Zur Karriere von Regina Tichy

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Mein Berufswunsch war immer schon
Maskenbildnerin, obwohl alle meinten, er wäre utopisch. So absolvierte ich nach Abschluß der Modeschule Michelbeuern von 1991 bis 1994 die Lehre zum Friseur und Perückenmacher bei der Firma Schützenauer in Wien, war danach als Friseurin tätig und bildete mich parallel dazu als außerordentliche Schülerin im Bereich Kosmetik und Schönheitspflege bei Beauty Appeal, Linda Böhm weiter. Bereits nach Abschluß der Friseurlehre bewarb ich mich bei sämtlichen Theatern, bekam aber in meinem Traumberuf keinen Job, deshalb lernte ich in der Zwischenzeit alles, was mit dem Thema Maske, Frisur, Mode und Schönheit zu tun hat. Nach Ablegung der Lehrabschlußprüfung 1996 wurde ich letztendlich als Maskenbildnerin beim Bundestheaterverband (Wiener Staatsoper) aufgenommen, wo ich zuletzt zweite Ballettchefin war. Um auch die andere Seite kennenzulernen, ging ich in dieser Zeit auch selbst ein dreiviertel Jahr als Sängerin und Tänzerin auf Tournee. Neben meiner Anstellung war ich auch als Freelancer für den ORF (Starmania, etc.), verschiedene Theaterproduktionen und -tourneen, Festspiele (Seefestspiele Mörbisch, St. Margarethen, etc.), Events (u.a. Life Ball) sowie für Fotografen und Filmproduktionen tätig und wirkte bei Workshops, Schulungen und Seminaren (L'Oréal, Wiener Volkshochschulen) mit. Im März 2003 gab ich meine Anstellung auf und bin seither ausschließlich selbständig tätig. Trotz aller Unkenrufe gelang mir dieser Schritt ausgezeichnet, und ich bin bereits nach einem Jahr auf Monate ausgebucht. Neben meiner Lehrtätigkeit an der Volkshochschule berate ich auch Privatkunden, mache Ball- und Hochzeitsstyling, Künstlerbetreuung (Ariola) für Interviews, arbeite mit Kosmetikunternehmen und Fotographen zusammen und wirke bei den verschiedensten Anlässen, bei denen man meine Dienste benötigt, mit.

Zum Erfolg von Regina Tichy

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, positives Feedback von meinen Kunden zu bekommen. Das gibt mir Bestätigung und Anerkennung.

Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, obwohl man immer einiges besser machen könnte, bin ich sehr zufrieden.

Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Durch meine vorherige Tätigkeit bei der Staatsoper hatte ich beim Schritt in die Selbständigkeit natürlich eine gute Referenz. Ich habe an meiner Tätigkeit auch echte Freude und liebe es zu sehen, wie ich Menschen verschönere.

Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Die Schwierigkeiten dabei sind stark berufsbedingt und spielen auch ins Private hinein, wenn man beispielsweise als Frau auf Tournee ist und durch seine Tätigkeit zwangsläufig einen engen Kontakt mit seinen Kollegen kommt. Das führt nicht nur innerhalb des Ensembles und unter Kollegen zu einem Konkurrenzdenken, sondern ist auch in einer Partnerschaft eine schwierige Situation, die das Verständnis des Partners bedingt. Der Konkurrenzneid ist besonders unter Frauen in diesem Beruf ziemlich ausgeprägt und kann in einen jahrelangen Groll ausarten. Ich denke, unter Männern wird so etwas eher offen ausgesprochen; Mißverständnisse unter Männern werden schneller bereinigt.

In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Ich denke immer lange über eine Entscheidung nach, wäge die Faktoren ab und entscheide letztendlich sehr spontan.

Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ich hatte eine Kollegin in der Staatsoper, die mir immer wieder mit konstruktiver Kritik half. Wenn man von seinem Traum überzeugt ist braucht man aber keine Vorbilder, sondern muß seinen eigenen Weg definieren.

Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Meine Stärken sind meine Ehrlichkeit in puncto Machbarkeit, Flexibilität und die Kreativität, mit der ich mir für meine Kunden immer wieder etwas Neues einfallen lasse. Durch mein Einfühlungsvermögen entsteht auch eine gewisse persönliche Beziehung zu meinen Kunden.

Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Eine Trennung von Beruf und Privat ist nur zum Teil möglich, zu einem großen Teil verwischen sich die Grenzen. Das kommt sehr auf die Situation an.

Wie viel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Solange ich nicht in meinem Wunschberuf arbeiten konnte, nutzte ich jede Gelegenheit , um mich in dieser und ähnlichen Branchen weiterzubilden. Ich besuchte zahlreiche Schnitt-, Typ- und Farberatungsseminare und ähnliche Kurse, um mir von allem ein bißchen anzueignen. All das half mir in meinem späteren Beruf enorm weiter, da zur Maske auch die ganze Persönlichkeit samt der Mode zu zählen ist.

Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich rate jedem dazu, nie aufzugeben und seinen Traum zu verwirklichen, egal wie viele Steine ihm in den Weg gelegt werden. Ich habe unzählige Bewerbungen geschickt und immer wieder Absagen bekommen, ehe ich meine Chance bekam. In der Zwischenzeit habe ich mich weiter gebildet, Erfahrung gesammelt und meine Bewerbungen immer weiter verfeinert. Eine gute Ausbildung ist jedenfalls die Basis für Erfolg.

Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Es soll mir nie schlechter gehen als jetzt. Ich möchte meine Kunden weiter so betreuen, daß sie mit meiner Arbeit zufrieden sind, und meinen Beruf auch künftig mit Liebe und Kreativität fortsetzen können. Ich möchte weder ein Geschäft noch Angestellte, sondern weiterhin die Freiheit haben, selbständig gestalten zu können, ohne mich zu sehr um organisatorische Angelegenheiten kümmern zu müssen.