Zur Karriere von Horst Kainz

Wie war Ihr Werdegang?
Nach dem Abschluß der Pflichtschule besuchte ich das Gymnasium in Tulln. Dann absolvierte ich eine kaufmännische Lehre. Im Jahr 1964 übernahm ich, bedingt durch die gesundheitlichen Probleme meines Vaters, den elterlichen Betrieb. In weiterer Folge vergrößerte ich diesen Betrieb beträchtlich. Im Jahr 1979 kaufte ich ein Haus mit einem Betrieb in der Fußgängerzone in Krems. Der elterliche Betrieb, der sich bis zu diesem Zeitpunkt gut entwickelte, stagnierte. Im August 1989 entschied ich mich, einem Teil meines Geschäftes in der Fußgängerzone an die Firma Humanic zu vermieten. Ab 1991 entwickelte sich der elterliche Betrieb in Kirchberg nicht mehr. Der Grund war die neu dazugekommene Konkurrenz in Form einer BILLA-Filiale. Im Jahr 1992 vermietete ich diesen Betrieb an die Firma Schlecker. Ich behielt mir aber einen kleinen Teil für ein Geschäft mit Zeitschriften und Lottoannahmestelle. Seit 1991 betreibe ich ein Geschäft mit Weißware in der Fußgängerzone in Krems.

Zum Erfolg von Horst Kainz

Was ist für Sie persönlicher Erfolg? Für mich ist es persönliche Zufriedenheit, und nicht das Bestreben immer größer zu werden. Meine Mutter erklärte mir ganz plausibel die persönlichen Nachteile eines Filialbetriebes, und sie hatte recht damit.Was ist das Rezept für Ihren Erfolg? Zufrieden kann man nur dann sein, wenn man die Konsumbedürfnisse zurücksteckt. Ich befriedige meine Bedürfnisse mit Verstand und mit Gefühl. Ich bin der Meinung, daß man nicht bei allen nur erdenklichen Trends dabeisein muß. Ich bin extrem bodenständig und versuche Streß zu vermeiden. Ich fahre gerne mit dem Rad, ich singe in einem Chor und spiele auch Theater. Dies alles gibt mir meine persönliche Zufriedenheit. Dieses erlangen der Zufriedenheit stellt für mich den persönlichen Erfolg dar.Haben Sie Ihre Tätigkeit angestrebt? Mein berufliches Traumziel war der Beruf eines Technikers oder der des Chirurgen. Ich interessierte mich schon immer für die Technik. Zur Zeit besitze ich drei Oldtimer mit denen ich mich intensiv beschäftige. Zwei Exemplare sind voll funktionsfähig, einer wird soeben restauriert.Spielt Familie beim Erfolg eine Rolle – Welche? Wenn eine Familie intakt ist, ist sie zweifellos eine große Unterstützung am Weg zum persönlichen Erfolg. Um selbst erfolgreich sein zu können, ist es von Vorteil, wenn die Kinder möglichst selbständig sind und nicht laufend Hilfe brauchen. Übrigens habe ich das Gefühl, daß meine Kinder schulisch besser sind als ich. Meine Tochter studierte in kürzester Zeit, bei meinen Sohn ist es so ähnlich. Meine Tochter ist jetzt Lehrerin, mein Sohn wird voraussichtlich Versicherungskaufmann und Immobilienmakler.Nach welchen Kriterien stellen Sie Mitarbeiter ein? Zuerst sehe ich mir das äußere Erscheinungsbild des Bewerbers an. Dann prüfe ich den Bewerber auf seine handwerklichen Fähigkeiten und auf seine mathematischen Kenntnisse. Ich schaue aber auch in die Zeugnisse. Nachdem ich selbst kein besonders guter Schüler war, erscheint mir ein sehr gutes Zeugnis als eher verdächtig. Ich bevorzuge es, bei einem Bewerbungsgespräch mit Lehrlingen, alleine mit ihnen sprechen zu können.Spielen Niederlagen in Ihrer Karriere eine Rolle? Es gab in meiner Karriere einen großen Mißerfolg. Ich eröffnete in einem Kremser Einkaufszentrum eine Filiale. Ich erlitt dort einen beträchtlichen Verlust und stieg aus dieser Vereinbarung mit dem Einkaufszentrum wieder aus.
Woraus schöpfen Sie Ihre Kraft?
Ich lebe und ernähre mich sehr bewußt. Ich treibe etwas Sport und gehe zweimal pro Woche zum Turnen. Im Sommer fahre ich Rad und im Winter gehe ich zum Skifahren. Ich trinke fast keinen Alkohol und ich rauche nicht.Persönliche Zielsetzung, was wollen Sie gerne erreichen? Wenn mein Sohn seine Ziele realisieren kann, werde ich ihm sicherlich dabei helfen und mich eventuell an seinen Unternehmungen beteiligen.
Haben Sie Vorbilder?
Ich habe einige Vorbilder in der Politik aber auch einige im wirtschaftlichen Bereich. Für mich ist dabei besonders interessant, daß die erfolgreichen Persönlichkeiten auch immer wieder an ihre Grenzen stoßen und sich mit noch Besseren auseinandersetzen müssen.Welchen Ratschlag für Erfolg würden Sie gern an die nächste Generation weitergeben? Nach dem heutigen Trend zum Singledasein hoffe ich, daß sich diese Entwicklung wieder ändert. Man sollte wieder zur Institution der Familie zurückfinden. Ich erkenne, daß die heranwachsende nächste Generation sehr gut ausgebildet ist. Das freut mich und ich bin überzeugt, daß sich diese Generation durchsetzen wird. Es wird sich selbstverständlich viel ändern, es wird neue Geschäfte und neue Geschäftstypen geben. Ideal wäre, wenn die Leistungen des Handwerks mehr respektiert und bezahlt würden. Es ist beschämend zu sehen, mit welch minderer Qualität an Personal sich das Handwerk herumschlagen muß, denn fast jeder studiert bereits.