Zur Karriere von Ewald Wieser

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach der Hauptschule besuchte ich die dreijährige Handelsschule in Steyr, die ich 1979 mit Erfolg abschloß. Danach arbeitete ich zehn Jahre in der Sparkasse Niederösterreich West in Stadt Haag, wobei ich alle bankspezifischen Aufgaben erlernte. Nach erfolgreicher Ablegung zweier Sparkassenprüfungen übersiedelte ich 1989 nach Wien, durchlief eine dreijährige Schlagzeug-Ausbildung am American Institute of Music (Popular- und Jazzmusik) und war danach als Lehrer sowie bei Live-Auftritten tätig. Da mit Musik nicht genug Geld zu verdienen war, begann ich als Eisverkäufer im Schloßpark Schönbrunn zu arbeiten. Bereits 1992 arbeitete ich mit einem Freund und Gastronomiebetreiber zusammen, und von 1995 bis 2001 war ich in meinem Unternehmen, der Ewald Wieser Gastronomiebetriebs GmbH, beschäftigt, die fünf Gastonomiekioskstände im Schloßpark Schönbrunn und Schloß Belvedere mit zehn Beschäftigten umfaßte. 1999 legte ich die Konzessionsprüfung für Gastronomie ab. Ebenfalls 1999 erfolgte der Kauf und die Übernahme des Eissalons Berto. Meine Konzession für Gastronomie wurde mir 2002 entzogen, weil diese Konzession nur erteilt wird, wenn sie für das wirtschaftliche Überleben nötig ist. Das traf 2002 nach der Errichtung meiner Eismanufaktur nicht mehr zu. Damals wurde unser Speiseeis von der Firma Ruckenbauer bezogen. 2002 ging Peter Ruckenbauer senior in Pension. Die Firma Wieser erwarb die Eiserzeugung von Ruckenbauer junior mit Gründung einer eigenen Produktionsstätte, Übernahme des Maschinenparks und des Kundenstocks sowie zweier Mitarbeiter. Heute beliefere ich 70 Eisgeschäfte und Gastronomiebetriebe in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland. Ich verkaufe mein eigenes Speiseeis im Eissalon Berto in der Lange Gasse und beschäftige bis zu zehn Mitarbeiter. Im Winter muß ich mein Geschäftsvolumen auf 20 Prozent reduzieren, die Hauptsaison dauert jeweils von März bis Ende September.

Zum Erfolg von Ewald Wieser

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich ein gesichertes wirtschaftliches Fortkommen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich arbeitete kontinuierlich auf mein Ziel mit Eisproduktion und Verkauf hin, von der ersten Idee bis zum heutigen Tag.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich hatte immer das Gespür, auf die Menschen zuzugehen, nicht mit der Brechstange mit Mitarbeitern, Kunden und Kleinkunden umzugehen, sondern mich in die Situationen meiner Mitmenschen zu versetzen.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Schon während meiner Bankzeit bei der Betreuung der Jugend mit Organisation von Konzerten und Events war ich erfolgreich. Ab 2000, als ich mich selbständig machte, hatte ich sofort Erfolge. Der Eissalon Berto glich damals eher einem Elektrowarengeschäft und einer Baustelle. Ich hatte einen Angestellten zur Eisproduktion. Mit einer einjährigen Unterbrechung erzeugte ich später mein Eis in der Taborstraße im großen Stil.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Ein Problem ist, neben den großen Speiseeiserzeugern bestehen zu können. Wenn ich Kunden erstmalig aufsuche, werde ich zunächst nach meinem Angebot von Industrieeis gefragt. Mein ausgezeichnetes Speiseeis benötigt bei jedem neuen Kunden eine gewisse Einführungszeit.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Mitarbeiter spielen eine wichtige Rolle. Ich habe zwei Produktionsmitarbeiter. Wenn ihnen ein Fehler bei der Mixtur oder Temperatureinstellung unterläuft, entspricht das Eis nicht den Kundenwünschen. Das Vertrauen in meine Mitarbeiter muß unbedingt vorhanden sein. Ich liefere mein Speiseeis mit zwei Tiefkühl-LKWs und mehreren Chauffeuren aus. Sie bekommen die Ware von der Produktion zur Auslieferung an die Kunden in Wien, Niederösterreich und Burgenland. Ich springe oft auch selbst als Lieferant ein.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Als kleiner Eisproduzent kann ich auf alle Kundenwünsche eingehen, für Weingebiete produziere ich beispielsweise auch Weineis in kleineren Mengen. Ich arbeite nur mit Naturprodukten und verwende keine Geschmacksverstärker und Farbstoffe.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Besonders in der Eissaison bleibt nicht viel Zeit für ein gepflegtes Privatleben.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Wer an seine berufliche Idee glaubt, muß auch Risiken auf sich nehmen. Ein Studium sollten nur wirklich begabte Jugendliche beginnen, ich habe zum Beispiel auf mein Inserat in der WU 70 Bewerbungen als Eisverkäufer bekommen, darunter waren 15 fertige Studenten.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich bin mit dem Erreichten eigentlich zufrieden, strebe aber danach, noch mehr Kunden beliefern zu können und eventuell ein zweites Eisgeschäft zu eröffnen. Für die heurige Sommersaison hatte ich die Gelegenheit, auf der Donauinsel eine Gastronomieeinheit mit Kiosk und Platz für 30 Kunden zu übernehmen, wo neben Eis auch Drinks geboten werden. Der Vorgänger hatte einen Vertrag mit einer großen skandinavischen Eisproduktion, die den Vertrag heuer nicht erneuerte. Ich möchte beweisen, daß ich mit meiner eigenen Eisproduktion das Publikum auf der Donauinsel zufriedenstellen kann.