Zur Karriere von Waltraut Maria Belan

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach vier Klassen Realschule besuchte ich die HTL Textil, wo ich 1963 maturierte. Anschließend folgte das Betriebswirtschaftsstudium an der Wirtschaftsuniversität Wien, das ich jedoch nach vier Semestern zugunsten eines Psychologiestudiums abbrach. Neben der Unterstützung durch mein Elternhaus verdiente ich mir die Studien selbst mit Fulltimejobs, zunächst als Mädchen für alles in einer kleinen Hutfabrik. Anschließend wechselte ich zu den Fez Fabriken, einem altösterreichischen Unternehmen, das im Eigentum der Creditanstalt Bankverein stand. Ich begann als Sachbearbeiterin im Kundenservice und blieb 25 Jahre in diesem Unternehmen, das in den siebziger Jahren von einem amerikanischen Konzern gekauft wurde. Ich verließ das Unternehmen als Büroleiterin, tätig im Marketing, Verkauf und der Anwendungstechnik für technische Gewebe, die beispielsweise in Gerbereien, Wäschereien, Filteranlagen, Kläranlagen, etc. benötigt werden. 1984 betätigte ich mich kurzfristig in der Auto- und Baumaschinenindustrie bei der Firma Eisner, wo ich Assistentin der Geschäftsführung war. Ich wandte mich bald an einen Großkonzern in Oberösterreich, der international arbeitet, nämlich an die Lenzing AG, und beteiligte mich am Aufbau einer Sparte für Hightechfasern mit Marketing, Verkauf und Anwendungstechnik. Die von Lenzing entwickelte Hightechfaser ist ein Investitionsgut. Daher hatte ich es vorwiegend mit Herren der Geschäftsleitung zu tun, allerdings mußte ich diese zunächst davon überzeugen, daß auch eine Frau von Technik sehr viel verstehen kann. Ich war bei Lenzing zu 75 Prozent meiner Arbeitszeit vorwiegend in Nordamerika und ganz Europa unterwegs, was ich ändern wollte. Seit 1991 arbeite ich bei der Amway Gesellschaft Austria. Zunächst war ich als Field Manager tätig. Nach einem Jahr wurde ich Country Manager für Österreich und war in dieser Funktion für rund 15.000 selbständige Geschäftspartner und rund 30 fix angestellte Mitarbeiter zuständig. 1995 kam Slowenien dazu, nach weiteren zwei Jahren wurde die Organisation in Europa neu geordnet. Seit 1996 bin ich alleinige Geschäftsführerin der Amway GmbH. Amway ist eines der weltweit größten Direktvertriebsunternehmen, wurde 1959 in Michigan gegründet, ist heute noch ein Privatunternehmen und in 80 Ländern der Erde vertreten. Der Umsatz betrug im Vorjahr 6,4 Milliarden Dollar weltweit, die Firma beschäftigt mehr als 13.000 Mitarbeiter und arbeitet mit insgesamt mehr als drei Millionen freiberuflichen Geschäftspartnern zusammen. Der Großteil der Produkte, wie Kosmetikprodukte, Haushaltsreiniger, Nahrungsergänzungsmittel, Kochgeschirr und Wasserfilter, wird selbst hergestellt; wir vertreiben aber auch zugekaufte Artikel. Unsere Palette umfaßt 450 Amway-Produkte sowie eine interessante Anzahl anderer Markenprodukte.

Zum Erfolg von Waltraut Maria Belan

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, mich mit all dem, was ich tue und erreiche, im Einklang zu fühlen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich bin stolz darauf, daß ich alle Herausforderungen annahm und meisterte. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich kann mich auf Menschen unterschiedlichster Charaktere einstellen und finde leicht Zugang zu allen Partnern. Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Durch meine ständige Weiterbildung und technische Kompetenz habe ich als Frau berufliche Schwierigkeiten leicht bewältigt.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Das Privatleben kann schon manchmal zu kurz kommen, aber ich arbeite daran, denn mit guter Organisation ist auch das zu bewerkstelligen. Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Ich bilde mich beruflich und privat ständig weiter, besuche Seminare zur Mitarbeiterführung, Konfliktmanagement, Persönlichkeitsentwicklung und vieles mehr. Zwei bis drei Wochen jährlich wende ich mindestens dafür auf. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Das wichtigste ist, selbst Verantwortung zu tragen und für sich selbst Entscheidungen zu treffen. Ständige Weiterbildung hat höchste Priorität. Auch ein Handwerk als Berufsziel zu wählen bringt große Chancen, ein Studium muß nicht unbedingt zu beruflichem Erfolg führen. Auf die persönliche Einstellung und das Engagement kommt es an. Jeder Berufsanfänger muß herausfinden, woran er Freude hat. Nur so wird er erfolgreich sein. Jemanden nachzuahmen wird mühsam und selten von Erfolg gekrönt sein. Sprachkenntnisse, zumindest Englisch, sind heute in allen Berufen sehr wichtig.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich gehe in absehbarer Zeit in Pension, werde aber als Mentorin und Mentalcoach weiterarbeiten. Die entsprechende Ausbildung schloß ich bereits ab. Eine designierte Nachfolgerin als Geschäftsführerin gibt es schon, ich suche noch eine Nachfolge für die Öffentlichkeitsarbeit. Ich möchte meine Nachfolger rechtzeitig einführen und in das Unternehmen einbinden.
Ihr Lebensmotto?
Niemals aufgeben!