Zur Karriere von Werner Dohr

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Meine schulische Ausbildung umfaßte Volks- und Hauptschule sowie ein Jahr im polytechnischen Lehrgang. Mein Vater wollte, daß ich Mechaniker werde. Ein Großonkel, der die Schrecken und den Hunger im Krieg miterlebt hatte, riet mir immer dazu, Bäcker oder Fleischhauer zu werden. Er meinte, ich würde dann immer davon leben können, denn Brot und Fleisch brauche jeder. Das hat sich mir so eingeprägt, daß ich die Bäckerlehre begann und sie erfolgreich absolvierte. Zum Fleischhauer war ich nicht geeignet, da ich aus Tierliebe kein Tier schlachten könnte. Nach der Gesellenprüfung arbeitete ich zehn Jahre lang in Deutschland. Meine Ziele waren schon immer, eine Familie, eine eigene Firma und einen Mercedes zu besitzen. Diese habe ich nun erreicht. Während meines Deutschlandaufenthaltes begann ich in Wolfsberg mit dem Hausbau. Auch meine Frau, eine Steirerin, habe ich bereits in Deutschland kennengelernt und 1985 in Wolfsberg geheiratet. In jedem Urlaub waren wir mit dem Hausbau beschäftigt. Als unsere Tochter ins schulpflichtige Alter kam, kehrten wir nach Wolfsberg zurück. Ich arbeitete in einer Bäckerei, war aber ständig auf der Suche nach einer Gelegenheit zur Selbständigkeit. Als ich eigentlich nicht mehr damit gerechnet hatte, erfuhr ich, daß der Besitzer einer Bäckerei aufgrund wirtschaftlicher Probleme sein Geschäft aufgeben wollte. Gegen den Widerstand sämtlicher Familienmitglieder erwarb ich das Geschäft im Dezember 1992, indem ich als Sicherheit für einen Kredit alles einsetzte, was ich besaß, auch das Haus. Meine Frau fand sich mit dem Erwerb bald ab und trug von da an alles mit. Sie arbeitet bis heute an meiner Seite. Es war mein unbedingter Wille zur Selbständigkeit, der mich über alle Warnungen hinweg diese Entscheidung treffen ließ. Während es bei mir ständig bergauf ging, mußten bereits zwei meiner Konkurrenten ihre Geschäfte schließen.

Zum Erfolg von Werner Dohr

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist, wenn es mir gelingt, meine Ziele zu erreichen. Das habe ich geschafft.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, denn was ich mir heute aufgrund des Erfolges leisten kann, wäre mir als Angestellter nicht möglich gewesen.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Vor allem der Fleiß und die Unterstützung meiner Frau. Auch der sehr persönliche Umgang mit den Kunden - manche kommen vor ihrem Urlaubsantritt ins Geschäft und verabschieden sich - trägt zum Erfolg ebenso bei wie die gute Qualität unserer Backwaren.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Nach den sechs Anfangsjahren in diesem Geschäft, als der finanzielle Druck nachließ. Die Schulden waren hoch, dazu kamen die Gehälter mit Urlaubs- und Weihnachtsgeld, das ließ keinen Gewinn zu.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Als ich meine Unterschrift unter den Kaufvertrag gesetzt hatte, Unmittelbar davor überkam mich noch Angst und das große Zittern, denn mir wurde bewußt, daß ich alles, was ich besaß, aufs Spiel gesetzt hatte. Doch es hat sich erwiesen, daß meine Entscheidung erfolgreich war. Eine Situation, in der ich hingegen falsch entschieden habe, war, als ich die Gelegenheit verpaßte, eine Lokalität mit Bäckerei und Gasthaus ohne Ablöse zu erwerben. Heute bereue ich das.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Geprägt hat mich mein Großonkel, der mir immer dazu geraten hat, Bäcker oder Fleischhauer zu werden.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Ich würde es begrüßen, wenn unter den Kollegen mehr Miteinander als Gegeneinander herrschen würde. Besonders wichtig wäre ein gemeinsames Vorgehen gegen die Großabnehmer, die mit uns Bäckern machen können, was sie wollen.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Einen sehr großen Anteil am Erfolg haben meine guten Mitarbeiter.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Ich lasse Bewerber erst einmal einige Tage probearbeiten. In dieser Zeit sehe ich sie mir genau an, und auch die Bewerber können dann entscheiden, ob der Platz für sie der richtige ist.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Die Qualität und die Frische. Wir backen jeden Tag, und ein Teil der nur einen Tag alten Ware wird als solche gekennzeichnet und den Kunden zum halben Preis angeboten.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Zur Selbständigkeit muß man die Einstellung haben, die ich hatte, also einen unbedingten Willen. Wer diesen nicht hat, sollte es bleiben lassen und sich eine gute Anstellung suchen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich werde wohl noch weitere 20 Jahre arbeiten müssen, obwohl ich schon die Zeit herbeisehne, in der ich nicht mehr so früh aufstehen muß. Dann hoffe ich, daß mein 13-jähriger Sohn einmal das Geschäft übernehmen wird. Ich werde dafür sorgen, daß er dann ein schuldenfreies und gut gehendes Geschäft übernehmen kann.