Zur Karriere von Karl Haberkorn

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Von 1960 bis 1965 besuchte ich das Bundesrealgymnasium Freistadt und wechselte anschließend im Alter von 15 Jahren an die HTL für Betriebstechnik am TGM in Wien. Nach meinem Abschluß 1970 leistete ich den Präsenzdienst beim Österreichischen Bundesheer ab, auf den eine einjährige freiwillige Ausbildung an der Heeresfachschule für Technik folgte. Anschließend studierte ich von 1971 bis 1976 Betriebswirtschaftslehre an der Wirtschaftsuniversität Wien. Für mich war es immer schon wichtig, eine umfassende Sicht der Dinge zu erlangen, was nur durch eine breitgefächerte Ausbildung möglich ist. Schon während des Studiums war ich für das Unternehmen A. Haberkorn tätig, das 1919 als handwerkliche Seilerei von meinem Großvater Anton Haberkorn gegründet worden war. Aus diesem reinen Handwerksbetrieb entwickelte sich im Lauf der Jahre ein Industriebetrieb mit zwei Geschäftsbereichen: der Großhandel mit Gartenmöbeln, Spielwaren und Kinderartikeln sowie die Produktion technischer Textilien, wie Schläuche, Gurte, Teile von Airbags. Unter anderem über Ausschreibungen konnte ich geschäftliche Kontakte knüpfen, die zum Teil noch bis heute bestehen. Seit 1980 bin ich in Freistadt für die Produktion technischer Textilien zuständig, und seit 1987 fungiere ich als Geschäftsführer dieses Unternehmensbereiches. Der zweite Unternehmenszweig wird von Herrn Dipl.-Ing. Anton Haberkorn geleitet, und eine weitere Geschäftsstelle in Linz wird von Frau Mag. Sieglinde Haberkorn geführt.

Zum Erfolg von Karl Haberkorn

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet nicht nur finanzieller Gewinn, sondern auch, über Gestaltungsfreiheit zu verfügen und dadurch etwas zu erreichen. So lassen sich Enttäuschungen, die auf dem Weg zum Erfolg auftreten können, überwinden.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich sehe mich als erfolgreich. Es ist ja heutzutage nicht selbstverständlich, über gute Kennzahlen zu verfügen und Mitarbeiter einzustellen statt abzubauen. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Hohes Engagement ist eine Voraussetzung, aber es gehört auch das Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, dazu. Die Bereitschaft, Probleme rasch zu lösen, ist wichtig, darüber hinaus sind Kreativität, Improvisationsvermögen, Hartnäckigkeit, Durchhaltevermögen und Freude an der Arbeit von großer Bedeutung.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Wichtig ist, ein gutes Team zu haben und auftretende Probleme gemeinsam zu lösen. Wesentlich ist ebenfalls, schnell auf Kundenprobleme zu reagieren, und das nicht nur bei großen, sondern auch bei kleineren Kunden. Wir haben diese Vorgehensweise sogar institutionalisiert, indem wir alle zwei Wochen in einer Sitzung zusammenkommen und alle Probleme in einem Projektplan auflisten. Das heißt, es wird dokumentiert, wer für welche Aufgabe zuständig ist, und wann dieses Projekt beendet ist. Die einzelnen Projekte werden mit einem Statuscode gekennzeichnet, welche erledigt und welche noch nicht erledigt, aber auch nicht dringlich sind, und solche, bei denen Handlungsbedarf besteht.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Die beste Motivation ist für Mitarbeiter sicherlich die Erkenntnis, daß sie für ein erfolgreiches Unternehmen tätig sind. Wichtig ist auch, Mitarbeiter in Entscheidungen in ihrem Umfeld einzubinden. Denn jeder weiß in seinem Bereich oft am besten, was benötigt wird, oder wo etwas verändert werden sollte. Dieses Potential muß man ausschöpfen, denn das Unternehmen profitiert davon, und auch die Motivation der Mitarbeiter steigert sich, wenn sie sicher sind, daß ihre Vorschläge auch Gehör finden. Zu diesem Zweck haben wir KVP-Teams (Kontinuierlicher Verbesserungsprozeß) etabliert. In jeder Abteilung gibt es Basisteams, die sich einmal in der Woche eine Stunde während der Arbeitszeit zusammensetzen und sich überlegen, was man besser, anders und effizienter machen könnte. Das wird in einem Ideenspeicher notiert, daraus werden konkrete Vorschläge formuliert und dem Kernteam (Team aus leitenden Mitarbeitern) vorgestellt. Jeder Vorschlag wird behandelt, diskutiert und schließlich angewendet - oder auch nicht, wenn es eine Begründung dafür gibt. Es gibt in unserem Unternehmen auch Zielvereinbarungen, die wiederum diskutiert werden, und deren Kriterien für jede Abteilung am schwarzen Brett ausgehängt werden, damit alle den Status quo ablesen können.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Einmal im Jahr wird eine Mitarbeiterbefragung durchgeführt, und bis jetzt erhielt das Unternehmen stets positives Feedback. Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Wir sind sehr um Kreativität und rasches Agieren bemüht. Darüber hinaus ist unser Unternehmen wie eine große Familie, unsere Mitarbeiter werden auch bei privaten Problemen unterstützt. Die Zufriedenheit der Mitarbeiter zeigt sich in unserer sehr geringen Fluktuation.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Es ist natürlich nicht immer leicht, Beruf und Privatleben miteinander zu vereinbaren, doch ich versuche, am Wochenende immer für die Familie da zu sein. Meine Familie ist für mich wie eine Oase, wo ich auftanke und Kraft schöpfe. Ich bin seit 25 Jahren glücklich verheiratet, aber man muß auch für seine Beziehung arbeiten. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Wichtig ist eine möglichst breitgefächerte Ausbildung, und als besonders wichtig erachte ich Lesen. Bildung ist eine Holschuld, keine Bringschuld.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ein Ziel ist es, den Standort Freistadt zu belassen und auszubauen, um den Menschen hier Arbeit zu geben. Ein weiteres Ziel ist es, die angenehme Atmosphäre im Unternehmen zu erhalten.
Ihr Lebensmotto?
Leben und leben lassen!