Zum Erfolg von Manuela Kursidem
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Es ist mir wichtig, daß persönliche Wünsche und Vorstellungen in Erfüllung gehen und mich zufrieden machen, so daß ein berufliches Vorankommen möglich ist. Mit vielem beschäftigt man sich nicht - auch wenn man viel Geld damit verdienen könnte -, weil man seinen Idealen treu bleibt. Die Kombination daraus, nämlich eine Tätigkeit, die mich zutiefst befriedigt, und von der ich leben kann, war für mich wegweisend.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Seit 25 Jahren lebe ich von Projekten, die mir meistens sehr, sehr viel Freude bereiten. Ich bin sehr froh über meine Berufswahl.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Meine Großmutter veranstaltete schon immer Hauskonzerte, mein Vater spielte hervorragend Klavier, und als Jugendliche schon war ich von Opern fasziniert. Mein Bezug zur Musik war also schon früh gegeben. Ich kann mir für mich keinen anderen Beruf vorstellen als jenen, den ich heute ausübe, weil ich beruflich genau das mache, was ich mir immer wünschte. Wien hat zudem ein einzigartiges Renommee im Opernbereich, sowohl was Staats- als auch Volksoper betrifft. Sobald man jedoch über seinen Erfolg spricht, macht man sich angreifbar. Dies gilt besonders für Künstler, und meines Erachtens ist es für jeden wichtig, sich ständig zu hinterfragen und zu reflektieren. Die Hauptsache ist, mit Überzeugung seinen beruflichen Neigungen nachzugehen.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Viele Männer setzen Erfolg mit dem Erreichen von Macht oder Geld oder beidem gleich. Ich glaube, daß Frauen dies meist anders sehen, da es ihnen oft darum geht, etwas zu tun, was ihnen liegt. Heute gibt es mehr Frauen in meiner Branche als in den Anfängen meiner beruflichen Tätigkeit. Ich hatte das Glück, daß mir viele Menschen Respekt zollten.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
1991 machte ich mich beruflich selbständig, wozu ich auch von Ioan Holender ermutigt wurde. Dieser Schritt war sehr wichtig und richtig für meinen beruflichen Weg.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein erster Mentor war der Menschenfreund Dr. Marcel Prawy, der mich und andere, darunter meinen damaligen Studienkollegen Michael Lewin, förderte und inspirierte. Er lud uns Studenten in seine Wohnung zu Lesungen aus seinen Büchern ein. Er war ein Mensch, der viel zu erzählen hatte, und wir genossen die Zeit mit ihm und trafen ihn auch oft zum gemeinsamen Frühstück. Ich lernte schon als Ferialpraktikantin während meines Studiums Ioan Holender, den jetzigen Direktor der Wiener Staatsoper, kennen und schätzen. Er brachte mir sehr viel Vertrauen entgegen, und mich beeindruckte seine Liebe zu seinem Beruf. Meine Bewunderung gilt vielen Künstlern, für ihr Engagement und ihren Mut, vor Tausenden von Menschen aufzutreten.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich frage mich, ob man Anerkennung wirklich braucht. In meinem Beruf stehe ich hinter den Künstlern, denen in erster Linie die Anerkennung des Publikums gewiß ist, und ich lege viel Wert darauf, daß ihre Verträge erfüllt werden. Anerkennung zeigt sich für mich darin, daß man Vertrauen empfängt und wegen seiner Meinung geschätzt und angehört wird. Vertrauen muß aufgebaut werden und erweist sich im Laufe einer Kooperation. Der Künstlerberuf ist ein sehr herausfordernder, und Künstler müssen an der Vereinbarkeit von Beruf und Familie oft angestrengt arbeiten. Sie sind mitunter verletzliche, sensible Menschen und müssen meiner Meinung nach geschützt werden, um alles geben zu können.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Meine beste Freundin wurde meine Partnerin und leitet die Zweigstelle in München. Die Kooperation mit Michael Lewin ist seit Jahren eine sehr fruchtbare, und zu den Künstlern meiner Agentur pflege ich einen sehr guten Kontakt. Wir sind uns freundschaftlich verbunden.
Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Ich pflege Kontakte zu anderen Agenturen und halte grundsätzlich viel vom respektvollen Umgang miteinander.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Eine besonders umfassende, gute Ausbildung ist angesichts der steigenden Arbeitslosigkeit Goldes wert. Auch ist es von großer Bedeutung, genau zu wissen, was man tun möchte. Die eigene Berufung sollte in der Berufswahl Priorität haben. Ich erinnere mich an quälenden Nachhilfeunterricht mit einem Jungen, der allerdings Neigungen in anderen Fächern zeigte als in jenen, wo ich ihn zwanghaft fördern sollte. Man braucht allerdings auch keinem scheinbaren Talent nachzugehen, denn es gibt zwar viele gute Sänger, aber um heute Erfolg im Gesang zu haben, braucht man schon phänomenale Begabung. Es gibt auch erstaunlich wenig Spätberufene im Gesang.
Ihr Lebensmotto?
Wenn man unwillig ist, schafft man das Wenige nicht, wenn man aber will, dann schafft man alles!