Zur Karriere von Hermann Lemberger

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach meiner Schulausbildung wurde ich für den deutschen Tochterbetrieb eines amerikanischen Maschinenbauunternehmens tätig, wo mir dieses mittelgroße Unternehmen im Rahmen eines Jobrotating umfassend nähergebracht wurde. Der Einblick in alle Abteilungen ermöglichte mir erste Karrierechancen. Nach neuneinhalb Jahren arbeitete ich als kommissarischer Einkaufsleiter, da ich von meinem Vorgesetzten enorm gefördert wurde. Dieser wechselte jedoch das Metier, und seine Stelle wurde nicht mit mir besetzt, da ich der Firma zu jung erschien, obwohl man mit meinen Leistungen sehr zufrieden war. Zu dieser Zeit war mein Wunsch nach Selbständigkeit schon ausgeprägt, und ich war durch diese Vorgangsweise in meiner Eitelkeit gekränkt, daher beschloß ich, das Unternehmen zu verlassen und mich selbständig zu machen. Ich war bereits mit dem Bereich der Wälzlager und dabei insbesondere mit der Problematik der unterschiedlichen Normen vertraut, was damals viele deutsche Firmen, die von amerikanischen Zulieferern abhängig waren, betraf. Man kaufte nicht nach Preis, sondern nach Lieferbarkeit, wodurch enorme Geldmittel verschwendet wurden. So entstand die Idee, mich als Berater zu versuchen. Die amerikanische Firma Torrington, ein Wälzlagerhersteller, bot mir an, die Distribution ihrer Produkte für Europa zu übernehmen, da ich mit diesen vertraut war. In Folge brachte mich das zur Luftfahrtindustrie, was mir bald lukrative Händlertätigkeiten einbrachte. Seit der Gründung meiner eigenen Firma im Jahr 1977 war ich für einige Fremdfirmen tätig, was sich im Jahr 1981 änderte. Ich arbeitete von diesem Zeitpunkt an nur mehr für meinen eigenen Betrieb, mußte meine ersten Angestellten aufnehmen, erfuhr einen Entwicklungsschub, baute die Firma aus und konzentrierte mich anfangs auf die Exportländer Tschechoslowakei und Schweden. Es kam dann ein Geschäftsmann auf mich zu, der selbst im Bereich des damaligen Ostblocks tätig war und mir eine Partnerschaft anbot, was sich zu einer äußerst fruchtbaren Zusammenarbeit entwickelte. Wir vergrößerten uns stetig, und so beschäftigten wir im Jahr 1989 bereits 35 Mitarbeitern und hielten Beteiligungen an anderen Firmen. Es folgten weitere Beteiligungen sowie die Expansion in die neuen Bundesländer. Mittlerweile standen 1.500 Mitarbeiter auf meiner Payroll, ehe unsere gesamte Branche einen enormen Einbruch erfuhr, der mich aufgrund mangelnden Vertrauens der Banken trotz meiner guten Ergebnisse mitriß. Meine Auftragsbücher waren voll, nur hatte ich Probleme, diese vorzufinanzieren. Ich verkaufte also meine Produktionsstätten in Ungarn, Frankreich, England und Deutschland und versuchte, einen Grundstock zu erhalten. Heute arbeite ich mit einem großen amerikanischen Partner zusammen, was mir ermöglicht, ohne Abhängigkeit von Banken zu agieren und trotzdem eigenverantwortlich zu arbeiten, was mir enorm wichtig ist.

Zum Erfolg von Hermann Lemberger

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Wenn ich mit meinen Ideen Probleme lösen und dabei meine Kunden zufriedenstellen kann, bin ich zufrieden mit mir und meiner Arbeit.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Für meine Maßstäbe sehe ich mich heute wieder als sehr erfolgreich, obwohl es eine lange Durststrecke gab.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Mein starker Wille war sicherlich die Grundlage für meinen Erfolg.Wie begegnen Sie den Herausforderungen des beruflichen Alltags? Ich begegne Problemen mit einer großen Gelassenheit und einer grundsätzlich positiven Einstellung.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Originalität ist immer notwendig, um sich von anderen abzuheben. Als Imitator ist man stets zweiter.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Es gibt einige Patente, auf die ich stolz bin, und ich wurde auch von einigen amerikanischen Firmen als Selfmademan bezeichnet, was mir ebenfalls eine Ehre ist. Die schönste Anerkennung bekomme ich jedoch von meiner Familie.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
In Zukunft werden wir unsere Kompetenzen in der Breitenproduktion verlieren und uns auf Entwicklung und Forschung konzentrieren.Welche Rolle spielen Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg? Die Mitarbeiter sind nur so gut, wie man selbst ist. Man muß seinen Mitarbeitern Verantwortung übertragen können, was nicht immer leicht ist. Im Endeffekt sind zehn Prozent der Mitarbeiter für einen Betrieb wirklich wichtig, da diese durch Eigenengagement den Betrieb voranbringen. Fehler muß man als Chef mitverantworten können.
Wie ist Ihr hierarchischer Strukturkoeffizient?
Heute arbeiten wir mit wenigen Mitarbeitern in einem eher freundschaftlichen Klima.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich kann glücklicherweise selbst planen, wie ich meine Zeit einteilen will, und so gelingt mir die Kombination von beiden Lebensbereichen ganz gut.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Man sollte lernen, sich immer wieder selbst in Frage zu stellen und sich seiner Stärken und Verantwortungen bewußt zu werden. Verliert man den Realitätsbezug, ist es schwer, sich wiederzufinden.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Das Wichtigste ist mir, mein Seelengleichgewicht in Balance zu halten.
Ihr Lebensmotto?
Sich selbst nicht so wichtig nehmen.

Diverse Patente.