Zum Erfolg von Ann-Elisabeth Wolff
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist schwer zu definieren, weil ich ihn in keiner Weise angestrebt habe. Er ist eher ein Ergebnis, das die Umstände mit sich gebracht haben – als mir plötzlich die Leitung dieses Festivals auferlegt wurde, dachte ich nicht an persönlichen Erfolg. Mein Ein und Alles ist nicht der Erfolg sondern, daß dieses Festival stattfindet.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? In erster Linie mein Elternhaus. Ich bin in einem sehr kultur- und kunstinteressierten Umfeld aufgewachsen, also mit Theater, Tanz, bildender Kunst, Musik und Literatur. Entscheidend ist, daß ich ein kontinuierlicher Mensch bin - vor der Wende sind wir ja auch dauerhafter und länger bei einer Sache geblieben, waren nicht zu einem ständigen Wechsel gezwungen. Ich liebe die Musik sehr und habe vorher auch meine Arbeit als Lektorin geliebt. Ausschlaggebend war darüber hinaus jener Moment, als mein früherer Chef, der das Festival geleitet hat, gestorben ist: Ich stand vor der Entscheidung, ein junges Festival, das kurz vor dem dritten Jahr seiner Existenz stand, weiterzuführen. Ein sehr wesentlicher Faktor war die Begegnung mit meinem späteren Kollegen Michael Freundt, der als Pressereferent begann und das Festival allmählich mit Sorgfalt und Intelligenz aufgebaut hat. Wir haben zusammen das Festival an den Punkt gebracht, an dem es heute ist.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Die Jahre von 1998 bis 2000 waren jene Zeit, in der wir uns in die Riege der großen europäischen Festivals aufschwingen konnten.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Geprägt wurde ich durch meinen langjährigen Freund Werner Stiefe und darüber hinaus durch den erwähnten Kollegen Michael Freundt, mit dem ich eine sehr angenehme Arbeitsbeziehung habe.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Man braucht ein Team, um gute Arbeit leisten zu können - unseres ist eigentlich fast zu klein für ein so großes Festival. Ich mache mir sehr viele Gedanken über unsere Personalstruktur, die über die Jahre gewachsen ist. Meine Mitarbeiter sind schon lange dabei. Das Team ist die Grundlage.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Ich stehe nicht oft vor der Situation, eine Auswahl treffen zu müssen. Voraussetzung ist, daß sich der Bewerber vollkommen für das Festival einsetzt und beim Arbeiten nicht auf die Uhr schaut, weil unser Arbeitspensum nicht in der normalen Arbeitszeit zu schaffen ist, obwohl wir es versuchen. Ich erwarte in erster Linie Kollegialität und integere Mitarbeit auf einer gemeinsamen Wellenlänge.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Jeder sollte einen festen Arbeitsbereich haben, für den er verantwortlich ist, auch mit relativ eigener Zeiteinteilung, je nach Veranlagung und Notwendigkeit.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Nach so vielen Jahren der gemeinsamen Zusammenarbeit denke ich, daß sie mich schätzen. Daß ich Dinge manchmal auch sehr hart einfordere, wird, glaube ich, nicht so positiv gesehen, obwohl auch alle wissen, daß es ohne dieses Durchsetzungsvermögen nicht gehen würde.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Wir veranstalten das einzige Festival für zeitgenössisches Theater in den neuen Bundesländern und zeichnen uns durch starke Ausstrahlung und einen hohen Standard aus. Trotzdem steht es finanziell von Jahr zu Jahr auf sehr wackeligen Beinen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich kenne keinen Unterschied zwischen Beruf und Privatleben. Seit ich klein war, bin ich ins Theater gegangen und es tut mir um jeden Tag leid, an dem ich das nicht tue. Ich habe es geschafft, meine große Liebe, das Theater, zum Beruf zu machen, zu fördern und zu ermöglichen, und das bereitet mir große Freude. Da mein Freund ebenfalls am Theater beschäftigt ist, bilden Beruf und Privatleben eine Einheit.Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Ich müßte dringend wieder eine weitere Sprache lernen, aber leider kommt Fortbildung derzeit zu kurz.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Es gibt ein Erfolgsrezept, das euro-scene über die Jahre ermöglicht hat, und das lautet, sich nie auf andere zu verlassen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Ziel ist es, das Festival zu erhalten, obwohl sich nach über zehn Jahren durchaus die Frage stellt, wie lange ich das noch machen möchte. Ich möchte vielleicht in Zukunft ein bißchen Zeit für andere Aktivitäten haben, um mich zusätzlich mit neuen Dingen beschäftigen zu können.
Ihr Lebensmotto?
Der Weg ist das Ziel.