Zur Karriere von Reinhard List

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich absolvierte das Studium der Architektur an der Technischen Universität Wien. Schon während meiner Schulzeit in der HTL hatte ich bereits im väterlichen Tischlereiunternehmen gearbeitet, soweit es meine Zeit zuließ. Nach dem erfolgreichen Abschluß meines Studiums machte ich mich selbständig und gründete ein Architekturbüro. Kurz nach der Eröffnung 1980 wurde mein Vater krank, und ich half meinem Bruder, der den Betrieb bereits übernommen hatte, das Unternehmen über diese schwierige Zeit zu bringen. In dieser Phase realisierte ich die Chancen, die in der bevorstehenden europäischen Ostöffnung liegen würden. Ich hatte in der Mittelschule in einer Versuchsklasse die Möglichkeit ergriffen, Russisch zu lernen, und nutzte diese Kenntnisse, um Kontakte im osteuropäischen Raum für den Betrieb zu knüpfen. Aus den Kontakten wurden schließlich diverse Projekte in den GUS-Staaten. Das väterliche Unternehmen wuchs und entwickelte sich positiv weiter. Mitte der neunziger Jahre wurden wir sogar im Schiffbaubereich tätig. Mittlerweile hat sich das Unternehmen zum Projektentwickler und Hotelbeherbergungsbetreiber weiterentwickelt. Die ursprüngliche Tischlerei ist noch zu einem kleinen Teil vorhanden. Hauptbereich des Unternehmens ist derzeit die Investition sowie die Errichtung von Hotelbetrieben, die wir auch in weiterer Folge betreiben. Unser jüngstes Projekt ist die Errichtung der Arena Nova in Wiener Neustadt, ein Beherbergungskonzept ohne Mitarbeiter, sondern mit elektronischer Dienstleistungserbringung. Im konkreten Fall ist dieses Bauwerk eine Veranstaltungshalle für Kongresse, Seminare, etc. mit darüber liegenden Hotelzimmereinheiten.

Zum Erfolg von Reinhard List

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, mit meinem Team ein Ziel anzuvisieren, alle Höhen und Tiefen dieses Weges miteinander zu teilen und dann gemeinsam die Früchte unserer Arbeit zu genießen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Diese Definition ist relativ, schon deshalb würde ich diesen Terminus für mich nicht in Anspruch nehmen. Ich bin zufrieden, und das ist mir viel wichtiger.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Ich denke, die persönliche authentische Wahl der Mischung aus Bewährtem und Innovationen ist von Fall zu Fall individuell zu treffen. Es ist ein guter Weg, Vorhandenes und Neues zu verbinden.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ich gehe mit offenen Augen durch die Welt. Vor allem als junger Mensch wird man dadurch sehr geprägt und kann einiges dabei lernen.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Anerkennung erfahre ich durch die Wertschätzung meines Tuns durch mein soziales Umfeld, die Familie, Freunde und Mitarbeiter.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Meiner Meinung nach sind Geschäftsvereinbarungen mittlerweile zu komplex geworden. Das entspricht oft nicht mehr meiner geradlinigen Philosophie von einem Geschäft, bei dem auf der einen Seite Leistung und auf der anderen Seite das Entgelt steht. Handschlagqualität kommt immer mehr aus der Mode.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich gehe davon aus, daß mich mein Umfeld als einen geradlinigen und ehrlichen Mitmenschen sieht, der das von sich gibt, was er auch meint.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Abgesehen davon, daß die Mitarbeiter das höchste Gut eines Unternehmens ist, sprechen die Mitarbeiteranzahl von 260 und unser Umsatzvolumen für sich.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich lege mehr Wert auf Persönlichkeitsmerkmale, die ich im persönlichen Gespräch erkenne, weniger auf spezielle Qualifikationen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich finde, es ist wichtig, ein soziales Leitbild darzustellen. Man sollte Vorbildwirkung ausüben, bei gleichzeitiger Offenheit und Geradlinigkeit der eigenen Handlungen und Entscheidungen. Eine auf beiden Seiten vorhandene Kommunikationsfähigkeit ist ein wichtiger Faktor der Motivation.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Unsere Stärken liegen unter anderem in der Planung und Umsetzung von Projekten, die außergewöhnlich oder fast unmöglich erscheinen. Derzeit sind wir zum Beispiel mit der Planung eines Gebäudes am Meeresgrund beschäftigt. Für solche speziellen Aufgaben haben wir natürlich auch sehr gute Kontakte zu Wissenschaft und Technik.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Mein Verhalten reicht von Wertschätzung bis zum völligen Negieren, das kommt auf den jeweiligen Mitbewerber an.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Da wir ein Familienunternehmen sind und meine Gattin im Unternehmen mitarbeitet, gibt es diesbezüglich keine Schwierigkeiten.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Den Besuch von Seminaren und Kursen habe ich seit geraumer Zeit eingestellt. Meine Weiterbildung erfolgt während der Umsetzung unserer Projekte und im Alltag in guten Gesprächen oder mittels Lektüre.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich rate zu Ehrlichkeit und offenem Verhalten gegenüber seinen Mitmenschen. Man sollte weiters auf Bewährtem und Erprobtem aufbauen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich bin auf dem Weg, dieses Unternehmen so zu gestalten, daß der Betrieb einwandfrei funktioniert, auch wenn der Chef einmal abwesend ist. Dazu braucht man Mitarbeiter, die entscheiden und nicht verhindern.