Zum Erfolg von Martin Moshammer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Beruflicher Erfolg zeigt sich für mich darin, am Ende des Tages festzustellen, einen Mehrwert geschaffen zu haben. Der kann in der persönlichen Zufriedenheit liegen, aber auch in der Entwicklung der Mitarbeiter durch fachliche oder persönliche Impulse.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, weil ich auf das Erreichte stolz bin. Denn es war ein Zufall, dass ich in die Versicherungsbranche gekommen bin, und ich habe diese Materie von Grund auf neu erlernt. Die Herausforderung der Versicherungsbrache sehe ich im Vergleich zur Bundesrepublik Deutschland darin, dass in Österreich die Ausbildung nicht in jenem Umfang vorhanden ist, wie in der BRD. Es gibt Fachhochschulen, welche unser Metier am Rande behandeln, aber nicht mit der nötigen Tiefe. Wer immer in dieser Branche beginnt, startet als Neueinsteiger und es gibt keine vorgefertigten Karrierewege. Daher sehe ich mich als erfolgreich, weil ich als „Nichtkundiger" in diese Branche eingestiegen bin und eine bemerkenswerte Karriere machen durfte.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich bin der Überzeugung, dass man als Führungskraft in der Lage sein sollte, sein Wissen weiterzugeben. Im Endeffekt sollte man so agieren, dass man sich selbst zurücknimmt. Es gilt das Unternehmen so aufzustellen, das es im Endstadium ohne mich auch funktioniert und jeder Mitarbeiter sein Aufgabengebiet kennt und auch dafür verantwortlich ist.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Ich finde es die Mischung, die zum Erfolg führt. Aus meiner Sicht kann man nur dann authentisch sein, wenn man zumindest einmal den Versuch unternommen hat, jemand zu imitieren. Nur so weiß man, was Authentizität bedeutet.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Vorbilder im Sinne von Persönlichkeiten, gab es für mich keine. Als ich mit dem Jusstudium begonnen habe, wusste ich, dass es nur Mittel zum Zweck ist. Ich wollte nie einen klassischen Juristenjob ausüben. Ich wollte die wirtschaftliche Linie einschlagen, wobei ich der Meinung war, dass dafür die Rechtswissenschaft ideal wäre. Selbstverständlich könnte auch ein Absolvent der Wirtschaftsuniversität oder einer Fachhochschule meine derzeitige Funktion ausüben. Trotzdem habe ich einen Mehrwert, weil ich doch einige Eigenschaften mitbringe, welche ein klassischer Ökonom nicht vorzuweisen hat.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Priorität hat bei Bewerbungen die Persönlichkeit. Die fachliche Thematik kann man trainieren, vorausgesetzt die Bereitschaft zur Aus- und Weiterbildung ist vorhanden. Wenn die Persönlichkeit nicht passt, stößt man schnell an die Grenzen des Machbaren.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich versuche mit gutem Vorbild voranzugehen. Wenn ich über persönlichen Einsatz referiere, dann muss ich auch einen persönlichen Einsatz „leben". Eine Stunde pro Woche verwende ich dafür, dass ich jungen Mitarbeitern unser Metier näher bringe. Auch Feedback zu geben, ist ein wesentliches Element für die Motivation. Jeden Mitarbeiter kurz zu fragen, wie es ihm geht – nicht pro forma, sondern wirklich ernst gemeint. Das trägt ebenso zum Wohlbefinden des Mitarbeiters bei, wie meine „offene Türe". Jeder Mitarbeiter, ungeachtet der Hierarchie, kann jederzeit mit seinem Anliegen zu mir kommen.
Wie verhalten Sie sich dem Mitbewerb gegenüber?
Wir sind ein Spezial-Versicherer und es gibt noch zwei weitere Spezial-Rechtsschutz-Versicherer am österreichischen Markt. Manche Kompositversicherer kann man als starken Mitbewerber bezeichnen. Man kennt seine Mitbewerber und das Verhältnis würde ich als kollegial bezeichnen. Ein Konkurrenzkampf im klassischen Sinn des Wortes herrscht eigentlich nicht vor, weil die Sparte „Rechtsschutz" noch keine starke Marktdurchdringung aufweist. Im Gegenteil: Es ist noch genug Wachstumspotential vorhanden.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Die ROLAND Rechtsschutz-Versicherungs-AG mit Hauptsitz in Köln zählt zu den führenden Rechtsschutz-Versicherern in Deutschland und ist seit 1994 auch in Österreich mit eigener Niederlassung in Wien tätig. Einen besonderen Namen hat sich unser Unternehmen seit jeher als Spezialanbieter innovativer Deckungskonzepte gemacht. Das Produktportfolio umfasst neben dem Top-Manager-Rechtsschutz, Universal-Straf-Rechtsschutz für Unternehmen, Vermögensschaden-Rechtsschutz für Unternehmensleiter als Unternehmenslösung, Produktsicherheits-Rechtsschutz, Veranstaltungs-Rechtsschutz und Agrar-Rechtsschutz sowie selbstverständlich alle herkömmlichen Rechtsschutz-Produkte für Privatpersonen und Gewerbebetriebe. Eine weitere Stärke sehe ich in der Mitarbeiteranzahl, welche mit 32 noch als überschaubar zu bezeichnen ist. Diese Anzahl hat den Vorteil, dass Veränderungen relativ leicht umsetzbar sind. Bei großen Konzernen ist dies ein Vorgang, welcher viel Zeit in Anspruch nimmt. Weiters möchte ich auf den persönlichen Einsatz unserer Mitarbeiter verweisen, welche die Möglichkeit haben, sich im Rahmen ihres Aufgabengebietes zu engagieren und einzubringen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ab einer gewissen Hierarchiestufe kann man Beruf und Privatleben nicht mehr trennen. Ich persönlich brauche auch diese strikte Trennung nicht, weil meine Tätigkeit mich mehr als befriedigt. Es erfüllt mich mit Freude, wenn sich die Mitarbeiter weiterentwickeln. Man sollte allerdings auch Zeit für sich selbst reservieren, um den „Kopf freizubekommen". Ich arbeite gern und achte auch nicht so sehr auf die Zeit, die ich für meinen Job aufbringe.
Wie viel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich kann die Zeit nicht wirklich messen, denn jedes Gespräch im beruflichen Alltag dient zur persönlichen Weiterbildung. Man könnte nur die Zeiten, die man für ein Seminar aufwendet, beziffern. Primär stellt die Tagesarbeit im Vordergrund und jede Diskussion mit Mitarbeitern dient dazu, sich weiter zu bilden.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Wenn man bereit ist, in der Versicherungsbranche Karriere zu machen, dann sollte man bereit sein, etwas Neues von Grund auf zu erlernen. Auch wenn man z. B. ein Jusstudium absolviert hat, sollte man sich nicht für etwas Besseres halten. Für die Jugend sind Versicherungen „nicht cool". Meiner Ansicht nach vollkommen zu Unrecht, denn in diesem Metier kann man viel bewegen. Diese Branche ist in einem Umbruch und auf die Digitalisierung wird großes Augenmerk gelegt. In dieser Branche kann man schneller Karriere machen, als in anderen Berufen. Wichtig ist, dass man die nötige Neugierde und den Willen zur Aus- und Weiterbildung mitbringt.