Zur Karriere von Manuelle Frank-Favre

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Für mich war jede meiner beruflichen Stationen wichtig - was sich auch darin zeigt, daß ich in jedem Unternehmen lange Zeit verbrachte. Den Beginn meiner Karriere markiert mein Studienabschluß, den ich in meinem Geburtsland Frankreich absolvierte. Er war die Voraussetzung dafür, in großen Unternehmen Fuß fassen zu können. Meine berufliche Laufbahn begann 1985, mit einem Praktikum bei der Firma Schwarzkopf in Innsbruck. Anschließend trat ich bei Johnson & Johnson in Hallein ein, wo ich von 1986 bis 1993 tätig war. Ich begann in diesem Unternehmen im Marketingbereich. Betonen möchte ich, daß ich ausgezeichnete Vorgesetzte hatte, die mich förderten, aber auch forderten, und mir so ermöglichten, mich kontinuierlich weiterzubilden. So durchlief ich eine klassische Karriere von der Junior Produktmanagerin über die Produktmanagerin hin zur Group Produktmanagerin. Als ich nach der Geburt meiner ersten Tochter wieder in das Unternehmen zurückkehrte, war es mein Wunsch, vom Marketing in den Vertrieb zu wechseln, was mir die Firma auch ermöglichte. Ich erkannte jedoch rasch, daß mein Herz auch sehr am Marketing hing. So wechselte ich im Jahre 1993 zu L'ORÉAL, wo ich Leiterin eines Profit-Centers wurde und somit für beide Bereiche verantwortlich zeichnete, Marketing und Vertrieb. Auch hier konnte ich zahlreiche wichtige Erfahrungen sammeln, wenn auch einige Unterschiede zwischen den beiden Unternehmen herrschten: Johnson & Johnson ist - wenn man das so sagen darf - ein typisch amerikanischer Konzern, und bei L'ORÉAL stand die Kreativität im Vordergrund. Hier erwarb ich professionelle Marketingkenntnisse, und hier entstand auch der Wunsch, eine Geschäftsführerposition zu bekleiden. Mein damaliger Chef ließ mich vieles ausprobieren, wovon ich sehr profitierte. In den letzten vier Jahren war ich Marketingdirektorin für die Division Produits de Luxe. Im Jahre 2005 wechselte ich dann zur Coty Prestige Austria Handelsges.m.b.H. (ehemalige Lancaster Group), wo ich die Geschäftsleitung innehabe.

Zum Erfolg von Manuelle Frank-Favre

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, Freude an meiner Arbeit zu haben und die Entwicklung der Mitarbeiter positiv zu begleiten. Mein Beruf ist zugleich auch mein Hobby.

Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, da ich mit dem, was ich erreicht habe, zufrieden bin, mir meine Arbeit Spaß macht und ich immer noch viel lerne. Das ist für mich ausschlaggebend.

Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Neben meinem eigenen Willen, meiner Eigeninitiative und Selbstmotivation war sehr wohl auch die Wahl der richtigen Arbeitgeber entscheidend.

Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Nein, ich denke sogar, daß es manchmal von Vorteil ist, eine Frau zu sein, da man sich in der Männerwelt entsprechend einbringen kann.

Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich fühlte mich von Beginn an erfolgreich, weil ich wußte, daß ich das Richtige tue.

In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Es war die richtige Entscheidung, trotz der sicheren Position bei L'ORÉAL dieses Unternehmen zu verlassen und zur Coty Prestige Austria Handelsges.m.b.H. zu wechseln.

Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Am meisten geprägt wurde ich von Dr. Christian Mautner Markhof, meinem langjährigen Vorgesetzten. Einerseits verlangte er sehr viel von seinen Mitarbeitern, andererseits konnte ich von ihm aber auch am meisten lernen und profitieren.

Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Es gibt keine Probleme, denen man sich nicht stellen kann.

Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich hoffe, daß ich mein Umfeld angemessen fördere, dabei eine Vorbildfunktion einnehme und den entsprechenden Respekt erwecke.

Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Mitarbeiter spielen eine ganz entscheidende, wenn nicht die wichtigste Rolle überhaupt, weil der gesamte Erfolg mit ihrer Leistung steht und fällt.

Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Wichtig für mich sind das Potential und die Persönlichkeit, bei strategischen Positionen kommt noch die bereits erwähnte Eigeninitiative, die Proaktivität dazu.

Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Mit der ihnen zugeteilten Aufgabe. Meines Erachtens muß sich in Wirklichkeit jeder selbst motivieren, ich kann nur das entsprechende Umfeld bereitstellen und Feedback geben.

Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Unsere zentrale Stärke ist unsere Kundenorientierung, weitere wichtige Punkte sind Flexibilität und die Motivation der Mitarbeiter.

Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Mit einer guten Organisation lassen sich diese beiden Bereiche sehr gut vereinbaren - man sagt ja auch, daß dies eine Frauenstärke sei! Bis jetzt klappt es auf jeden Fall wunderbar, auch wenn es nach der Scheidung nicht immer ganz leicht war.

Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich rate jungen Menschen, sich Ziele zu setzen, Leistungsbereitschaft an den Tag zu legen, den dafür nötigen Ehrgeiz mitzubringen und eigene Initiativen zu setzen.

Ihr Lebensmotto?
Spaß haben, nicht verbissen sein und trotz allem auch locker bleiben - mich aber auch jeden Tag fragen, was ich heute Gutes für das Unternehmen gemacht habe.