner großen Leidenschaft und reiste viele Jahre als Musiker durch die Weltgeschichte. Während dieser Zeit lebte ich beispielsweise ein halbes Jahr in Rom, war wieder in Asien, dann in London und zwischendurch auch immer wieder in Österreich. Um finanziell das Auslangen zu finden, arbeitete ich fallweise als Kellner in diversen Szenelokalen. Zwischen 1984 und 1986 lebte ich in New York, wo ich erstmals auch mit der Grafik in Berührung kam. Bei der Agentur Modino, die auf Plattencovers und Szenezeitungen spezialisiert war, eignete ich mir das grafische Rüstzeug an. Die Grafik hatte mich schon seit jeher interessiert, und diese eineinhalb Jahre intensiver Arbeit und Lernen in New York waren sehr faszinierend. Bereits davor war ich sechs Monate an der Akademie der Bildenden Künste in Wien gewesen, wo es mir allerdings nicht gefiel, und hatte mich außerdem sehr stark mit Fotografie auseinandergesetzt. Nach meiner Rückkehr nach Wien bewarb ich mich 1986 beim Metro-Verlag, dessen Flaggschiffe damals die Magazine Wiener und Wienerin waren. Ich wurde zunächst als reiner Layouter aufgenommen, erhielt aber bald zusätzliche Aufgaben wie die Leitung von Eigen-Promotions und Werbung. Anfang 1990 wurde ich zum Art Director der Wienerin bestellt, 1994 übernahm ich die Artdirektion des Wiener. Zwei Jahre später holte mich Wolfgang Fellner, damals Herausgeber des Nachrichtenmagazins News, in seinen Verlag, und seit 1996 bin ich hier als Art Director tätig. Ich erhielt zwar immer wieder interessante Angebote von anderen Medien wie Kurier oder Bunte, die ich aber alle ablehnte, weil ich mich hier im Haus sehr wohl fühle. Von 2001 bis 2007 betrieb ich parallel zu meiner Tätigkeit im News-Verlag auch ein eigenes Grafikstudio, mit dem ich verschiedene Kunden, in erster Linie aber Produkte von Siemens, betreute. Mein Hauptaufgabenbereich ist derzeit das wöchentlich erscheinende News, das ich mit einem Team von sechs Grafikern gestalte. Von allen anderen Arbeiten habe ich mich weitgehend zurückgenommen, da mir als später Vater die Familie extrem wichtig ist.

Zum Erfolg von Wolfgang Lackinger

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg sind Erlebnisse, die die eigene Zufriedenheit steigern.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, bis dato sehe ich mich in meinem Beruf als erfolgreich. Es würde mich aber durchaus reizen, in meinem Leben noch einmal eine neue Herausforderung anzunehmen und etwas ganz Neues zu beginnen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ein Knackpunkt auf meinem Berufsweg war sicherlich New York, wo ich erkannte, daß mein großes Steckenpferd Musik eine eher brotlose Kunst ist. Um es in diesem Geschäft zu etwas zu bringen, müssen schon sehr viele Umstände glücklich zusammen spielen, da Talent allein nicht genügt - sonst wird man ewig zusätzlich als Taxifahrer oder Kellner jobben müssen. So wandte ich mich von der Musik ab und der Grafik zu. In meinem Beruf bzw. als leitender Art Director ist Teamfähigkeit sehr wichtig, was ich aber im Lauf der Jahre erst langsam lernen mußte. Seit ich Kinder und eine Familie habe, kann ich mit Menschen aber wesentlich besser umgehen als früher.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Als mir bei der Wienerin erstmals die Funktion des Art Directors übertragen wurde, empfand ich das als schönen Erfolg und Vertrauensbeweis.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Auf meinem Berufsweg war die Entscheidung, aus Amerika nach Österreich zurückzukehren, sicherlich eine wichtige und erfolgreiche Weichenstellung.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Gerd Leitgeb, unter anderem Herausgeber von Kurier und später Wiener, schenkte mir damals sein Vertrauen, indem er mir die Verantwortung als Art Director übertrug. Außerdem brachte er mir sehr viel über die Branche und das Zeitungsmachen bei. Er ist leider 2001 bei einer Bergwanderung tödlich verunglückt.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Der Job als Art Director ist sehr stressig, bei einem Wochenmagazin mit durchschnittlich 200 Seiten steht man unter permanentem Zeitdruck. Außerdem ist es schwierig, die teilweise unterschiedliche Meinungen von drei Chefredakteuren auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen und grafisch umzusetzen.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich denke, als freundlicher und positiver Mensch.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Sie spielen eine sehr wichtige Rolle. Gott sei Dank kann ich mich auf meine Leute verlassen, ich kenne die Stärken und Schwächen jedes einzelnen. Ich kann ja nicht jede Seite im Heft selbst gestalten, daher muß ich ihnen ein großes Maß an Vertrauen entgegenbringen.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Neben der fachlichen Qualifikation erwarte ich von einem neuen Mitarbeiter überdurchschnittlich hohe Einsatzbereitschaft und Flexibilität - die Produktion eines Magazins wie News ist kein Job, bei dem man um 17 Uhr den Computer abschalten und nach Hause gehen kann.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
In erster Linie durch Lob.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Das ist zeitmäßig leider eine Gratwanderung, speziell rund um den Redaktionsschluß. Aber da ich mich derzeit nur mehr um News kümmere, kann ich mir zumindest das Wochenende für die Familie frei halten.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Auf technischer Seite gibt es immer wieder neue Programme, die man lernen muß. Aber natürlich muß man auch die internationale Printszene in puncto Layout und Gestaltung im Auge behalten. Daher kaufe ich mir regelmäßig interessante Publikationen, die ich unter grafischen Gesichtspunkten durchblättere.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Bildung und Wissen sind das Startkapital - je mehr man kann und weiß, desto besser stehen die Chancen und Möglichkeiten im Berufsleben. Das gilt für die Grafik ebenso wie für andere Branchen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Meine Kinder sind mir extrem wichtig - ich will sie auf ihrem Weg ins Leben begleiten und mein Möglichstes dazu beitragen, daß gute Menschen aus ihnen werden.
Ihr Lebensmotto?
Carpe diem.