Zur Karriere von Elisabeth Kales

Wie war Ihr Werdegang?
Ich komme aus einem bürgerlichen Haushalt, in dem künstlerische Ambitionen nicht vorhanden waren. Ich besuchte die Klosterschule der Schulschwestern, und dort beschäftigten wir uns mit Musik. Ich sang im Chor, und man meinte, daß ich Sängerin werden sollte. Meine Musiklehrerin war zu dieser Zeit meine Bezugsperson, sie prägte mich durch ihr Wesen. Nach der Schule arbeitete ich als Sekretärin bei einer Versicherung und nahm Privatunterricht in Gesang, Schauspiel und Ballett. Ich absolvierte alles sehr schnell, um die Bühnenreife zu bekommen. Nach dem ersten Vorsingen wurde ich an das Opernhaus Graz engagiert, wo ich sieben Jahre blieb und alles von der Pike an lernte. Die Palette meiner Rollen war sehr breit. Schon in Graz profilierte ich mich in der Operette, die später mein Leben bestimmte. Seit 1979 bin ich an der Volksoper. Dort entwickelte ich mich von der Soubrette zur Diva. Mit dieser Bühne sind meine großen Erfolge verbunden, was durch die Verleihung des Titels Kammersängerin bestätigt wurde. Seit 1995 bin ich künstlerische Leiterin des Stadttheaters in Baden, wo ich mich auch dem Genre Operette widme.

Zum Erfolg von Elisabeth Kales

Was ist der Schlüssel Ihres Erfolges? Ich glaube, meine Offenheit und die Gabe, mit Menschen gut auszukommen. Ich mag Menschen und versuche mich in die Situation des anderen hineinzudenken. Mir ist wichtig, Menschen nicht zu kränken. Ich lernte zu überlegen, bevor ich etwas sagte. Wichtig ist, Gespräche zu führen, dadurch wird vieles klarer und direkter.Was bedeutet für Sie Erfolg? Für mich ist dies ein vielschichtiger Begriff. Mein beruflicher Erfolg bedeutet für mich, daß ich nach einer Vorstellung zu mir selbst sagen kann, daß alles geklappt hat und ich mein Bestes gegeben habe. Dieser Erfolg drückt sich für mich im Applaus und der Zuneigung des Publikums aus. Als großen persönlichen Erfolg betrachte ich meine Ehe und mein Kind - ein harmonisches Miteinander voller Wärme, Liebe und Respekt. Dieser Erfolg kommt aber nicht von allein, an dem muß jeder arbeiten, und diese Arbeit besteht unter anderem aus Nachgeben und Fordern. Eine sozusagen dritte Art des Erfolgs ist meine Tätigkeit in Baden, bei der ich dafür verantwortlich bin, daß ein Team entsteht, in dem alle zusammenpassen und gerne miteinander arbeiten - denn nur wenn es so ist, kann man künstlerische Leistungen vollbringen.Welche Art der Anerkennung ist für Sie die wichtigste? Die spontane, die ich am gleichen Abend bekomme. Zuwendung des Publikums, Applaus und positive Äußerungen erfüllen mich mit Freude.Woraus schöpfen Sie Kraft? Ausschließlich aus meiner Familie, aus dem Bewußtsein, daß man mich nach der Arbeit zu Hause erwartet. Ich könnte diesen Beruf nicht ausüben, wäre ich allein gewesen. Mein Kind kostet mich - wie jede Mutter - viel Kraft, ist aber auch eine Kraftquelle für mich. Mein Mann stärkt mir den Rücken, wobei wir geschäftliche und gesellschaftliche Aktivitäten nie vermischen. Alles, was ich bin, habe ich nur mir zu verdanken. Energiezuschüsse bekomme ich auch von Freunden, ich lege großen Wert auf den Gedankenaustausch mit ihnen.Haben sich Ihre Ziele im Laufe der Zeit geändert? Als ich begann, war das Ziel, eine neue Rolle zu bekommen - etwas Neues zu entdecken. Die Triebkraft war Neugierde - zu sehen, zu hören, zu fühlen und zu lernen. Heute versuche ich noch dazu jeden Tag von früh bis spät zu genießen. Ich möchte den Erfolg im Beruf halten, was mit der Zeit, wenn man schon einen Namen hat, immer schwieriger wird. Für die Operette möchte ich noch mehr tun.Jeden Schritt, der in dieser Richtung von Kollegen gemacht wird, empfinde ich nicht als Konkurrenz sondern als etwas Positives. Ich möchte etwas bewegen können, ohne die Ellbogentechnik verwenden zu müssen und die Menschlichkeit zu verlieren.