Zur Karriere von Erika Schriefl

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich absolvierte eine Lehre zur Einzelshandelskauffrau in Leoben. Im Anschluß daran widmete ich mich zunächst meiner Familiengründung, bekam zwei Kinder und war bis zum Beginn deren Schulzeit großteils zuhause tätig, nebenbei arbeitete ich zeitweise an der Mautstelle der Phyrnautobahn und später halbtags in meinem Beruf als Kauffrau. Später bat mich ein Bekannter öfter darum, an seiner Tankstelle auszuhelfen. Die Leitung dieser Tankstelle wurde nach einiger Zeit vakant, daher überlegte ich, diese gemeinsam mit meinem Mann, der Mechaniker ist, zu übernehmen. Mein Mann wollte jedoch an seinem Arbeitsplatz nicht kündigen, die Leitung wäre uns jedoch nur zu zweit übergeben worden. Nachdem aber andere Bewerber für den Eigentümer nicht zufriedenstellend waren, wurde mir das Angebot, abermals gemacht und ich übernahm 1991 einen Pachtvertrag für diese Tankstelle. Ich führte diese dann gemeinsam mit meiner Tochter, die zu diesem Zeitpunkt gerade ihre Ausbildung beendet hatte. Im nächsten Jahr vergrößerten wir unseren Verkaufsbereich und 1995 begann auch mein Sohn nach seiner Berufsausbildung im Betrieb zu arbeiten. Schließlich trafen wir 1998 die Entscheidung, die Tankstelle komplett umzubauen und wiederum zu vergrößern. Mittlerweile beschäftige ich neben meinen Kindern drei weitere Angestellte.

Zum Erfolg von Erika Schriefl

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Für mich war das Streben nach finanziellem Erfolg und sozialem Ansehen stets zweitrangig. Mir ist es wichtig, daß ich von meiner Arbeit leben kann und Spaß daran habe. Durch die Selbständigkeit kann ich mir meine Arbeit besser einteilen als dies in einem Angestelltenverhältnis möglich wäre. Daß ich dabei auch meine Kinder um mich haben kann, ist ein Umstand, der mich glücklich macht.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich kann mich nur mit einigen Vorbesitzern dieser Tankstelle vergleichen, was mir zeigt, daß ich einiges besser zu machen scheine. Ich bin glücklich, diese Tankstelle seit mittlerweile zehn Jahren zufriedenstellend zu leiten.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Wir legen großen Wert auf Sauberkeit und Freundlichkeit. Dafür sind wir mittlerweile bekannt. Es ist nicht selbstverständlich, daß man sanitäre Einrichtungen bei Tankstellen gern benutzt. Wenn jemand einen Wunsch hat, versuchen wir diesen gerne zu erfüllen. Unser Engagement hat sicherlich dazu beigetragen, daß unsere wirtschaftliche Situation eine gute ist.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
In unserer Branche sehe ich nicht, daß geschlechtsspezifische Unterschiede gemacht werden. Unser Konzern gibt klare Vorgaben. Von wem diese erfüllt werden, ist nicht von Bedeutung. In unserem Geschäftsbereich arbeiten jedoch meist Paare zusammen.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
In den ersten Jahren mußten wir viele Investitionen tätigen. Nachdem wir jedoch das erste Mal Gewinn machten, war ich sehr stolz. Nach einigen Jahren konnten wir finanziell zufrieden sein. Seit meiner Übernahme der Tankstelle konnten wir den Treibstoffverkauf verdreifachen.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Für mich war es keine leichte Entscheidung, diese Tankstelle zu übernehmen. Es schließlich doch zu tun, war richtig.
Ist Originalität oder Imitation besser um erfolgreich zu sein?
In unserem Dienstleistungsbetrieb kommt es in erster Linie darauf an, auf Kundenwünsche entsprechend zu reagieren. Dabei spielt eigene Kreativität eine eher untergeordnete Rolle.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ich ging immer meinen eigenen Weg.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Seitens unseres Konzerns erhielt ich Bestätigung und Auszeichnungen für meine Arbeit. Auch die Tatsache, daß meine Kinder den Betrieb einmal übernehmen wollen, wenn es die gesamtwirtschaftliche Situation zuläßt, bedeutet für mich Anerkennung.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Meine Bekannten zollen mir Respekt für meine selbständige Tätigkeit.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Jeder Mitarbeiter hat seine persönlichen Aufgaben, auf deren Erledigung ich mich voll und ganz verlassen kann. Ohne meine Mitarbeiter könnte ich selbst nicht erfolgreich sein.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Der erste Eindruck ist mir sehr wichtig und hat sich bis jetzt meistens bestätigt. Neben einer kaufmännischen Lehre achte ich auf ein freundliches Auftreten und Teamfähigkeit.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich versuche, auch alle nicht-familiären Mitarbeiter in unseren Familienbetrieb zu integrieren. Wir feiern die Geburtstage aller Kollegen gemeinsam. Darüber hinaus lobe ich besondere Leistungen.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Ich denke, ich werde von allen als Mensch sowie auch als Autorität akzeptiert und respektiert. Manche meinen, ich wäre oft zu freundlich oder dürfe mir manches nicht gefallen lassen. Ich bin aber charakterlich eher ein konsensorientierter Mensch.
Wie ist Ihr hierarchischer Strukturkoeffizient?
Unser Betrieb ist nicht auf hierarchischen Strukturen aufgebaut.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Zu unseren Stärken zählt vor allem unser Ordnungssinn. Die Wirtschaftskammer beurteilt jährlich Tankstellen und wir erhielten stets die goldene Medaille.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Ich war bis jetzt immer fair und habe noch nie versucht, der Konkurrenz Kunden abzuwerben. Mit einigen Kollegen verbindet mich auch ein freundschaftliches Verhältnis.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich verbringe mit meiner Familie auch während der Arbeit viel Zeit, was ich sehr genieße. Zuhause fällt nur selten ein Wort über die Arbeit.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Anfangs besuchte ich viele Seminare und die dreimonatige firmeneigene Akademie, denn ich wollte mir wirtschaftliches Wissen aneignen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte weiterhin erfolgreich arbeiten und das Unternehmen später an meine Kinder übergeben.