Zum Erfolg von Wolfgang Enenkel
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Dinge, die man sich als Aufgabe gestellt hat, gut zu bewältigen, stellt zweifellos einen Erfolg dar. Als Arzt legte ich immer großen Wert auf Teamarbeit, daher ist Erfolg auf diesem Gebiet für mich auch das Ergebnis einer gemeinsamen Anstrengung. Erfolg ist aber sicher nicht mit dem Erreichen von Macht und Geld gleichzusetzen. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich lernte von meinem Chef, daß die Fähigkeit, Aufgaben zu delegieren, ein ganz wichtiges Talent ist. Wer hierzu nicht imstande ist, limitiert die Arbeit einer Gruppe auf das, was man selbst arbeitet. Delegation muß aber immer mit Anerkennung verbunden sein, sonst ergibt sich keine nachhaltige Wirkung. Als ich aktiv zu arbeiten begann, merkte ich sofort, daß ich den richtigen Beruf - nämlich jenen, der mir Freude bereitet -, ergriffen hatte. Auch das ist ein wichtiges Kriterium für Erfolg.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Während des Krieges und in den Jahren danach war es schon ein großer Erfolg, zu überleben und eine Ausbildung absolvieren zu können. Während meiner Ausbildung zum Facharzt am Hanusch-Krankenhaus spürte ich erstmals, daß ich in diesem Beruf erfolgreich werden könnte. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Mein Chef am Hanusch-Krankenhaus, Prof. Dr. Kurt Polzer, war für meine Begriffe ein idealer Vorgesetzter, da er zwar viel forderte, aber auch ebenso viel Anerkennung aussprach. Auch seine Art, mit Patienten umzugehen, war phänomenal, er hatte ein tolles Gespür für Menschen. Beeindruckt hat mich auch Prof. Dr. Anton Luger, der als Ärztlicher Direktor in Lainz ein Krankenhaus mit 1.500 Betten leitete. Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Ich wählte Ärzte danach aus, ob sie kommunikativ, teamfähig und belastbar sind. Auch die Frustrationstoleranz darf nicht zu niedrig angesiedelt sein. Neben der fachlichen Qualifikation spielt auch die soziale Kompetenz eine große Rolle.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich versuchte immer, meinen Mitarbeitern eine fundierte Ausbildung angedeihen zu lassen, und zwar nach Möglichkeit im Ausland. Wir waren damals eine junge Abteilung im Aufbau, und ich wollte die besten Leute in Spitzenkliniken zwischen München und USA ausbilden lassen. Das ist eine hohe Motivation für einen jungen Arzt.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Das war während meiner aktiven Zeit an der Klinik extrem schwierig, da auch ein freies Wochenende eher selten war. Aber ich versuchte, sobald es möglich war, regelmäßige Urlaube zu machen. Während dieser Reisen war die Arbeit absolut tabu. Das ist notwendig, um Distanz zu bekommen, neue Eindrücke aus verschiedensten Bereichen zu sammeln, und dann wieder gestärkt an die Arbeit gehen zu können. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ein junger Mediziner muß darauf achten, daß seine Kenntnisse ständig auf dem letzten Stand sind. Er sollte sehr viel praktische Erfahrung sammeln und keinesfalls glauben, daß die Medizin ein bequemer Beruf ist. Er kostet sehr viel Zeit, Energie und persönlichen, psychologischen Einsatz. Im Mittelpunkt steht der Patient in seiner Gesamtheit, auf ihn muß ein Arzt mit viel Einfühlungsvermögen eingehen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Auch in meinem fortgeschrittenen Alter sollte man sich noch Ziele setzen. Ich möchte im Rahmen dessen, was ich noch zu leisten imstande bin, aktiv bleiben und rechtzeitig die Grenzen des Machbaren erkennen. Das ist mir wichtig, denn ich habe einige Kollegen erlebt, die besser aufhören hätten sollen. Diesen Fehler möchte ich nicht begehen.
Ihr Lebensmotto?
Sei kein Egoist und überlege immer, was du tust.