Zur Karriere von Irene Lorenz

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich besuchte bis 1965 das Gymnasium, brach die Schule ein Jahr vor der Matura ab, heiratete und war zwei Jahre lang zuhause. Ab 1967 trat ich in die Firma meiner Eltern ein und übernahm die Firma 1980, nachdem mein Vater gestorben war. Meine Mutter war noch bis zu ihrem Tod im Jahr 2001 in ihrem einundneunzigsten Lebensjahr im Betrieb tätig. Die Firma war von meinem Urgroßvater väterlicherseits aufgebaut worden. Ursprünglich existierte ein Tapetengeschäft Schmidt & Sugg in der Rotenturmstraße. Die Firma gab es ab ca. 1848. 1853 erfolgte die Gründung der Firma Friedrich Otto Schmidt, deren Showrooms im Palais Ratibor in der Singerstraße waren. Die Werkstätten waren in der Eisengasse, der heutigen Michelbeuerngasse, wo sie bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges blieben. In den späten Achzigerjahren wurde das Haus in der Währinger Straße 28 angemietet und nach 1890 gekauft. Seit dem Zweiten Weltkrieg befindet sich auch die Werkshalle mit 1.500 m Fläche an diesem Standort. Mein Ehemann, mein Sohn und eine meiner Töchter, welche die Buchhaltung führt, sind ebenfalls in der Firma tätig. In Japan wurde eine Filiale gegründet, mein Ehemann und mein Sohn befinden sich zur Zeit in der neuen Firma.

Zum Erfolg von Irene Lorenz

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich bin nicht extrem ehrgeizig, aber ein besonderer Abschnitt war ein großer Auftrag aus Malaysien. Der Sultan von Perak, einer von neun Sultanen, aus deren Mitte alle fünf Jahre der König gewählt wird, ließ nach seiner Krönung seinen Sultanspalast umbauen und teilweise einrichten. Der Umbau dauerte sechs Monate lang, zwanzig Tonnen Luftfracht mit 9.000 Metern Stoffen wurden geliefert. Die königliche Verbindung begann mit einer Tischwäschebestellung. In Folge bekamen wir den Auftrag, den Königspalast in Kuala Lumpur umzubauen. Die Vorbereitungen waren schon getroffen, als die damalige Umweltministerin Marlies Fleming in Brasilien einen Strafzoll auf Tropenhölzer beschloß. Die Asiaten verstanden das nicht und der König konnte nicht bestellen, da sich die Zeitungen dieses Themas annahmen. Dadurch entgingen uns fünfzig bis sechzig Millionen Schilling und der Markt war komplett ruiniert. Später konnten wir in Japan ein kleines Schloß Belvedere samt Konzertsaal bauen, was von der Grundsteinlegung bis zur Übergabe nur vierzehn Monate benötigte.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Teilweise ja, solange die Firma besteht, muß ich erfolgreich sein.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Ja, durch die Doppelbelastung durch Familie und Beruf, wobei ich glücklicherweise die Möglichkeit habe nahe bei meinem Arbeitsplatz zu wohnen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ja, meine Eltern begleiteten meine ersten beruflichen Schritte.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Unbedachte Aktionen wie der erwähnte Schnellschuß von Frau Minister Fleming sind problematisch.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Das ganze Leben sollte eine einzige Fortbildung sein. Welche sind die Stärken des Unternehmens? Unsere Firma hat den Ruf, konservativ zu sein, das stimmt aber nicht, wir bieten auch sehr moderne Ausstattungen. Wir leben von Mundpropaganda, machen keine Werbung. Wir stellen nichts Extremes her, sind immer zeitlos. Qualität hält zu lange, um sie kurzlebig zu machen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Es ist fast unmöglich, ganz abzuschalten und eine enorme Organisation nötig. Welchen Rat möchten Sie der nächsten Generation weitergeben? Wichtig ist, die Qualität und das Service zu erhalten, ansonsten wäre es besser den Job zu beenden. Man muß sich klar sein, daß es schon sehr schwierig ist, den vorhandenen Status zu erhalten, noch schwieriger, ihn zu erhöhen und dagegen ganz leicht, schnell abzustürzen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich bin ganz zufrieden, wenn es zumindest so bleibt. Das Geschäft läuft gut.