Zum Erfolg von Elfriede Maisetschläger
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Wer nicht wagt kann auch nicht gewinnen. Ich bin zum Beispiel einfach zum Landeshauptmann gefahren, und habe eine Kollektion vorgestellt. Da sagte ich: Schönen guten Tag das Waldviertel ist hier, möchten Sie sich an Waldviertler Produkten erfreuen? Und ich bekam ein positives Echo. Viele Menschen, glaube ich, stehen sich einfach selbst im Weg. Man muss sich einfach etwas zutrauen, man muss sich etwas trauen. Erfolg macht doch glücklich, ist etwas Schönes und befriedigt. Am besten ist es, das Hobby zum Beruf zu machen. Der Erfolg braucht aber auch seinen Einsatz. Man muss fleißig sein. Man braucht gute Netzwerke. Man braucht gute Mitarbeiter. Man muss gesund sein.
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Ja, und ich freue mich, dass ich Erfolg habe.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Meine Botschaft ist es, als Designerin, als Schneiderin, als Liebhaberin die Tracht leistbar zu halten, tragbar zu halten, und die Qualität, sowie die Pflege den heutigen Bedürfnissen anzupassen. Nicht jedes Dirndl passt zu ihrer Trägerin, die Kleidung muss dem Träger und der Trägerin entgegenkommen. Daher haben wir auch eine Änderungsschneiderei und können auch nach Maß arbeiten. Jeder Mensch hat eine eigene Identität, daher soll er auch ein eigenes Gewand erhalten, und sich nicht mit der Stangenware begnügen müssen. Ich arbeite mit den Tourismus- und den Textilschulen zusammen.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Meine Philosophie ist es an jeden Tag positiv heranzugehen. Ich habe auch schon aufs falsche Pferd gesetzt, und Misserfolge gehabt. Es kommt immer darauf an, etwas Positives daraus zu machen. Ich stehe zu meinen Fehlern, und freue mich über meine Erfolge. Ich bin eher ein Querdenker. Ich will nicht mit der Masse laufen. Ich bin froh von vielen Dingen eine Ahnung zu haben, bekenne mich voll zu meinem Beruf und stehe dazu.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Ich glaube nicht, dass man geschlechtsspezifisch als Frau weniger erreichen kann. Ich selbst bin auch in Männerdomänen vorgedrungen. In Weitra war ich die erste Gemeinderätin. Ich bin aktiv bei der Feuerwehr. Jedoch setzte ich auf ein gesundes Miteinander zwischen Mann und Frau. Bei manchen Dingen tun sich Männer leichter, bei anderen viele Frauen. Ich mag weder Emanzen noch Patriarchen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Herr Professor Dr. Albert Hackl vom Textilmuseum Weitra in der Brühl, der Nachfolger der k.k.privilegierten Modewarenfabrik Hackl & Söhne lieferte mir viel wertvolles Wissen und alte Literatur über Tradition und Tracht.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Meine größte Anerkennung erhielt ich in Brüssel. Am Tag nach einer Modeschau anlässlich der österreichischen EU-Präsidentschaft wurde ich ins Plenum des Europaparlaments gebeten, und alle Abgeordneten applaudierten begeistert als Dank für meine Organisation der Veranstaltung am Vorabend.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Die Wirtschaftskammer erscheint mir unnötig. Es wird auf die kleinen Betriebe zu wenig acht gegeben. Für die Politik bin ich zu fanatisch nach Gerechtigkeit. Daher habe ich mich aus der Politik auch zurückgezogen. Probleme bereitet mir schon der ungenügende Schutz gegen Nachahmer.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich erfreue mich an Kunden aus allen Schichten. Ich glaube sie erleben mich alle auf Augenhöhe in einem gesunden Miteinander.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich bezahle Ihnen gute Gehälter, und mache alles mit ihnen gemeinsam, vom Bodenaufwischen bis zum Entwerfen neuer Modelle. Auch die Praktikantinnen kommen gerne immer wieder, weil sie hier ansprechende Arbeit vorfinden. Zum Beispiel lasse ich sie auch Stoffe mit der Hand bemalen. Heuer bekomme ich auch wieder voraussichtlich sechs Praktikanten. Ich traue der Jugend gern viel zu.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Da meine Mitarbeiter sich in einem sehr liberalen Umfeld bewegen dürfen, ergibt sich gute Zusammenarbeit und ein kollegiales Verhältnis wie von selbst. Sie wissen um Ihre Aufgaben und Ihre Verantwortung und erfüllen diese, auch wenn ich nicht da bin, was für mich natürlich große Bedeutung hat. Durch mein in die Mitarbeiter gesetztes Vertrauen, genießen sie die Rahmenbedingungen und sehen mich eheer als faire Kollegin, dnen als Chefin.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Durch meine Designleistungen hebe ich mich gegenüber dem Handel mit Mode deutlich ab. Ich lege Wert auf österreichische Qualität, daher arbeite ich auch soweit möglich mit österreichischen Lieferanten zusammen. Meinen Durchbruch schaffte ich durch individuelles Design. Ich erforsche den Willen der Menschen. Die Dinge die sie haben möchten, kreiere ich. Ich arbeite sowohl für Damen als auch für Herren. Wir machen geringe Stückzahlen, kleine Kollektionen, dem Bedarf entsprechend erarbeiten wir ganz gezielt die Wünsche und Wunschmengen, und wenn sie verkauft sind, wird nicht nachproduziert. Wir präsentieren zweimal pro Woche neue Modelle. Ich mache dann auch immer Prototypen, und lasse die Menschen entscheiden, was produziert werden soll.
Wie verhalten Sie sich dem Mitbewerb gegenüber?
Es gibt Viele die mich nachmachen. Aber ich bin eben das Original. Es gibt sehr viele Trittbrettfahrer, die mir alles abkupfern. Ich werde in Zukunft alle meine Modelle patentrechtlich schützen lassen müssen. Ich werde doch immer wieder von Mitbewerbern angeschwärzt, und erhalte manchmal Briefe von Anwälten. Aus ihnen spricht dann aber nur der Neid, und es ist mir auch schon gelungen den Spieß einfach umzudrehen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich habe kein Privatleben. Ich mache sehr viele Events, auch Nachtarbeit, habe viele Termine, so ließen sich beispielsweise kleine Kinder mit meinem Leben nicht vereinbaren. Aber mein Beruf macht mir großen Spaß, daher ist es für mich keine Belastung. Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Am besten du wirst Beamter. Da hast du alle Sicherheiten, viel Freizeit, eine gute Pension und weniger Risiko. Such dir eine gute Nische. Glaube an dich selbst. Mach das, was du kannst. Mach, was dir Spaß macht. Wir brauchen keine Rohrdenker, keine Wadlbeisser. Sei offen Allem und Jedem gegenüber und positiv aufgeschlossen für Neues.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte einige weitere Geschäfte in anderen Städten, wie Wien, Krems und St. Pölten eröffnen. Ich möchte eine eigene Modeshow bei den Größten der Größten auf der Pret á Porter in Paris haben. Derzeit arbeite ich an der Kollektion für die Landesausstellung nächstes Jahr und an einer neuen Serie für den Weitraer Bierkirtag. Die Schneiderei werden wir bedarfsgerecht vergrößern. Es muss auch nicht alles sein, es kann doch weniger mehr sein, aber wenn sich etwas gut anbietet werde ich es tun.
Ihr Lebensmotto?
Das Wichtigste ist mir die Gesundheit. Mein Motto: „Vergiss nie, wo Deine Wiege stand. Schuster bleib bei deinem Leisten.“ Mein besonderer Herzenswunsch ist ein nachhaltiges und friedliches Miteinander.